Stress und höhere Herzfrequenz

Smartphone, Mama, Papa, Baby: Wie beeinflusst die Handynutzung der Eltern Säuglinge?

  • Carina Blumenroth
    VonCarina Blumenroth
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Das Smartphone gehört für viele fest zum Alltag – Eltern müssen jedoch wachsam sein, denn die eigene Handynutzung kann dem Baby schaden.

Mal eben die Uhrzeit checken, schon einmal schauen, wann die nächste Bahn fährt oder nur kurz dem Partner eine Nachricht schreiben – das Smartphone ist schnell gezückt. Wenn das Handy gerade eh schon entsperrt ist, kann es ja nicht schaden auch kurz die sozialen Medien wie Instagram oder TikTok zu checken, oder? Wenn Mama oder Papa auf das Smartphone starren, erstarrt die Mimik. Bereits das „Still Face Experiment“ aus den 1970er-Jahren des Entwicklungspsychologen Dr. Edward Tronick zeigte, dass das beängstigend für das Baby ist, informiert Mampa.eu. Doch was bedeutet die Handynutzung der Eltern für Babys konkret?

Babys brauchen Eltern, um Emotionen zu kontrollieren

Das Smartphone ist nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Eltern sollten aber auf die Nutzung vor ihren Babys achten. (Symbolbild)

Die emotionale Bindung zwischen Eltern und ihrem Kind bleibt idealerweise ein Leben lang – aufgebaut wird sie durch Bonding. Im Bindungsprozess reagieren Eltern mit Fürsorge, Liebe und Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse des Babys – so kann das Kind das Urvertrauen aufbauen. Das gelingt beispielsweise durch Hautkontakt, Kommunikation, Aufmerksamkeit, Stillen, reduzierte Reize oder das Tragen des Babys. Das Smartphone kann dabei ein Störfaktor sein.

„Durch die Nutzung des Smartphones kann es passieren, dass die Kontaktversuche des Säuglings nicht bemerkt werden. Nehmen wir an, er möchte spielen oder braucht Trost. Durch die geteilte Aufmerksamkeit kann darauf nicht oder nur unverhältnismäßig oder zu spät reagiert werden“, sagt auch Nora Zimmer, Kindheitspädagogin, in einem früheren Beitrag auf der Seite der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg). Das könne den Säugling enttäuschen, verängstigen, irritieren oder traurig machen.

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Kindheit im Wandel der Zeit: Was der Nachwuchs heute kaum mehr kennt und frühere Generationen feiern

Weißbrot in Eiermilch
„Arme Ritter“ zum Frühstück – Viele Erwachsene erinnert die Süßspeise aus altem Weißbrot an ihre Kindheit, die schon zur Römerzeit bekannt gewesen sein soll. „Arme Ritter“ werden in Eiermilch getunkt, in der Pfanne angebraten und zum Schluss mit Zimt und Zucker bestreut. Was früher regelmäßig verspeist wurde, kennen so manche Kinder von heute in Anbetracht einer möglichst gesunden Ernährung, die propagiert wird, wohl eher weniger. © imageBROKER/Katharina Hild/Imago
Frau schmiert ein Butterbrot
Während Kinder früher das gute alte Butterbrot in die Schule mitbekamen, sind es heute eher die Brotdosen mit ganz besonders ausgefallener Essenszubereitung, gekrönt von originellen, kreativen Gemüse- und Obstdekorationen. Diese werden dann nicht selten von den eifrigen Müttern oder Vätern in sozialen Medien geteilt. © philipimage/Imago
Junge liegt auf Sofa und liest ein Buch
Früher war es nicht unüblich, dass Kinder auch mal eine gewisse Zeit alleine Zuhause waren, beispielsweise nach der Schule, sich selbst beschäftigten, bis die Eltern von der Arbeit kamen. Heutzutage versuchen viele Eltern, die (Fremd-)Betreuung ihrer Kinder nahezu lückenlos einzurichten. © imagebroker/Imago
Mädchen auf dem Schulweg
Für Kinder der früheren Generationen war es nahezu normal, alleine zur Schule und von dort wieder selbstständig nach Hause zu gehen – und das bei Wind und Wetter. Heutzutage achten viele Eltern verstärkt darauf, dass ihr Kind möglichst sicher zur Schule kommt, indem sie es beispielsweise selbst mit dem Auto hinbringen und wieder abholen. © Zoonar.com/Max/Imago
Telefonzelle
Während viele Kinder von heute dafür schon ein Smartphone nutzen, brauchte der Nachwuchs früher Kleingeld in der Tasche und eine Telefonzelle in der Nähe. Dann wurde Mama nach der Schule angerufen, um zu fragen, ob er noch zur Freundin mitdarf. Telefonzellen sind heute vielerorts aus dem Stadtbild verschwunden. © Westend61/Imago
Mädchen schreibt einen Brief
Der Computer ist heute gar nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Vieles wird digital festgehalten, notiert, geschrieben. Für frühere Generationen war es noch ganz normal und üblich, einen handschriftlichen Brief an die beste Freundin oder Oma zu verfassen, der dann höchst persönlich übergeben oder per Post verschickt wurde. Kinder von heute schreiben dann eher nur mehr die SMS oder eine WhatsApp-Nachricht auf dem Smartphone – Briefe schreiben war gestern. © IMAGO/Zoonar.com/Ingrid Balabanova/Imago
Kassettenrekorder
Das waren noch Zeiten, als man mit dem Kassettenrekorder Lieder punktgenau über die Rec-Pause-Tasten aus dem Radio aufgenommen und dann immer wieder zurückgespult und angehört hat. Manche Kinder von heute kennen nicht mal mehr CDs. © Panthermedia/Imago
Mädchen im Auto auf dem Rücksitz
Was heute undenkbar wäre, war früher normal: Kinder konnten auch mal ohne Sicherheitsgurt im Auto mitfahren, sich frei bewegen und ungesichert in jeglichen Positionen einschlafen. © YAY Images/Imago
Frau liest Straßenkarte
Mit dem Auto in den Urlaub fahren, ist für viele Familien das Highlight des Jahres. Während heutzutage häufig das Navigationssystem den Weg zum Hotel lotst, waren es früher die kleinteiligen Straßenkarten, die regelmäßig für Verwirrung und Diskussionen unter den Familienangehörigen während der Autofahrt sorgten. © NomadSoul/Imago
Aschenbecher mit Zigaretten
Während es früher durchaus üblich war, in Innenräumen wie der Wohnung oder dem Auto in Anwesenheit der Kinder zu rauchen, ist diese Angewohnheit heute eher verpönt, auch, weil die Folgen von Passivrauchen mehr ins Bewusstsein gerückt sind. Kinder von heute wachsen eher mit dem Papa oder Opa auf, der zum Rauchen auf die Terrasse oder den Balkon geht. © monticello/Imago

Auch auf TikTok wird die Smartphone-Nutzung der Eltern schon in Videos behandelt. Eine Erkenntnis: „Die Kinder wirken ernst, das Kleinkind versucht sogar, dem Vater das Handy aus der Hand zu nehmen“.

„Signifikant“ höhere Herzfrequenz beim Baby, wenn Eltern das Smartphone nutzen

Der „Smart Baby Test“, ein wissenschaftlich begleitetes Experiment an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg, zeigt, wie sich das Smartphone negativ auf Kinder auswirkt, informiert 3sat.de. Säuglinge können ihre Emotionen noch nicht alleine regulieren, daher sind gerade Neugeborene auf ihre Eltern angewiesen. Wenn Eltern ständig durch das Handy abgelenkt sind, beeinflusst das die Bindungen ein Leben lang – das Bedürfnis nach Liebe und sozialer Nähe ist genetisch verankert.

Verwenden Eltern das Smartphone, steigt die Herzfrequenz des Baby „signifikant“ an, sagt Dr. Beate Priewasser vom Institut für Eary Life Care in Salzburg gegenüber Bild.de. „Weitere Studien haben gezeigt, dass es bei Säuglingen weniger Laute, weniger Lachen, weniger Freude gibt“, so Priewasser weiter.

Bei einem Experiment wurden die mütterlichen Auswirkungen der Smartphone-Nutzung gezeigt. Nutzt die Mutter das Smartphone oder ignoriert das Baby mit starrem Gesichtsausdruck (Stillface), zeigen Babys eine „signifikant erhöhte Herzrate“, berichtet die Paracelsus Medizinische Universität (PMU). „Dies deutet darauf hin, dass die elterliche Abwendung während der Handynutzung von Kindern genauso stressig empfunden wird wie das gänzliche Ignorieren kindlicher Signale im Stillface“, heißt es von den Experten der PMU weiter. Insgesamt zeige dies auf ein erhöhtes Stresserleben des Kindes.

Weiterhin soll untersucht werden, wie sich die Handynutzung auf die Vater-Kind-Beziehung auswirkt, dafür sucht die Universität über Instagram mit einem Post vom 16. Dezember 2024 Väter mit Babys von vier bis sechs Monaten.

Auch der Kinderarzt Dr. med. Ulrich Mutschler sagt gegenüber Mampa.eu: „Babys lieben die soziale Interaktion mit Menschen, eine Unterbrechung dieser Interaktion schmerzt sie emotional und führt zu erhöhter Stressbelastung.“

Rubriklistenbild: © Novellimage/Westend61/Imago