Harte Arbeit muss sich auszahlen
Das Gehalt muss stimmen – laut einer Studie hat das für junge Arbeitnehmer oberste Priorität
VonClara Kistnerschließen
Arbeitsscheu? Fehlanzeige, denn laut einer Studie ist die oft als unmotiviert gesehene „Gen Z“ sehr wohl bereit, zu arbeiten. Wichtig ist nur, dass das Gehalt stimmt.
Zu hohe Erwartungen an den Arbeitgeber und im Gegensatz dazu kaum Einsatz im Job selbst und eine schnelle Kündigung, bei Problemen – das sind typische Vorurteile, die sich junge Erwachsene hinsichtlich der Arbeitsmentalität anhören dürfen. Eine aktuelle Yougov-Studie, bei der 2.500 Menschen im Alter von 16 bis 28 befragt wurden, zeigt hier allerdings ein komplett anderes Bild: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller Teilnehmer wünscht sich eine klassische Karriere im Job und fast 60 Prozent würden sogar mehr als zehn Jahre in einem Unternehmen bleiben – zumindest, wenn die Arbeitsbedingungen stimmen.
Gen Z: Bereit, harte Arbeit zu leisten, aber zu welchem Preis?
Mit zu den Bedingungen für ein attraktives Arbeitsumfeld gehört zum Beispiel ein gesunder Ausgleich zwischen Arbeits- und Freizeit, das finden laut Umfrage 35 Prozent der Befragten. 80 Prozent finden jedoch ein zufriedenstellendes Gehalt noch wichtiger. Aus der Studie wird an diesem Punkt deutlich, dass das Finanzielle für die meisten jungen Menschen ein essenzielles Thema ist. Dafür ließe sich aber über andere Faktoren, wie beispielsweise Überstunden, diskutieren.
Übrigens: Vor einer Bewerbung sollten sich Arbeitssuchende immer über das in ihrer Region gezahlte Gehalt für die Stelle informieren.
Überfordert bis hoffnungslos – so sieht der Einstieg in die Arbeitswelt wirklich aus
Dass die Befragten so einen Fokus auf das Gehalt legen, im Grunde also die finanzielle Sicherheit, liegt auch an den (anhaltenden) Krisen, etwa die Klimakrise sowie die Folgen der Corona-Pandemie. Es herrscht in den jungen Generationen ein hohes Gefühl der Unsicherheit. Laut Yougov fühlen sich mehr als 25 Prozent aller Studienteilnehmer mental überfordert beim Eintritt in die Arbeitswelt. Mit aus diesem Grund wünschen sich also besonders junge Berufsanfänger nicht nur ein gutes Einstiegsgehalt, sondern auch ein stabiles und sicheres Berufsumfeld. Das würden die meisten Befragten einem ständigen Jobwechsel vorziehen. „Vor dem Hintergrund der aktuell wirtschaftlich schwierigen Situation wünscht sich die Gen Z beim Start ins Berufsleben vor allem eines: Stabilität”, so Barbara Wittmann vom Jopportal Linkedin, welches die Studie in Auftrag gab.
Attraktiver Arbeitsmarkt: Wo hier die Hürden liegen könnten
Die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt sieht gut aus. Es gibt zahlreiche Angebote in den verschiedensten Bereichen. Doch hier wartet schon die nächste Hürde auf die „Gen Z“: Dieses Überangebot an Jobs überfordert und verunsichert einige der jungen Arbeitssuchenden – die Auswahl fällt zu schwer (hier könnte ein Berufsberater Hilfestellung geben). Die Studie brachte zudem noch etwas Vorschein, was zur allgemeinen Unsicherheit beitragen könnte: Verwirrung beim Durchgehen der (häufig kompliziert geschriebenen) Stellenanzeigen. Laut Yougov wünschen sich fast 60 Prozent der Befragten einfache, leicht verständliche Jobbeschreibungen.
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Dazu kommt: Bei den Gehältern und den Aufstiegsmöglichkeiten fehlte der Hälfte der Befragten Transparenz und auch die Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle werden von vielen Teilnehmern als zu hoch wahrgenommen. Wenn hier die Unternehmen nicht nachbessern, stehen sie in naher Zukunft vor einem Problem. „Bereits in zwei Jahren wird die Gen Z in vielen Ländern ein Drittel der Erwerbstätigen ausmachen. Unternehmen müssen sich – auch mit Blick auf den Fachkräftemangel – also dringend an die Bedürfnisse und Einstellungen dieser Generation anpassen“, meint Barbara Wittman.
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