Schere zwischen Arm und Reich

Deutliche Zahlen: 10 Prozent der deutschen Bevölkerung halten 60 Prozent des Gesamtvermögens inne

  • Marco Blanco Ucles
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Laut der Europäischen Zentralbank besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen mehr als 60 Prozent des Gesamtvermögens im Land.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Häufig als jammernde Floskel verschrien, ist diese These nach Ansicht neuer Zahlen in Deutschland zwar nicht korrekt, andererseits auch nicht falsch. Das geht aus frischen Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz veröffentlicht hat. Dabei wird bei der EZB der Gini-Koeffizient herangezogen. Dessen Wert liegt zwischen 0 (Gleichverteilung) und 1 (maximale Ungleichheit) und bezieht sich auf das Haushaltvermögen.

Deutschland mit hoher Ungleichheit im EU-Vergleich

Laut der Europäischen Zentralbank besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen über 60 Prozent des Gesamtvermögens.

In den vergangenen Jahren lag dieser in Deutschland relativ konstant bei 0,77. Damit liegt der Gini-Koeffizient hierzulande über dem Durchschnitt der übrigen Euroländer. Die Nachbarländer Italien und Frankreich liegen beispielsweise 0,05 bis 0,07 Punkte unter Deutschland. Ein Grund dafür sind die unterschiedlichen Anteile von Hausbesitz beziehungsweise Miethaushalten in den Nationen. Im Jahr 2022 wohnten mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung zur Miete, in allen anderen EU-Ländern war dieser Anteil geringer.

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Neben Daten zur Ungleichheit liefert die EZB auch Zahlen zum Gesamtvermögen der Länder, aufgeteilt unter den Vermögensgruppen. Hierbei wird die Diskrepanz zwischen Arm und Reich besonders gut sichtbar. So besitzen die unteren 50 Prozent der Bevölkerung rund 0,4 Billionen Euro. Das entspricht einem Anteil von zirka 2,3 Prozent des Gesamtvermögens. Zu welcher Bevölkerungsschicht Sie gehören, können Sie ganz einfach herausfinden.

Madame Moneypenny gibt Tipps: Zehn Geldregeln von der Finanzexpertin

Familie beim Kuscheln auf dem Sofa.
Regel 1: Legen Sie sich einen Notgroschen für unvorhergesehene Kosten bzw. Ereignisse zurück. Die Höhe des gesparten Notfallgelds sollte laut Madame Moneypenny drei Monatsgehälter betragen. Damit Sie selbst und die Menschen, die von Ihnen finanziell abhängig sind – wie zum Beispiel Ihre Kinder – im Ernstfall gut versorgt sind.  © Joseffson/Imago
Frau am Strand beim Surfen.
Regel 2: Sparen Sie nicht am falschen Ende. Insbesondere Gesundheit, Sport und Ernährung sollten einen hohen Stellenwert haben. © ingimage/Imago
Gitarrenkoffer mit Geldspenden.
Regel 3: Wenn Sie Geld spenden möchten – egal ob dem Musiker in der Fußgängerzone oder Organisationen, die Ihnen am Herzen liegen – legen Sie dafür maximal 10 Prozent Ihres Gehalts fest. 30 Prozent sollten Sie Madame Moneypenny zufolge investieren, zum Beispiel in ETFs. (Symbolbild) © Vladimir Gerdo/Imago
Frau mit Laptop auf dem Sofa und Stift in der Hand.
Regel 4: Auch in Sachen Bildung bzw. Weiterbildung wird nicht gespart. Egal, ob Buch oder Online-Kurs: seinen Horizont zu erweitern lohnt sich immer. © Bonninstudio/Imago
Frau in Bekleidungsgeschäft hält Pullover, der auf einem Kleiderbügel hängt, in der Hand.
Regel 5: Qualität schlägt Quantität – das Beste gewinnt. Wenn Madame Moneypenny die Wahl zwischen zwei Dingen hat, setzt sie auf Qualität. Das ist auch nachhaltig, wenn man qualitativ hochwertige Produkte besonders lange nutzen kann. (Symbolbild) © ingimage/Imago
Zwei Menschen sitzen in einem Restaurant.
Regel 6: Seien Sie großzügig – zu anderen, aber auch zu sich selbst. Tun Sie sich selbst etwas Gutes und machen Sie anderen eine Freude, indem Sie sie beispielsweise zum Essen einladen. © ANTHONY PHOTOGRAPHY/Imago
Menschen im Büro.
Regel 7: Verdienen Sie so viel, dass Sie sich aussuchen können, mit welchen Menschen Sie zusammenarbeiten. Sehr viel Lebenszeit verbringen Sie vermutlich mit Arbeiten. Deshalb sind das Arbeitsumfeld und nette Kolleginnen und Kollegen sehr wichtig. © Angel Santana Garcia/Imago
Junge Frau liegt auf dem Sofa.
Regel 8: Sparen Sie nicht an Komfort und Bequemlichkeit, machen Sie sich Ihr Leben so einfach und schön wie möglich. Denn man hat nur eines, und das ist auch noch begrenzt.  © Xavier Lorenzo/Imago
Mann und Frau trinken Wein im Restaurant.
Regel 9: Achten Sie im Restaurant nicht auf den Preis, sondern genießen Sie das gute Essen. Bestellen Sie, wonach Ihnen der Sinn steht und verbringen Sie eine schöne Zeit. © Monkey Business 2/Imago
Wecker liegt auf Euroscheinen.
Regel 10: Apropos Zeit: Da diese wertvoller als Geld ist, sollten Sie Ihre Zeit nicht im Verhältnis 1:1 gegen Geld tauschen. © Berit Kessler/Zoonar.com/Imago

Das krasse Gegenteil: die oberen zehn Prozent der deutschen Bevölkerung besitzen 10,5 Billionen Euro. Diese Summe macht 61,2 Prozent des Gesamtvermögens aus. Im Vergleich zum Jahr 2011 haben beide Bevölkerungsschichten an Geld dazugewonnen. So besaßen die unteren 50 Prozent damals rund 0,2 Billionen Euro, was einem Anteil von 2,2 Prozent entsprach. Die oberen zehn Prozent kamen 2011 auf eine Summe von 5 Billionen Euro, 60 Prozent des Gesamtvermögens machten das damals aus. Werden die Vermögenswerte mit dem Verbraucherpreisindex bereinigt, liegt das Vermögenswachstum für die jeweiligen Gruppen über den Zeitraum zwischen 2011 und 2024 bei rund 50 bis 60 Prozent.

Unteren 50 Prozent besitzen häufig risikoarme Anlagen

Auch bei den Vermögenswerten der verschiedenen Bevölkerungsschichten gibt es klar belegbare Unterschiede. Die Vermögen der unteren 50 Prozent bestehen zum Großteil aus Guthaben auf Sparkonten oder ähnlich risikoarmen Anlagen, die aber inflationssensibel sind. Im Gegensatz dazu sind die reichsten zehn Prozent häufig mit Immobilien- und Unternehmensvermögen in Verbindung zu bringen.

Rubriklistenbild: © Guido Schiefer/IMAGO