Momentabbildung
„Der gelbe Elefant“: Heinz Strunks Humor ist einzigartig
VonSven Trautweinschließen
Auf zum Griechen in der Nachbarschaft und ein Hoch auf vermeintlich selbstgemachte Kroketten. Die seltsamen Momente zeichnen Strunks Buch aus.
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Heinz Strunks „Ein Sommer in Niendorf“ war für den Deutschen Buchpreis nominiert und überzeugte mit kurzen Sätzen, die den Leser häufig an sein Limit brachten. Nun legt Strunk mit „Der gelbe Elefant“ eine Sammlung an Geschichten vor, die erneut seinen Humor zeigen. Und ein Auge für die seltsamen Momente im Leben.
Heinz Strunk „Der gelbe Elefant“: Darum geht‘s im Buch
Den Auftakt bilden Claudi und Andi, die jeden Freitagabend zu ihrem Lieblingsgriechen, Taverna Bacchus, gehen, um dort die Woche ausklingen zu lassen. Zwischen vermeintlich selbstgemachten Kroketten und der Mykonos-Platte wird über den Alltag reflektiert. Während eines Korfu-Urlaubs lernen sie ein anderes Pärchen kennen, das – die Welt ist klein – auch aus Lübeck kommt. Keine 500 Meter von Claudi und Andi entfernt. Grund genug, mit dieser Urlaubsbekanntschaft ihren Lieblings-Griechen zu besuchen. Doch es wird ein schlimmer Abend, den die beiden Protagonisten vorschnell beenden.
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Das sind die Momente, die jeder wohl schon einmal erlebt hat. Kopfkino an, alles bunt ausgemalt, doch in der Realität wird das wahre Aufeinandertreffen zu einem Fiasko. Hier zeigt sich Heinz Strunks Beobachtungsgabe und feiner Humor. Zwischendurch sind einige Passagen und Wörter in Großbuchstaben gesetzt und erinnern hier ein wenig an Stuckrad Barres „Noch wach?“, ist aber bei weitem witziger.
Der Schriftsteller, der in Niedersachsen geboren wurde und in Hamburg aufgewachsen ist, demonstriert erneut seine Stärken. Mit seinem scharfen Blick für bizarre Milieus und skurrile Persönlichkeiten, kombiniert mit gnadenlosem Sarkasmus, wird er sicherlich seinen Fans viel Lesevergnügen bereiten. Es gibt gewisse Parallelen zu seinen vorherigen Werken, insbesondere zu seinem Debüt „Fleisch ist mein Gemüse“, das sich intensiv mit den Besonderheiten der norddeutschen Provinz auseinandersetzte.
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Die 30 abwechslungsreichen und manchmal skizzenhaft aufgezeichneten Geschichten erscheinen insgesamt wie ein repräsentativer Querschnitt des deutschen Alltagswahnsinns. Die Figuren sind oft überzeichnet. Gleichzeitig aber auch so beängstigend normal, dass man sich als Leser darin wiedererkennt. Immer wieder gibt es Perlen zu entdecken, wie zum Beispiel die Geschichte von Carola, die gerne in ihrer Stammkneipe „saufi saufi“ macht und dabei Kurznachrichten an ihren Lieblingsautor schreibt, der diese jedoch nicht beantwortet.
Heinz Strunk „Der gelbe Elefant“: Fazit
Heinz Strunk ist ein Heinz Strunk ist ein Heinz Strunk. Unterhaltsam, kurzweilig, mit seinem eigenen Humor. In „Der gelbe Elefant“ kann man quer einsteigen, da es sich um eine Kurzgeschichtensammlung handelt. Für Strunk-Fans ein Muss. Wer mit ihm einsteigen möchte, sei erst einmal „Ein Sommer in Niendorf“ nahegelegt.
Heinz Strunk „Der gelbe Elefant“
2023 Rowohlt, ISBN-13 978-3-498-00350-0
Preis: gebunden 22 €, E-Book 17,99 €, 208 Seiten (abweichend vom Format)
Heinz Strunk
Heinz Strunk, ein Schriftsteller, Musiker und Schauspieler, wurde im Jahr 1962 in Hamburg geboren. Seit seinem ersten Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ hat er weitere elf Bücher veröffentlicht. Sein Buch „Der goldene Handschuh“ stand über mehrere Monate auf der Bestsellerliste, und die Verfilmung von Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. Im Jahr 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnet. Seine Romane „Es ist immer so schön mit dir“ und „Ein Sommer in Niendorf“ waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.
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