Horrorgeschichten
„Meine Frau liest die Geschichten nicht“: 50 Jahre Geisterjäger John Sinclair
VonSven Trautweinschließen
Die John-Sinclair-Heftchenromane von Jason Dark gibt es seit fünfzig Jahren. Immer wieder erscheinen neue Horrorgeschichten. Woher bekommt der Autor die Ideen?
Mit „Die Nacht des Hexers“ erschien am 13. Juli 1973 die erste Horrorgeschichte des John-Sinclair-Erfinders Helmut Rellergerd. Und die Ideen gehen ihm nicht aus. Seit fünfzig Jahren sind mehr als 2.300 Romanhefte erschienen. Die Gesamtauflage beträgt nach Angaben des Bastei Lübbe Verlags rund 250 Millionen. Der 78-jährige Autor ist besser bekannt unter seinem Pseudonym Jason Dark. Typische Titel sind „Der Killerzwerg“, „Der Zombie-Zug“ oder „Der Alpenteufel“.
Helmut Rellergerd alias Jason Dark: „Der Horror spielt sich im Kopf ab“
Der dreifache Großvater lebt zusammen mit seiner Frau in einem Einfamilienhaus in Refrath, einem Ortsteil von Bergisch Gladbach bei Köln. Bergisch Gladbach ist bereits bekannt für seine Ruhe, aber Refrath gilt praktisch als ereignislos. Wenn man ihn fragt, woher er in dieser unspektakulären Umgebung all seine Ideen nimmt, zeigt er auf seinen Kopf und antwortet: „Alles im Kopf. Ich kann ja auch sonst nichts. Ich fahr’ noch nicht mal Auto.“ Wann und wie ihm die Geschichten kommen, erinnert ein wenig an Stephen King.
Die Einfälle kommen einfach spontan, verrät der Autor gegenüber dpa. Es kann vorkommen, dass er seiner Frau plötzlich sagt: „Stell dir vor, ich wache morgens auf und du bist ein Skelett.“ Seine Frau reagiert darauf meist nicht gerade begeistert. Sie liest auch seine Romane nicht. Schon als Kind hat er sich gerne Geschichten ausgedacht. Später hatte er den Wunsch, einen Beruf zu ergreifen, „bei dem ich sauber bleibe“.
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Inspiration für John-Sinclair-Romane aus der Kirchenzeitung
Einige seiner Inspirationen bezieht er aus Sachbüchern und Dokumentationen, die er auf „3Sat“ und „Arte“ findet. Zudem abonniert er die Kirchenzeitung des Erzbistums Köln, die Rellergerd regelmäßig liest. Darin findet er manchmal Geschichten oder Themen, die er weiterentwickeln kann. Auf seinem Schreibtisch liegen einige ausgeschnittene Artikel mit Überschriften wie „Allerseelen und das Fegefeuer“ und „Schutzengel brauchen keine Flügel“.
Fakten zu Jason Dark
Bekannt für: Krimi- und Gruselromane
Beliebte Buchreihe: „John Sinclair“
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Schreibstil: Spannend, atmosphärisch, mit übernatürlichen Elementen
Inspirationsquellen: Horrorliteratur, Mythologie, Folklore und die Kirchenzeitung
Veröffentlichungen: Zahlreiche Bücher und Kurzgeschichten
Auszeichnungen: Anerkennung für seine populäre Buchreihe „John Sinclair“
Leserschaft: Weltweit begeisterte Leser von Grusel- und Kriminalliteratur
Einfluss: Hat das Genre des deutschen Horrorromans maßgeblich geprägt
Nach eigenen Angaben soll seine Leserschaft zu rund 60 Prozent weiblich sein, was ihn selbst überrascht. Er achte darauf, so der Autor gegenüber dpa, dass die Geschichten nicht zu blutig daherkommen, anders vielleicht als der Thriller „Der Follower“ von Chris Meyer. Auch in London, wo die „Sinclair“-Geschichten angesiedelt waren, sei er noch nie gewesen. Dies erinnert ein wenig an Karl May, der für seine Buchanfänge bekannt ist.
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Jeden Monat erscheinen vier Sinclair-Abenteuer. Mittlerweile springen jedoch ein paar Co-Autoren ein, die Teile seiner Arbeit übernehmen. Getippt werden die Geschichten weiterhin auf einer mechanischen Schreibmaschine. Mit einem Computer komme er nicht zurecht, so Helmut Rellergerd. Angst vor dem Tod habe er ein wenig, aber das Leben mache ihm noch genug Spaß. Außerdem sei im Keller noch viel Platz für weitere John-Sinclair-Hefte.
Dieser Artikel wurde mithilfe maschineller Unterstützung erstellt und vor der Veröffentlichung von dem Redakteur Sven Trautwein sorgfältig überprüft.
Rubriklistenbild: © Thomas Banneyer/dpa
