Steuer auf Treibstoff
Bundesregierung will Kerosinsteuer für Inlandsflüge einführen: Was bedeutet das für Reisende?
VonFranziska Kaindlschließen
Um die Milliardenlücke im Haushalt zu füllen, will die Ampel-Regierung eine Kerosinsteuer für Inlandsflüge einführen. Flüge könnten dadurch teurer werden.
Aktuell müssen im Flugverkehr keine Steuern auf Treibstoff gezahlt werden – ein Umstand, den Klimaschützer schon lange kritisieren. Hintergrund ist ein Abkommen über die Internationale Zivilluftfahrt von 1944, welches vorsieht, dass Treibstoffe im internationalen Luftverkehr grundsätzlich steuerfrei sein sollten. Das EU-Recht erlaubt jedoch, dass Einzelstaaten eine nationale Kerosinsteuer erheben dürfen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Und genau das hat die Ampel-Regierung nun vor. Betroffen wären voraussichtlich ab nächstem Jahr alle gewerblichen innerdeutschen Flüge.
Welche Auswirkungen hätte eine Kerosinsteuer auf die Flugpreise?
Die Kerosinsteuer könnte Fliegen in Deutschland teurer machen, da die Vermutung naheliegt, dass die Unternehmen die Abgabe an die Kunden weiterreichen. In welcher Höhe die Flugpreise steigen könnten, hängt vom Steuersatz ab. Norwegen verlangt 13 Cent pro Liter Kerosin. Die EU-Kommission plant mit bis zu 45 Cent. Würde die Steuer von 65 Cent pro Liter erhoben, die in Deutschland bereits bei nichtgewerblichen Flügen fällig ist, würden sich die Treibstoffkosten bei gewerblichen Inlandsflügen mehr als verdoppeln. Bei einem Durchschnittsverbrauch von drei Litern pro Passagier auf 100 Kilometer würden sich bei einem Flug von Frankfurt nach Berlin (420 km) pro Gast zusätzliche Gebühren von etwa 8,20 Euro ergeben. „Das fällt kaum ins Gewicht“, meint Michael Müller-Görnert vom ökologisch geprägten Verkehrsclub Deutschland (VCD).
Wie viele Flüge wären von der Kerosinsteuer betroffen?
In den ersten zehn Monaten dieses Jahres sollen laut dem Flughafenverband ADV 19,35 Millionen Menschen innerhalb Deutschlands geflogen sein. Das macht circa 11 Prozent aller Passagiere aus – zum Vergleichszeitraum 2019, also vor der Pandemie, ist das aber nur knapp die Hälfte. Während der Corona-Einschränkungen sind viele Reisende auf die Bahn umgestiegen.
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Ein Großteil der Inlandsflüge geht außerdem an die Drehkreuze München oder Frankfurt. Etwa 8,1 Millionen von insgesamt 9,3 Millionen innerdeutschen Tickets, die zwischen Dezember 2023 und Mai 2024 angeboten werden, entfallen auf Zubringerflüge nach Frankfurt oder München, wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) informiert. Als Zubringerflug wird ein Flug von einem Regionalflughafen zum eigentlichen Drehkreuz der Fluggesellschaft bezeichnet, von dem der Weiterflug ans eigentliche Reiseziel erfolgt. Nur etwa 1,2 Millionen innerdeutsche Tickets – wie zum Beispiel von Düsseldorf nach Dresden – hätten keine Zubringerfunktion.
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Was die Luftfahrtbranche von der Kerosinsteuer hält
Brancheninsider befürchten, dass eine Kerosinsteuer auf innerdeutsche Flüge die deutschen Drehkreuze schwächen könnten. Der Präsident des Branchenverbandes BDL, Jost Lammers, sieht in der geplanten Steuer ein „faktisches Förderprogramm für die Drehkreuze am Bosporus und am Persischen Golf“, weil die Zubringerflüge nur nach Frankfurt und München zusätzlich belastet würden. Schon jetzt würde der deutsche Markt in Europa wegen hoher Standortkosten hinterherhinken. Eine Kerosinsteuer würde demnach den deutschen Unternehmen, Standorten und Arbeitsplätzen schaden. (mit Material der dpa)
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