Analyse von Lobbyarbeit
Studie: Autokonzerne bremsen Umstieg auf E-Mobilität aus – vor allem japanische Hersteller
VonSebastian Oppenheimerschließen
Die Verkehrswende geht aktuell nur schleppend voran. Verzögern Autokonzerne selbst den Umstieg aufs Elektroauto? Laut einer aktuellen Studie ist dies der Fall.
Seit einigen Monaten steckt die E-Mobilität in der Krise. Es sind vor allem die hohen Preise für Elektroautos, die Kunden aktuell mit dem Kauf zögern lassen – die Neuzulassungen im April spiegeln die Situation wider. Große Autovermieter wie Sixt haben ihre liebe Not mit den Stromern – und reduzieren deshalb E-Autos in ihrer Flotte. Auch bei Mercedes ist ein Wandel zu erkennen: Die Stuttgarter wollen den Dieselmotor weiterentwickeln – der Plan einer rein elektrisch betriebenen Generation von Baureihen ab 2028 wurde von Mercedes verworfen. Eine Studie des Londoner Thinktanks Influence Map behauptet nun: Mithilfe von Lobbyisten verzögern die Autobauer selbst den Umstieg auf E-Mobilität.
Laut einer Studie gefährden die Autobauer mit ihrer Lobbyarbeit die globalen Klimaziele
Negative Lobbyarbeit der weltweit größten Autohersteller gefährde die globalen Klimaziele sowie den Übergang zu Elektrofahrzeugen, heißt es in der Studie mit dem Titel: „Automakers and Climate Policy Advocacy: A Global Analysis“. Unter die Lupe genommen wurden die Strategien der 15 größten Automobilhersteller. Ergebnis: „Alle fünfzehn Autohersteller außer Tesla haben sich aktiv gegen mindestens eine Politik zur Förderung von Elektrofahrzeugen ausgesprochen.“
Japanische Hersteller sind der Untersuchung zufolge am wenigsten auf E-Mobilität vorbereitet
Am schlechtesten kommt in der Studie der japanische Hersteller Toyota weg: Dieser treibe in mehreren Regionen, darunter den USA, Australien und Großbritannien, den Widerstand gegen Klimavorschriften zur Förderung batterieelektrischer Fahrzeuge voran. Tatsächlich glaubt Toyota-Chef Akio Toyoda nicht wirklich ans Elektroauto. Generell seien die japanischen Autobauer am wenigsten auf den Übergang zur Elektromobilität vorbereitet und setzten sich am härtesten dagegen ein. Suzuki, Mazda und Toyota wurden in der Untersuchung als die drei am schlechtesten bewerteten Autohersteller im Hinblick auf ihr klimapolitisches Engagement bewertet.
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Auch BMW kommt in der Studie nicht gut weg
Jedoch schneiden auch die deutschen Hersteller in der Studie nicht sonderlich gut ab: Bei der Analyse der Lobbyarbeit erhielt BMW ein „D+“, was den Machern zufolge eine „besonders hohe Intensität des negativen Engagements“ in Bezug auf Klimapolitik bedeute. Auch Volkswagen („C-“) und Mercedes („C-“) wurden nur minimal besser bewertet. Allerdings bekam selbst der reine Elektroauto-Hersteller Tesla „nur“ die Note „B“.
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Wachsendes Problem für das Klima: Große und schwere SUVs
Laut Influence Map werden nur drei der fünfzehn Unternehmen voraussichtlich bis 2030 genügend Elektrofahrzeuge produzieren, um den aktualisierten 1,5°-Grad-Pfad der Internationalen Energieagentur (IEA) von 66 % Elektrofahrzeugen (batteriebetriebene E-Autos und Brennstoffzellen-Fahrzeuge) zu erfüllen: Tesla, Mercedes und BMW.
Eine besondere Bedrohung für die globalen Klimaziele stellen der Studie zufolge große Autos dar: Die Macher prognostizieren, dass die Autobauer die Produktion von SUVs und leichten Nutzfahrzeugen weltweit steigern werden und gleichzeitig auf Vorschriften drängen, die größere Fahrzeuge fördern. Der höhere Energieverbrauch dieser meist schweren und entsprechend motorisierten Fahrzeuge stelle ebenfalls ein wachsendes Klimaproblem dar.
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