Untersuchung

IAB-Studie: Wunsch und Wirklichkeit unterscheiden sich bei der täglichen Arbeitszeit

  • Carina Blumenroth
    VonCarina Blumenroth
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Die Arbeitswelt ist im Wandel: Vier-Tage-Woche und Arbeitskräftemangel sind nur zwei Aspekte, die das beeinflussen. Doch wie viel wollen Arbeitnehmer wirklich arbeiten?

Die Anforderungen an die Arbeit ändern sich mit den Generationen zwangsläufig – in den nächsten Jahren gehen immer mehr Menschen aus der Boomer-Generation in Rente. Junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus der Generation Z kommen nach und die haben ganz andere Ansprüche und Ansichten von einer Work-Life-Balance als ältere Menschen. ‚Quiet Quitting‘, ‚Loud Quitting‘ oder ‚Quiet Firing‘ sind nur einige Phänomene, die teils unter neuen Namen wieder auftauchen. Doch wie empfinden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirklich ihre Arbeitszeit? Eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat die Arbeitszeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit untersucht.

Arbeitszeit im Wandel: Daten aus 36 Jahren liegen vor

Eine Untersuchung zeigt, dass Wunsch und Realität bei der Arbeitszeit auseinander gehen.

Wie viel wollen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten und wie hat sich das im Laufe der vergangenen Jahre verändert? Diesen Fragen sind Susanne Wanger und Enzo Weber vom IAB nachgegangen. Für ihren Forschungsbericht „Arbeitszeit: Trends, Wunsch und Wirklichkeit“ haben sie Daten im Zeitverlauf von 1985 bis 2021 ausgewertet. Basis waren dafür die Daten des Sozio-ökonomischen Panel (SOEP), dieses befragt jährlich rund 30.000 Menschen in knapp 15.000 Haushalten zu ökologischen und soziologischen Fragen. Im Bericht heißt es: „Bei der Beantwortung der Frage zu der bevorzugten Wochenarbeitszeit in Stunden sollen Beschäftigte hier insbesondere berücksichtigen, dass sich der Verdienst entsprechend anpasst.“

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Arbeitszeit in Vollzeitbeschäftigung: Realität und Wunsch gehen auseinander

Insgesamt gesehen seien die gewünschten Arbeitszeiten von Voll- und Teilzeitbeschäftigten über die Jahrzehnte „bemerkenswert stabil“ geblieben, ordnen die Verantwortlichen des IAB in der Zusammenfassung ein. Signifikante Änderungen gab es vor allein in den letzten Jahren bei der Vollzeitbeschäftigung. Da gehe der Trend zu dem Wunsch nach etwas kürzeren Arbeitszeiten, dieser wurde vermutlich durch die Erfahrungen der Corona-Pandemie verstärkt. Für das Jahr 2021 sah der Durchschnitt wie folgt aus:

Wunsch nach weniger StundenWunsch: Wochenhöchstarbeitszeit
Frauen-6,234,7 Stunden pro Woche
Männer-5,536,8 Stunden pro Woche

Arbeitszeit in Teilzeit: Wunsch bleibt stabil, Realität steigt an

Bei den Teilzeitbeschäftigungen sieht das Ergebnis nicht ganz so eindeutig aus, Frauen wollen im Mittel rund 25,3 Stunden pro Woche arbeiten, das sind rund zwei Stunden mehr als noch vor 20 Jahren. Allerdings arbeiten Frauen in der Regel 0,8 Stunden mehr als gewünscht. Bei Männern ist es umgekehrt, im Jahr 2021 wollten sie mit 28,1 Stunden rund eine Stunde länger arbeiten als sie es tatsächlich taten.

Sind es attraktive Aufgaben, flexible Arbeitszeiten oder das Gehalt – was wollen Bewerberinnen und Bewerber wirklich vom Job?

Tatsächliche und gewünschte Arbeitszeit der verschiedenen Altersklassen

Auch im Alter kann man Unterschiede bei der Wunscharbeitszeit und der realen Arbeitszeit erkennen. Hier eine Übersicht der Männer:

AlterTatsächliche ArbeitGewünschte Arbeit
Bis 25 Jahre (mit Studenten)35 Stunden pro Woche33,6 Stunden pro Woche
Bis 25 Jahre (ohne Studenten)39,2 Stunden pro Woche36,5 Stunden pro Woche
26 bis 40 Jahre40,2 Stunden pro Woche35,4 Stunden pro Woche
Ab 41 Jahre39,7 Stunden pro Woche35 Stunden pro Woche

Bei den Frauen sieht das etwas anders aus:

AlterTatsächliche ArbeitGewünschte Arbeit
Bis 25 Jahre (mit Studentinnen)27,5 Stunden pro Woche26,3 Stunden pro Woche
Bis 25 Jahre (ohne Studentinnen)34,6 Stunden pro Woche32,3 Stunden pro Woche
26 bis 40 Jahre34 Stunden pro Woche30,4 Stunden pro Woche
Ab 41 Jahre31,5 Stunden pro Woche28,5 Stunden pro Woche

Den Unterschied zwischen Männern und Frauen erklären sich die Verantwortlichen so, dass Frauen hauptsächlich die Care-Arbeit übernehmen und auch mehrheitlich nach der Betreuung der Kinder weiterhin in Teilzeitarbeit blieben.

Jüngere wollen vermehrt weniger Arbeiten?

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Menschen einerseits weniger Arbeitszeit wünschen, aber andererseits müssten auch die veränderten Erwerbskonstellationen berücksichtigt werden, heißt es in dem Bericht. Dass Männer den Lebensunterhalt für die Familien verdienten und Frauen sich um Kinder und Haushalt kümmerten, sei heute nicht mehr zeitgemäß. Heute würden beide Elternteile arbeiten gehen und sich die Sorgearbeit teilen. Das bedeute allerdings, dass es andere Arbeitszeitmodelle brauche, so die Verantwortlichen von IAB.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien heute die Rahmenbedingungen der Arbeit wie Sinnhaftigkeit, flexible Arbeitszeitgestaltung wichtiger. Dies seien Herausforderungen für die Arbeitgeber, so das IAB. Aber es sei ein Hebel, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

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