Wissenschaftlich fundiert

Von Klaus Wiegandt: „3 Grad mehr“ – was die Klimaerwärmung für uns bedeutet

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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Schon bald könnte die Marke von 1,5 Grad bei der Erderwärmung gerissen werden. Welche Szenarien uns drohen und wie wir da noch rauskommen kommen, versucht „3 Grad mehr“ zu klären. Mein Buchtipp.

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Während ich diese Zeilen schreibe, ächzt Deutschland unter großer Hitze. Im Verlauf der Woche soll das Thermometer in einigen Regionen die 40-Grad-Marke erreichen. Nicht nur für alte Menschen bedeutet dies Lebensgefahr. Mediziner haben in den letzten Tagen immer wieder Tipps gegeben, was bei so großer Hitze zu tun ist. Und auch wir merken: Die Hitzeperioden kommen in immer kürzeren Abständen. Für das Leben auf der Erde hat dies fatale Folgen. Klaus Wiegandt hat in dem Buch „3 Grad mehr“ renommierte Wissenschaftler die kommende Heißzeit näher betrachten lassen.

„3 Grad mehr“: Das Buch

Klaus Wiegandt (Hrsg.): „3 Grad mehr“

Eine durchschnittliche Erderwärmung von 3 Grad wird über den Landflächen zu einer Temperaturerhöhung von 6 Grad und mehr führen. Dies wird eine heute kaum vorstellbare Radikalisierung des Wettergeschehens hervorrufen – mit verheerenden Folgen für die gesamte Menschheit und materiellen Schäden, die jährlich 10 Prozent des Weltsozialprodukts übersteigen werden. Dieses Buch zeigt auf, warum wir ein solches Szenario niemals zulassen dürfen und welche Lösungen es gibt.

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Beim Griff zum Buch geistert im Kopf folgendes Szenario herum: Was könnte eine Erhöhung der Temperatur um drei Grad bewirken? Und haben wir nicht immer gehört, dass der Meeresspiegel bei dieser Erwärmung um gerade einmal 35 Zentimeter bis zum Ende dieses Jahrhunderts steigen wird? Klaus Wiegandt und die im Sammelband „3 Grad mehr“ vereinigten, renommierten Wissenschaftler zeigen auf, dass wir hier einem großen Irrglauben aufgesessen sind. Dieser mag aus Fehlinformationen und Gutgläubigkeit rühren. Dies würde jedoch unserer Zivilisation nicht wirklich helfen, wenn wir weiterhin so verfahren und handeln, wie wir es derzeit tun.

Waldbrände in Spanien: Feuer wüten in mehreren Teilen des Landes

Ein Feuerwehrmann bei Löscharbeiten während eines Waldbrandes.
Auch in der Nähe der katalanischen Stadt Manresa im Norden von Spanien wütet ein Waldbrand.  © Eric Renom/dpa
Flammen neben einem Gewächshaus in Spanien
In der Provinz Zamora wütet einer der schlimmsten Waldbrände in Spanien. © Emilio Fraile/dpa
Zwei Löschhubschrauber laden Wasser in einem See.
Zwei Löschhubschrauber laden in Spanien Wasser, um einen Waldbrand bei Alhaurín de la Torre, Provinz Málaga, zu löschen. © Lorenzo Carnero/dpa
Fahrgäste fotografieren während einer Zugfahrt einen Flächenbrand.
Fahrgäste fotografieren während einer Zugfahrt den Walbdrand in der spanischen Provinz Zamora. © Francisco Seoane Perez/dpa
Ein Feuerwehrmann streichelt einen Hund in einem verkohlten Dorf.
In Galicien, im Nordwesten von Spanien, legen gleich mehrere Waldbrände die Landschaft in Schutt und Asche. © Carlos Castro/dpa
Ein Löschflugzeug wirft rotes Löschmittel auf einen Waldbrand.
Die Einsatzkräfte bekämpfen die Waldbrände in Spanien am Boden und aus der Luft, hier im katalanischen Castellgalí. © Lorena Sopêna/dpa
Drei Politiker stehen vor einer verkohlten Landschaft nach einem Waldbrand.
Am Montag machte sich Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ein Bild von den Waldbränden bei Casas de Miravete. © Gustavo Valiente/dpa
Ein Feuerwehrmann hält sich vor einem wütenden Walbdrand den Kopf.
Losacio, Zamora: Dieser Feuerwehrmann hat gerade vom Tod eines Kollegen bei einem Waldbrand in Spanien erfahren. © Emilio Fraile/dpa
Eine Frau deutet von einem Balkon aus auf verbrannte Häuser.
Auch Wohnhäuser fielen den Bränden in Spanien zum Opfer, hier in A Veiga da Cascallá, Galicien. © Brais Lorenzo/EFE
Eine Frau fasst sich mit verzweifeltem Gesichtsausdruck neben verbrannten Häusern an den Kopf.
Die Anwohner in den von Waldbränden betroffenen Gebieten in Spanien sind verzweifelt. © Brais Lorenzo/EFE
Ein Hubschrauber wirft Wasser über einem Waldbrand ab.
dpa_5FA9E00057AC5167.jpg © Gregorio Marrero/dpa
Menschen laden ein Pferd in einen Transporter, im Hintergrund Rauch.
Nicht nur Menschen mussten vor den Waldbränden in Spanien in Sicherheit gebracht werden, sondern auch Tiere. Hier bei Alhaurín De La Torre. © Gregorio Marrero/dpa
Ein Feuerwehrmann ist nachts mit Löscharbeiten bei einem Waldbrand beschäftigt.
Kampf gegen die Flammen bei Manresa in Katalonien. © Eric Renom/dpa
Ein Mann blickt auf die Flammen bei einem Brand.
Ein Mann beobachtet die Flammen des Brandes in Losacio bei Zamora.  © Emilio Fraile/dpa
Eine ältere Frau wird beim Verlassen ihres Hauses begleitet, das von einem Walbdrand bedroht ist.
Wegen der Waldbrände in Spanien mussten Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen, hier bei Zamora. © Emilio Fraile/dpa

Klaus Wiegandt macht schon im Vorwort deutlich, dass eine „nur“ um drei Grad höhere Erderwärmung an Land einen Temperaturanstieg von sechs Grad bedeutet. Nicht nur für uns Menschen problematisch. Wir geraten schnell an einen Kipppunkt. Dabei bricht die bisher geradlinige Entwicklung ab. Es führt zu einer nicht aufhaltbaren Kettenreaktion: Die Meere überhitzen, die Polkappen schmelzen, der abtauende Permafrostboden lässt abertausende Tonnen an Methan in die Atmosphäre entweichen, Fauna und Flora gehen zugrunde, Ernteausfälle drohen. In unserem Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen.

„3 Grad mehr“: Klimaschutz an erster Stelle

Die Szenarien zeigen deutlich, auf welche Welt wir uns einstellen müssen, wenn nicht rigoros gegengesteuert wird. Aus Gutgläubigkeit auf die Politik zu setzen, halten die Wissenschaftler für blauäugig. Jeder Einzelne ist gefragt, um mit kleinen Schritten ein großes Ziel zu erreichen: Nicht einen Kipppunkt nach dem nächsten zu erreichen und die Erde lebenswert zu erhalten. Schließlich bleibt es nicht beim Anstieg der Meeresspiegel. Große Teile der Erde werden dauerhaft unbewohnbar, kriegerische Auseinandersetzungen um die immer geringer werdenden Ressourcen und Millionen von Klimaflüchtlingen sind nur einige Aspekte, die das Buch aufzeigen. Fundiert und mit zahlreichen Statistiken, Diagrammen und Querverweisen versehen, bietet es einen Ausgangspunkt für weitere Recherchen.

Stefan Rahmstorf, Klimaphysiker und einer der Leitautoren des IPCC-Berichts (IPCC = Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) fordert in seinem Text, dass der Klimaschutz höchste Priorität bekommen müsse. Jedoch sei es jetzt nötig, dass die Welt endlich in den Krisenmodus geschaltet werde und alle an einem Strang zögen, um eine Erwärmung um drei Grad oder mehr abzuwenden.

Dunkel sieht die Zukunft aus, tritt es so ein, wie die Wissenschaft deutlich macht. Aber das Buch lässt den Leser nicht ohne einen Hoffnungsschimmer zurück. Lösungsansätze und ein Ausblick, wie das alles finanziert werden kann, sind ebenso enthalten. Als wichtigsten Punkt sehen die Autoren den Stopp der Abholzung des Regenwaldes, Aufforstung in sehr großem Stil in den Tropen und Subtropen sowie die Reaktivierung von Moorgebieten. Doch dies könne alles nur gesamtgesellschaftlich erreicht werden.

„3 Grad mehr“: Fazit

Der Sammelband „3 Grad mehr“ ist keine leichte Kost. Es zeigt eindrücklich und verständlich auf, was eine vermeintlich geringe Erderwärmung für unsere Kinder und Enkelkinder bedeuten kann. Trotz aller schlechten Nachrichten gibt es Lösungsmöglichkeiten. Doch viel Zeit bleibt uns nicht.

Klaus Wiegandt (Hrsg.) „3 Grad mehr“

2022, oekom Verlag ISBN-13 978-3-962-38369-5

Preis: Taschenbuch 25 €, E-Book 19,99 €, 352 Seiten (Abweichend vom Format) – Jetzt bestellen (werblicher Link)

Klaus Wiegandt

Klaus Wiegandt war Sprecher des Vorstandes der METRO AG, ist Mitinitiator des seit 2013 vergebenen „ZEIT WISSEN Preis Mut zur Nachhaltigkeit“. Für sein Stiftungsengagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Klaus Wiegandt ist Stifter und Vorstand von „Forum für Verantwortung“.

Rubriklistenbild: © oekom Verlag

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