Nach Ausbildung oder Studium

Job ohne Berufserfahrung ergattern: Wie Sie Ihre Chancen steigern

  • Franziska Kaindl
    VonFranziska Kaindl
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Bei wenig oder keiner Berufserfahrung kann der Einstieg schwerfallen – muss es aber nicht. Wichtig ist es, die Stellenanzeige genau zu lesen und die eigenen Stärken zu kennen.

Frisch nach der Ausbildung oder nach dem Studium hat man zwar viel gelernt, aber reicht es für die erste richtige Festanstellung? Oft sind Berufsanfänger verunsichert, was ihr Qualifikationen und die Ansprüche von Unternehmen angeht. Da schrecken Sätze wie „mindestens drei Jahre Berufserfahrung“ in Stellenanzeigen schon einmal ab. Allerdings müssen Sie sich davon nicht einschüchtern lassen – manchmal sind Arbeitgeber offener, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Stellenausschreibung genau lesen: Berufserfahrung obligatorisch oder nice-to-have?

Wenn in einer Stellenausschreibung von Berufserfahrung die Rede ist, sollten Sie sich genau den Kontext ansehen. Ist da von einer „ersten Berufserfahrung“ die Rede, dann erwartet der Arbeitgeber, dass Sie schon einmal in den Beruf hineingeschnuppert haben – es wird aber in der Regel kein vertieftes Expertenwissen gefordert. So haben Sie auch als Berufsanfänger noch gute Karten, wenn Sie sich in Ihrem Bewerbungsschreiben gut verkaufen und im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck machen. Etwas anderes ist es, wenn ein Mitarbeiter mit „fundierter Berufserfahrung“ gefragt ist – dann ist das Unternehmen auf der Suche nach jemandem, der bereits einige Jahre in dem Job tätig war und nur noch wenig Einarbeitung Bedarf.

Ein gutes Gefühl, wenn man eine Zusage für den neuen Job bekommt.

Und noch ein weiteres Detail sollten Sie sich genau ansehen: „Steht in der Ausschreibung eine Formulierung wie ‚Berufserfahrung im Bereich Projektmanagement ist wünschenswert‘ oder ‚von Vorteil‘, dann mag das vorteilhaft sein, ist aber für die Stelle oft nicht zwingend erforderlich“, sagt der Ex-Personaler und Karrierecoach Bastian Hughes laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auf diese Weise würden Unternehmen versuchen, so viele Bewerber wie möglich zu adressieren – auch Berufseinsteiger haben da gute Karten.

Generell sollten Sie beachten: „Die meisten Stellenausschreibungen sind nach dem gleichen Schema aufgebaut, nämlich von wichtig zu unwichtig. Meistens beginnen die Anforderungen mit einem abgeschlossenen Studium oder mit einer Ausbildung, dann folgt die Berufserfahrung und danach wird nach besonderen Kenntnissen bzw. Fähigkeiten gefragt“, so Hughes. Wer also schon über die Basis, also ein abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Ausbildung verfügt, hat schon einmal die halbe Miete. „Es geht nicht darum, alle Punkte in der Stelle zu erfüllen.“

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In welchen Unternehmen haben Berufseinsteiger die besten Chancen?

Viele Berufseinsteiger träumen davon, gleich nach dem Studium oder der Ausbildung in die größten und bekanntesten Unternehmen einzusteigen – damit stehen sie aber nicht alleine da, weshalb sie sich gegen eine riesige Konkurrenz durchsetzen müssen.

Wer seine Chancen auf den Berufseinstieg vergrößern möchte, sollte daher auch nach kleineren, unbekannten Firmen Ausschau halten. Diese können zudem auch Vorteile bieten: Es herrschen flachere Hierarchien, die Atmosphäre ist oft familiärer und die Tätigkeiten sind in der Regel abwechslungsreicher, sodass Mitarbeiter mehr von ihren Stärken einbringen können.

Manchmal hilft es aber auch, den Suchradius etwas zu erweitern und vielleicht auch die Stellenausschreibungen in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Bundesland zu durchstöbern. Dies kann für den potenziellen Arbeitgeber ein positives Signal sein, da Sie eine hohe Bereitschaft zeigen, für ihren Traumjob weite Strecken zurückzulegen oder sogar umzuziehen. Außerdem sind immer mehr Unternehmen offen für Homeoffice – so kann es sein, dass der Standort des Unternehmens gar keine so große Rolle mehr spielt.

Zehn Dinge, die Sie im Bewerbungsgespräch sofort disqualifizieren

Sind Sie in Sachen Styling unsicher, was beim Bewerbungsgespräch angebracht ist? Wichtig ist natürlich, dass Bewerber ordentlich und gepflegt wirken.
Sind Sie in Sachen Styling unsicher, was für das Bewerbungsgespräch angebracht ist? Wichtig ist, dass Bewerber ordentlich und gepflegt wirken. Bleiben Sie zudem authentisch. Was allzu übertrieben wirkt, sollten Sie im Zweifel besser vermeiden. © IMAGO / Westend61
Also lieber noch einmal duschen, Haare waschen und ein Deo benutzen, bevor Sie sich auf den Weg machen.
Vor dem Bewerbungsgespräch sollten Sie zudem genügend Zeit für die Körperpflege einplanen. Also lieber noch einmal duschen, Haare waschen und ein Deo benutzen, bevor Sie sich auf den Weg machen.  © IMAGO / YAY Images
Sie bewerben sich für einen Job in der Bank, erscheinen aber in Jeans und T-Shirt? Zu lässige Kleidung könnte Sie bei so manchem Personalchef disqualifizieren. Kleiden Sie sich also lieber etwas zu schick als zu bequem – damit macht man nichts falsch.
Sie bewerben sich für einen Job in der Bank, erscheinen aber in Jeans und T-Shirt? Zu lässige Kleidung könnte Sie bei so manchem Personalchef disqualifizieren. Kleiden Sie sich also lieber etwas zu schick als zu bequem – damit macht man nichts falsch. © IMAGO / Westend61
Wer mit einem Coffee-to-go in der Hand beim Vorstellungsgespräch erscheint, könnte bei Recruitern durchaus für Stirnrunzeln sorgen.
Wer mit einem Coffee-to-go in der Hand zum Vorstellungsgespräch erscheint, könnte bei Recruitern durchaus für Stirnrunzeln sorgen. Wenn Ihnen zur Begrüßung hingegen jemand ein Mineralwasser oder einen Kaffee anbietet, dürfen Sie das gerne annehmen. Vergessen Sie dabei niemals, sich höflich zu bedanken.  © IMAGO / Westend61
Gegen einen kleinen Snack vor dem Job-Interview ist nichts einzuwenden – aber bitte lassen Sie Ihr Essen in der Tasche verschwinden, bevor es ernst wird. Personaler könnten es ziemlich unhöflich finden, wenn das belegte Brötchen daraus hervorschaut.
Gegen einen kleinen Snack vor dem Job-Interview ist nichts einzuwenden – aber bitte lassen Sie Ihr Essen in der Tasche verschwinden, bevor es ernst wird. Personaler könnten es ziemlich unhöflich finden, wenn das belegte Brötchen daraus hervorschaut. © IMAGO / Westend61
Oft ist der erste persönliche Eindruck entscheidend. Sie sollten beim ersten Kennenlernen nicht zu sehr vorpreschen, aber trotzdem höflich und freundlich sein.
Oft ist der erste persönliche Eindruck entscheidend. Sie sollten beim ersten Kennenlernen nicht zu sehr vorpreschen, aber trotzdem höflich und freundlich sein. Schließlich geht es darum, dass die künftigen Kollegen Sie besser kennenlernen. Und auch Sie sollten sich natürlich einen Eindruck verschaffen können, ob die neue Stelle zu Ihnen passt. © IMAGO / Westend61
Fallen Sie Ihrem Gegenüber besser nicht ins Wort: Für 39 Prozent der Recruiter ist das ein absolutes No-Go und disqualifiziert Sie auf der Stelle.
Fallen Sie Ihrem Gegenüber besser nicht ins Wort: Für viele Recruiter ist das ein No-Go und disqualifiziert Sie auf der Stelle.  © IMAGO / YAY Images
Wer zu spät kommt, „den betraft das Leben“ - oder der Personalchef. Denn wer beim Vorstellungsgespräch zu spät erscheint, disqualifiziert sich bei vielen Personalern. Planen Sie sich also genügend Puffer für die Anfahrt ein.
Wer zu spät kommt, „den betraft das Leben“ - oder der Personalchef. Denn wer beim Vorstellungsgespräch zu spät erscheint, disqualifiziert sich bei vielen Personalern. Planen Sie sich also genügend Puffer für die Anfahrt ein. Sollten Sie trotzdem verspätet sein, brauchen Sie dafür eine sehr plausible Erklärung.  © IMAGO / Westend61
Vorsicht bei unbekannten Anrufen: Betrüger geben sich in Frankfurt wieder als Polizisten aus.
Finger weg vom Handy – das gilt nicht nur beim Familienessen, sondern auch fürs Vorstellungsgespräch. Wenn Sie im Gespräch Ihr Telefon zücken, könnte das durchaus unangenehm auffallen.  © IMAGO / Westend61
Das größte No-Go für Personalchefs ist aber unhöfliches Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Wer die Empfangsdame anzickt oder andere Mitarbeiter herumkommandiert, dürfte bei vielen Personalern von der Bewerberliste gestrichen werden.
Das größte No-Go für Personalchefs ist aber unhöfliches Verhalten gegenüber Mitarbeitern. Wer die Empfangsdame anzickt oder andere Mitarbeiter herumkommandiert, dürfte bei vielen Personalern von der Bewerberliste gestrichen werden.  © IMAGO / YAY Images

Wie überzeuge ich ein Unternehmen ohne Berufserfahrung?

Nun aber zur Kernfrage: Wie gestalte ich meine Bewerbung, wenn ich kaum Berufserfahrung vorzuweisen habe? Nichts wirkt unattraktiver auf einen Arbeitgeber als ein halbleerer Lebenslauf. Aber nur weil es an Festanstellungen mangelt, muss das nicht heißen, dass Sie gar nichts vorzuweisen haben. Folgende Punkte können Sie in Ihrer Bewerbung anbringen:

  • Listen Sie einzelne Stationen Ihres Lebenslaufes nicht einfach nur auf, sondern erwähnen Sie dabei auch, welche Tätigkeiten Sie im Rahmen der Ausbildung oder eines Praktikums übernommen haben. Bei einem Studium können Sie auf Ihre Bachelor- oder Masterarbeit eingehen oder ein bestimmtes Fach oder einen Kurs, den Sie belegt haben. Welche Kompetenzen haben Sie darin erworben, die dem Unternehmen nützlich sein könnten? All das sind wichtige Informationen, die Ihre Attraktivität für einen Arbeitgeber steigern können.
  • Auch Auslandsaufenthalte, ein ehrenamtliches Engagement oder ein freiwilliges soziales Jahr kann im Lebenslauf erwähnt werden, sofern Sie daraus Fähigkeiten ableiten können, die für die Stellenausschreibung relevant sind.
  • Sie schreiben einen eigenen Blog oder haben im Rahmen ihres Studiums Beiträge in fachlichen Publikationen veröffentlicht? Auch das kann Kompetenz vermitteln und sollte erwähnt werden, wenn es Ihre Attraktivität für den Arbeitgeber erhöht.
  • Wählen Sie ein gutes Layout: Wer viele Jahre Berufserfahrung hat, nutzt in der Regel ein Layout, in dem sich die vielen Stationen aus dem Berufsleben kompakt auflisten lassen. Als Berufseinsteiger haben Sie aber auch die Wahl kreativerer Designs, die den Mangel an echter Berufserfahrung kaschieren und gleichzeitig einen Blickfang darstellen können.

Rubriklistenbild: © Westend61/Imago

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