Erfolgreiche Messe

Frankfurter Buchmesse 2024: Steigende Besucherzahlen, mehr Aussteller und Veranstaltungen

  • Sven Trautwein
    VonSven Trautwein
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Die Frankfurter Buchmesse ging feierlich zu Ende und schaut auf das Gastland 2025, die Philippinen, mit seiner Vielfalt von 183 Sprachen und reichhaltiger Erzähltradition.

Die weltweit größte Bücherschau, die Frankfurter Buchmesse, schloss dieses Jahr mit einem Anstieg in allen Kategorien ab. Die Besucherzahl belief sich auf 230.000, ein Anstieg gegenüber den 215.000 des Vorjahres. Von Mittwoch bis Freitag zog die Messe 115.000 Fachbesucher aus 153 verschiedenen Ländern an, 10.000 mehr als im Vorjahr. Juergen Boos, der Direktor der Buchmesse, betonte: „Internationalität ist unser Markenzeichen“.

Frankfurter Buchmesse: Das war los

Die Frankfurter Buchmesse 2024 geht mit einem Besucherplus zu Ende.

Um ein angenehmes und sicheres Messeerlebnis zu gewährleisten, begrenzte man erstmals die Anzahl der Tickets für Privatbesucher am Wochenende. Dennoch verzeichnete die Buchmesse auch bei den Privatbesuchern einen Anstieg: 115.000 waren ab Freitagnachmittag auf dem Gelände, im Vergleich zu 110.000 im Vorjahr.

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Karin Schmidt-Friderichs, die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sagte: „Wer sich die wachsende Lesebegeisterung bei jungen Menschen bisher nicht vorstellen konnte, erlebte sie auf der Messe eindrucksvoll“. Sie fügte hinzu: „Zu sehen, wie Zigtausende Bücherfans ihre Lieblingsbücher und -autorinnen feierten, weckt Lust auf die Zukunft des Buches.“

Frankfurter Buchmesse: Vor-Coronazahlen noch nicht erreicht

Trotz der gestiegenen Zahlen haben sie das Niveau vor der Pandemie noch nicht erreicht. 2019 zählte die Frankfurter Buchmesse mehr als 300.000 Besucher und 7.450 Aussteller.

Am Ende der Messe übergab das diesjährige Gastland Italien die Ehrengastrolle an das Gastland 2025, die Philippinen. Unter dem Motto „Fantasie beseelt die Luft“ will der Inselstaat seine Literatur präsentieren. Boos freut sich auf „die vielfältigen Einflüsse der 183 Sprachen, die auf den 7.641 Inseln der Philippinen gesprochen werden“.

Vertreter der Delegation sagten bei der Übergabezeremonie: „Die Philippinen haben eine lange Tradition des Geschichtenerzählens, in der die mündlichen Überlieferungen unserer Vorfahren nahtlos mit zeitgenössischen Texten verschmelzen“. Sie betonten auch die Stimmen der indigenen Gemeinschaften.

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels an Anne Applebaum

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2024 geht an Anne Applebaum.

Die US-polnische Journalistin und Historikerin Anne Applebaum erhielt den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sie wurde für ihre Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands geehrt. In ihrer Dankesrede forderte Applebaum eine wehrhafte Demokratie und erinnerte an die historische Verantwortung Deutschlands.

Die Preisjury bezeichnete Applebaum als eine der wichtigsten Analytikerinnen autokratischer Herrschaftssysteme. Sie ist eine renommierte Expertin für osteuropäische Geschichte und warnte früh vor einer möglichen aggressiven Expansionspolitik des russischen Präsidenten Wladimir Putin, so die Deutsche Presse-Agentur.

Das sind die zehn wichtigsten Bücher des 21. Jahrhunderts – laut New York Times

Cover von Gilead
Platz 10 – Marilynne Robinson „Gilead“: „Gilead“ ist das erste Buch der großartigen Romanserie von der amerikanischen Meistererzählerin Marilynne Robinson und längst ein Klassiker der amerikanischen Literatur. Wie das Licht über der Prärie den Blick in die Weite lenkt und die Nähe umso bedeutender erscheinen lässt, verleiht sie dem Leben eine ungeahnte Perspektive. Auf seinem Sterbebett schreibt John Ames einen Brief an seinen siebenjährigen Sohn. Dem Kind will er alles erklären: Die Einsicht, mit der man das eigene Leben auf einen Schlag begreift, den Trost, der in einer einzelnen Berührung liegen kann, und den Ort, der sein Ende beschließt: Gilead, die kleine Stadt unter dem unermesslichen Himmel des Mittleren Westens, leicht wie Staub und so schwer wie die Welt. Seit Generationen lebte seine Familie in Gilead, waren die Männer Pastoren. © S. Fischer
Cover zu „Alles, was wir geben mussten“
Platz 9 – Kazuo Ishiguro „Alles, was wir geben mussten“: Ein großer Sportplatz, freundliche Klassenzimmer und getrennte Schlafsäle für Jungen und Mädchen – auf den ersten Blick scheint Hailsham ein ganz gewöhnliches englisches Internat zu sein. Aber die Lehrer, so engagiert und freundlich sie auch sind, heißen hier Aufseher, und sie lassen die Kinder früh spüren, dass sie für eine besondere Zukunft ausersehen sind. Dieses Gefühl hält Kathy, Ruth und Tommy durch alle Stürme der Pubertät und Verwirrungen der Liebe zusammen – bis es an der Zeit ist, ihrer wahren Bestimmung zu folgen. © Blessing
Cover zu W. G. Sebald „Austerlitz“
Platz 8 – W. G. Sebald „Austerlitz“: Wer ist Austerlitz? Ein rätselhafter Fremder, der immer wieder an den ungewöhnlichsten Orten auftaucht: am Bahnhof, am Handschuhmarkt, im Industriequartier ... Und jedes Mal erzählt er ein Stück mehr von seiner Lebensgeschichte, der Geschichte eines unermüdlichen Wanderers durch unsere Kultur und Architektur und der Geschichte eines Mannes, dem als Kind Heimat, Sprache und Name geraubt wurden. © Hanser
Cover zu „Underground Railroad“ von Colson Whitehead
Platz 7 – Colson Whitehead „Underground Railroad“: Cora ist nur eine von unzähligen Schwarzen, die auf den Baumwollplantagen Georgias schlimmer als Tiere behandelt werden. Alle träumen von der Flucht - doch wie und wohin? Da hört Cora von der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Über eine Falltür gelangt sie in den Untergrund und es beginnt eine atemberaubende Reise, auf der sie Leichendieben und Kopfgeldjägern, aber auch heldenhaften Bahnhofswärtern begegnet. Jeder Staat, den sie durchquert, hat andere Gesetze, andere Gefahren. Wartet am Ende wirklich die Freiheit? © S. Fischer
Cover zu Roberto Bolano „2666“
Platz 6 – Roberto Bolano „2666“: Ein Quartett durchgedrehter Germanisten, das einen verschollenen Schriftsteller jagt. Ein Kommissar in einer mexikanischen Wüstenstadt, in der Hunderte von Frauen vergewaltigt und ermordet wurden. Ein amerikanischer Journalist, der dort über einen Boxkampf berichten soll und sich verliebt. Und in ebendieser Stadt wurde der Schriftsteller zuletzt gesehen. Alles hängt mit allem zusammen, die Wege und die Spuren kreuzen sich – aber die Welt bleibt ein Rätsel. Roberto Bolaños postum erschienener Roman ist eine atemberaubende Reise ins finstere Herz der Gegenwart, ein Jahrhundertwerk und weltweiter Bestseller. © S. Fischer
Cover zu Jonathan Franzen „Die Korrekturen“
Platz 5 – Jonathan Franzen „Die Korrekturen“: Nach fast fünfzig Jahren als Ehefrau und Mutter ist Enid Lambert entschlossen, ihr Leben ein wenig zu genießen. Alles könnte so angenehm sein, gemütlich, harmonisch – einfach schön. Doch die Parkinsonsche Krankheit hat ihren Mann Alfred immer fester im Griff, und die drei Kinder haben das traute Familienheim längst verlassen – um ihre eigenen tragikomischen Malaisen zu durchleben. Der älteste, Gary, stellvertretender Direktor einer Bank und Familienvater, steckt in einer Ehekrise und versucht mit aller Macht, seine Depressionen kleinzureden. Der mittlere, Chip, steht am Anfang einer vielversprechenden Karriere als Literaturprofessor, aber Liebestollheit wirft ihn aus der Bahn, und er findet sich in Litauen wieder als verlängerter Arm eines Internet-Betrügers. Und das jüngste der Lambert-Kinder, die erfolgreiche Meisterköchin Denise, sinkt ins Bett eines verheirateten Mannes und setzt so, in den Augen der Mutter zumindest, Jugend und Zukunft aufs Spiel. In dem Wunsch, es sich endlich einmal so richtig gutgehen zu lassen – und Alfred aus seinem blauen Sessel zu locken, in dem er immer schläft -, verfolgt Enid nun ein hochgestecktes Ziel: Bald nach der Luxus-Kreuzfahrt, zu der sie voller Vorfreude mit Alfred aufbricht, möchte sie die ganze Familie zu einem letzten Weihnachtsfest zu Hause um sich scharen. © Rowohlt
Cover zu Edward P. Jones „Die bekannte Welt“
Platz 4 – Edward P. Jones „Die bekannte Welt“: Henry Townsend, ein ehemaliger Schuhmacher und Sklave, ist selbst Sklavenhalter und Besitzer einer Farm geworden. Als er stirbt, zerbricht das fragile Gefüge. Seine Witwe Caldonia erstarrt in Trauer; Sklaven entfliehen; Familien, die unter dem Gewicht der Unfreiheit zusammenhielten, beginnen einander zu betrügen; weiße Patrouillen sehen zu, wie freie Schwarze in die Sklaverei verkauft werden. Edward P. Jones‘ Meisterwerk handelt davon, wie die Institution der Sklaverei ihre eigene Welt errichtet, wie sie die Gedanken, Körper und Seele eines jeden Menschen - frei oder unfrei - durchdringt. Die bekannte Welt ist einer der bedeutendsten amerikanischen Romane der vergangenen Jahrzehnte - eine bleibende, leuchtende Charakterstudie, die eine ganz und gar spezifische, glaubwürdige und komplexe Welt in vollendet schöner Prosa erschafft. © Claassen
Cover zu „Wölfe“ von Hilary Mantel
Platz 3 – Hilary Mantel „Wölfe“: England im Jahr 1520: Das Königreich ist nur einen Pulsschlag von der Katastrophe entfernt. Sollte der König ohne männlichen Erben sterben, würde das Land durch einen Bürgerkrieg verwüstet. Henry VIII. möchte seine Ehe annullieren lassen und Anne Boleyn heiraten. Der Papst und ganz Europa sind dagegen. Die Scheidungsabsichten des Königs schaffen ein Machtvakuum, in das Thomas Cromwell tritt: Die Werkzeuge dieses politischen Genies sind Bestechung, Einschüchterung und Charme. Aus der Asche persönlichen Unglücks steigt er auf und bahnt sich seinen Weg durch die Fallstricke des Hofes, an dem „der Mensch des Menschen Wolf“ ist. © Dumont
Cover zu „The Warmth of other Suns“ von Isabel Wilkerson
Platz 2 – Isabel Wilkerson „The Warmth of other Suns“: Die Autorin hat mehr als ein Jahrzehnt an diesem Sachbuch gearbeitet und ist eine Pulitzer-Preisträgerin. Das Buch, das das Ergebnis gründlicher Recherchen ist, befasst sich mit der massiven Migration von Afroamerikanern, die zwischen 1915 und 1970 von den südlichen in die nördlichen und westlichen Regionen der USA zogen. Die renommierte „New York Times“ äußerte sich zu dem Werk wie folgt: „Wilkerson verbindet die Geschichten einzelner Männer und Frauen mit einem meisterhaften Gespür für das große Ganze und viel literarischer Finesse. Es drückt auf den Leser wie eine Lokomotive.“ © Penguin
Cover zu „Meine geniale Freundin“ von Elena Ferrante
Platz 1 – Elena Ferrante „Meine geniale Freundin“: Elena Ferrante hat ein literarisches Meisterwerk von unermesslicher Strahlkraft geschrieben, ein von hinreißenden Figuren bevölkertes Sittengemälde und ein zupackend aufrichtiges Epos - über die rettende und zerstörerische, die weltverändernde Kraft einer Freundschaft, die ein ganzes langes Leben währt. In einem volkstümlichen Viertel Neapels wachsen sie auf, derbes Fluchen auf den Straßen, Familien, die sich seit Generationen befehden, das Silvesterfeuerwerk artet in eine Schießerei aus. Hier gehen sie gemeinsam in die Schule, die unangepasste, draufgängerische Lila und die schüchterne, beflissene Elena, beide darum wetteifernd, besser zu sein als die andere. Bis Lilas Vater sein brillantes Kind zwingt, in der Schusterei mitzuarbeiten, und Elena mit dem bohrenden Verdacht zurückbleibt, das Leben zu leben, das eigentlich ihrer besten, ihrer so unberechenbaren Freundin zugestanden hätte. © Suhrkamp

Irina Scherbakowa, Mitbegründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial, lobte in ihrer Laudatio Applebaums Arbeit und warnte, „dass das, was als eine narrative Linie beginnt, in eine echte Frontlinie münden kann“. Sie betonte, dass an Applebaums Büchern „nicht nur ihre Zugänglichkeit und ihr aufklärerisches Pathos, sondern auch ihre politische Relevanz“ besonders wertvoll sei.

Anne Applebaum: Autorin mit klarer Position

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, lobte Applebaum als eine Frau, die „mit bestechender Klarheit Position zur aktuellen Politik bezieht und die uns hilft, die Welt zu verstehen, wie sie ist“.

Zu Applebaums bekanntesten Werken gehören „Der Gulag“, „Der Eiserne Vorhang“ und „Die Verlockung des Autoritären“. Sie wurde 2004 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und erhielt zuletzt den Carl-von-Ossietzky-Preis.

Der Friedenspreis, der mit 25.000 Euro dotiert ist, wird seit 1950 vergeben. Er wird traditionell zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse verliehen. 2023 wurde der Preis an den britisch-indischen Schriftsteller Salman Rushdie vergeben.

Rubriklistenbild: © Andreas Arnold/dpa

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