Fehlende Gleichstellung

Gender-Pay-Gap: Bereits im ersten Jahr nach Uni-Abschluss sichtbar

  • Laura Knops
    VonLaura Knops
    schließen

Weibliche Absolventinnen sind bei ihrem Einkommen bereits deutlich benachteiligt. Gleiche Qualifikation bedeutet noch lange nicht gleich Bezahlung.

Frauen verdienen in Deutschland deutlich weniger als Männer – und das bei gleicher Qualifikation. Die Gehaltsunterschiede machen sich bereits direkt nach dem Abschluss bemerkbar. Obwohl das Gehalt bei den frisch gebackenen Absolventen und Absolventinnen ähnlich sein sollte, werden Frauen laut Forschern der Johannes-Kepler-Universität (JKU) Linz zu Beginn ihrer Karriere schlechter bezahlt.

Weniger Geld für gleichen Abschluss

Immer noch werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. Die Gender Pay Gap ist dabei bereits Absolventen bemerkbar.

Die Wissenschaftler des Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung Linz in Österreich analysierten im Rahmen der Studie die Daten von rund 27.000 Absolventen und Absolventinnen aus Österreich und Deutschland. Untersucht wurden die Lohnunterschiede im ersten Jahr nach dem Abschluss in den Jahren 1997 bis 2013. Die Einkommensverhältnisse wurden also für einen Zeitraum von insgesamt 16 Jahren verglichen.

Nicht verpassen: Alles rund ums Thema Job & Beruf finden Sie im Karriere-Newsletter unseres Partners Merkur.de.

Die Studienfächer wurden dabei von den Forschern als eher frauen- oder männerdominiert eingestuft. Sind in einem Beruf oder Studienfach mehr als 70 Prozent Frauen eingetragen, bezeichnen die Experten dieses Fach als „frauendominiert“ – gleiches gilt für die Anteile mit Männern. „Bei jungen Menschen, die eben erst die Universität abgeschlossen haben, spielen Faktoren wie Praxiserfahrung noch keine so große Rolle“, erklärt Hauptautorin Juliane Ransmayr gegenüber dem Standard.

Systembedingte Benachteiligung von Frauen

Der „Gender Pay Gap“ oder das geschlechterspezifische Lohngefälle misst den Unterschied in der Entlohnung von Männern und Frauen. Er spiegelt wider, wie die Gesellschaft die Arbeit von Frauen weniger wertschätzt als die Arbeit von Männern. Das geschlechterspezifische Lohngefälle wird von zahlreichen Institutionen untersucht und anhand unterschiedlicher Datensätze analysiert. Da die Unterschiede Jahr für Jahr bestehen bleiben, gehen Experten davon aus, dass die Gründe für den Gender Pay Gap systembedingt sind.

Beweise für die systembedingten Nachteile liefert auch die aktuelle Studie. „Studienabschlüsse in frauendominierten Fächern sowie frauendominierten Berufe werden schlechter entlohnt“, erklärt Doris Weichselbaumer. Doch selbst wenn Männer frauendominierte Studiengänge wählten, waren ihre Gehälter immer noch um fünf bis sechs Prozent besser als die der Absolventinnen. Frauen, die in die Natur-, Ingenieurs-, Rechts-, und Wirtschaftswissenschaften gingen, verdienten ebenfalls weniger als ihre männlichen Kollegen.

Frauen verdienen laut Studie rund 17,7 Prozent weniger als Männer

Wie weit entfernt die Gesellschaft von einer echten und dauerhaften Gleichstellung der Gehälter ist, zeigen weitere Studienergebnisse:

  • Je höher die Löhne in einer Branche, umso größer waren auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
  • Je mehr Frauen in einem Berufsfeld arbeiteten, umso niedriger wurden die Löhne.
  • Über den Untersuchungszeitraum blieben die Unterschiede konstant.

Rund vier Euro weniger verdienen Frauen in der Stunde – hierzulande verdienen Frauen damit rund 17,7 Prozent weniger als Männer. Die Geschlechterunterschiede bestehen laut der Hans-Böckler-Stiftung dabei über fast alle Wirtschaftszweige hinweg, allerdings teilweise unterschiedlich ausgeprägt.

Doch obwohl die Ergebnisse eindeutig sind, fehlen nachhaltige Erklärungsansätze. Das scheint auch daran zu liegen, dass unterschiedliche Gründe für den Gender-Pay-Gap eine Rolle spielen. Andere Studien belegen laut Experten der Hans-Böckler-Stiftung beispielsweise sowohl geschlechtsspezifische Stereotypen bei der Wahl der Studienfächer, als auch Erziehungs- und Betreuungsverpflichtungen in der Familie als mögliche Ursachen.

Rubriklistenbild: © Image Source/Imago