Gerd Robanus über eine folgenschwere Falschinformation
Maintaler soll „Wahlalternative 2013“ mitbegründet haben
Der ehrenamtliche Maintaler Stadtrat Gerd Robanus wird im Internet als Mitbegründern der „Wahlalternative 2013“ genannt. Eine Falschinformation, die bis heute an ihm kleben bleibt. In unsere Zeitung erzählt er, wie es zu dem folgenschweren Missverständnis kam.
Maintal – Manch einer fährt der Liebe und der Hoffnung wegen nach Paris, bei Gerd Robanus war es die Enttäuschung und die Hoffnung – auf einen politischen Neuanfang. Aber der entpuppte sich für ihn alsbald als eine neue Enttäuschung. Der heutige ehrenamtliche Maintaler Stadtrat soll vor zehn Jahren zu den Mitbegründern der „Wahlalternative 2013“ gezählt haben, die als Keimzelle der rechtsextremen AfD (Alternative für Deutschland) gilt – zumindest laut verschiedener Medien und dem Online-Lexikon Wikipedia„Das stimmt nicht“, sagt Robanus dieser Zeitung.
„Fand meine Meinung wieder“
„In Artikeln hatte ich die Position des Wirtschaftsprofessors Bernd Lucke zur EU und zum Euro gelesen und fand darin meine Meinung wieder“, berichtet Robanus über den ersten Kontakt mit dem späteren Gründer und Spitzenkandidaten der AfD. Die Politik der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Rettung der Gemeinschaftswährung, die wegen EU-weiter Staatsschulden- und der Bankenkrise ins Trudeln geriet, hatte den Maintaler Robanus so wie Lucke in Zweifel getrieben. Robanus verließ ob der Unzufriedenheit die CDU und den Bundesvorstand der CDU-Mittelstandsvereinigung.
Persönliches Treffen mit Bernd Lucke
„Aus der Zeitung hatte ich erfahren, dass er mit seinen Reden gegen die Euro-Politik Säle zum Toben brachte, da wollte ich ihn natürlich mal persönlich treffen“, sagt Robanus. Die Verbindung zu Lucke ergab sich über einen Bekannten. Der Hamburger Ökonomieprofessor weilte jedoch seinerzeit wegen einer Gastvorlesung an einer Pariser Universität. Robanus fuhr nach Paris und hatte sein Gespräch mit Lucke. „Mich interessierten hauptsächlich seine Ansichten zur Euro-kritischen Wirtschaftspolitik“, sagt Maintals früherer Erster Stadtrat (1995 bis 2001).
Aber dann gab es an Robanus noch ein Angebot. „Ich erbat eine Woche Bedenkzeit, ob ich mitmache“, sagt der Maintaler. Es sei um die Gründung der „Wahlalternative 2013“ gegangen. In einem damaligen Bericht der Zeitung „Die Welt“ hieß es dazu: „Die Wahlalternative sei keine Partei, sondern werde sich bei der Bundestagswahl den Freien Wählern anschließen.“ Laut Robanus sei es letztlich „nur ein Gedankenmodell geblieben“, das am 6. Februar 2013 in Oberursel zur Entstehung der AfD geführt habe.
Als Generalsekretär genannt
So viel Zeit zum Überlegen, wie mit Lucke vereinbart worden sei, habe er dann doch nicht gebraucht. Nicht nur weil Robanus für sich einen freien Geist beansprucht, der auch schon mal mit Gedanken der Links-Partei sympathisiert, wie er sagt. „Als ich aus Paris zurück war, rief mich ein Bekannter an. ‚Spinnst Du?*, sagte der zu mir“, erzählt Robanus von der Zwangsvereinnahmung. „Lucke hatte kurz nach meiner Abreise die Homepage zur ‚Wahlalternative 2013’ freigeschaltet. Ohne mich zu fragen, wurde ich dort schon als Generalsekretär genannt“, so Robanus. Ebenso ungefragt sei der Bad Nauheimer Norbert Stenzel als Schatzmeister aufgeführt worden. Während Robanus im Telefonat mit Lucke die sofortige Löschung des Eintrags gefordert habe, sei Stenzel später tatsächlich einer der Gründungsväter der AfD geworden.
Der 75-jährige Stenzel bemerkte Anfang des Jahres in einem ZDF-Interview zum zehnjährigen Bestehen der Partei reuig: „Das Baby AfD, das wir damals gegründet haben, ist leider missraten.“ Dieser Zeitung erklärt Stenzel, der 2016 austrat: „Gerd Robanus hatte es sich schon auf der Rückfahrt aus Paris anders überlegt. Er gehörte somit nicht zum Gründerkreis der Wahlalternative oder gar der AfD.“
Falschinformation vermittle ein falsches Bild
Warum er, Gerd Robanus, seinerzeit etwa in der „Welt“ und noch heute in der Online-Enzyklopädie Wikipedia neben Bernd Lucke, Konrad Adam und Alexander Gauland als Mitinitiator der Wahlalternative 2013 aufgezählt wird, kann er sich nicht erklären. Möglicherweise habe dies etwas mit Luckes damaliger Internetseite zu tun. Die Falschinformation sei aus dem Netz und den Medien wohl nicht mehr herauszubekommen, sie vermittle zudem ein falsches Bild, in welchem Verhältnis er zu den damaligen Protagonisten gestanden habe, sagt Robanus. Adam habe er nur zwei Mal in Frankfurt zu einem Gespräch über den Euro getroffen („wir waren per Sie“) und Gauland sei er lediglich lange zuvor, im Jahr 1988, beim Landesparteitag der CDU begegnet, so Robanus abschließend.
Von Detlef Sundermann