55 Prozent teurer

Elektroauto laden: An vielen Säulen zahlt man mit Abo drauf

  • Marcus Efler
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Ob bei Aldi, Lidl oder kommunalen Ladesäulen: Wer beim Bezahlen des Stroms die falsche Karte zückt, muss mit deutlich höheren Kosten rechnen.

Wer vom Verbrenner auf Elektroauto umsteigt, muss sich nicht nur beim Fahren oder der Planung längerer Touren umgewöhnen. Auch das Laden von Strom unterwegs unterscheidet sich deutlich vom Sprit fassen. Es dauert länger, das Netz der Stationen ist dünner. Vor allem sind die Kosten bei Ladesäulen im Vergleich zu Tankstellen überaus intransparent: Große Billboards, die Preise verkünden, sucht man an den meisten Stromstationen vergeblich.

Immerhin hat es demnächst ein Ende mit dem Zwang, zum Laden eine bestimmte Ladekarte oder App nutzen zu müssen: Ab Mitte nächsten Jahres müssen neue Säulen gängige Kredit- und Girokarten akzeptieren. Doch diese Art der Bezahlung kann, gerade in Zeiten steigender Strom- und Ladekosten (zum Beispiel an der Tesla-Superchargern) bei der Rechnung zu unangenehmen Überraschungen führen (trotzdem ist laden grundsätzlich immer noch günstiger als tanken).

Elektroauto laden: An vielen Säulen zahlt man mit Abo drauf

Bei manchen Ladesäulen, etwa von Aldi, unterbietet der Original- den Abo-Preis. (Symbolbild)

Die klare Empfehlung lautet deshalb, ein Abo für das Laden abzuschließen. Mit der dazugehörigen Ladekarte (das sind die günstigsten) kann der Akku dann europaweit zu einem fixen, vorher festgelegten Kilowattstunden-Preis mit Strom gefüllt werden. Vor allem an mit Gleichstrom betriebenen Schnelllade-Säulen entlang der Autobahn lasst sich so mitunter richtig viel Geld sparen.

Doch bei den langsameren Wechselstrom-Säulen kann das komplett anders aussehen. Hier lautet der Tipp ganz klar: Nicht einfach die Abo-Karte oder -App zücken, sondern vorher Preise vergleichen. So kassieren die Discounter-Ketten Aldi und Lidl an ihren mittlerweile kostenpflichtigen Stationen von Kreditkarten-Zahlern faire 29 Cent pro Kilowattstunde Wechselstrom (AC). Auch viele kommunale Ladenetz-Betreiber verlangen noch 30 Cent oder knapp darüber.

Elektroauto laden: Wechselstrom ist im Abo oft teurer

Das kann sich zwar ändern, und tatsächlich ziehen die Preise mancherorts schon kräftig an. Aber noch findet man viele günstige Angebote. Aber Vorsicht: Wer dort mit der Abo-Karte zahlt, wird für denselben Strom an derselben Säule möglicherweise deutlich stärker zur Kasse gebeten. So kostet AC-Laden über das EnBW-Abo ohne Grundgebühr 45 Cent pro kWh – bei Aldi und Lidl ein satter Aufschlag von 16 Cent, der jede Akkufüllung um über 55 Prozent verteuert. Selbst wer für 5,99 Euro monatlich den „Viellader-Tarif“ bucht, zahlt mit 39 Cent deutlich mehr als den originalen Discounter-Tarif.

Elektroautos: Die zehn beliebtesten Modelle in Deutschland

BMW i3
Platz 10: BMW i3. Schon seit 2013 auf dem Markt, und immer noch recht beliebt: 12.178 BMW i3 wurden 2021 neu zugelassen. Trotzdem läuft die Produktion des City-Stromers mit knapp 300 Kilometern Reichweite nach insgesamt 250.000 Einheiten dieses Jahr ohne Nachfolger aus. Preis: ab 39.000 Euro. © BMW
Fiat 500
Platz 9: Fiat 500. Das aktuelle Modell des Kleinstwagens, auch als Fiat 500e oder Fiat 500 Elektro bezeichnet, wird ausschließlich als E-Auto angeboten. 2021 fand er 12.516 Kunden. Je nach Akku-Größe schafft der kleine, aber charakterstarke Cityflitzer aus dem Stellantis-Konzern 190 bis über 300 Kilometer. Preis: ab 26.790 Euro. © Fiat/Stellantis
VW ID.5
Platz 8: VW ID.4. Die Crossover-Variante des braven Grundmodells ID.3 mit größerem Innenraum und etwas Off-Road-Fähigkeit wurde im vergangenen Jahr 12.734 mal zugelassen. Die Reichweite der Top-Version gibt VW reichlich optimistisch mit 518 Kilometern an. Preis: Ab 46.515 Euro. © Ingo Barenschee/VW
Skoda Enyaq iV
Platz 7: Škoda Enyaq iV. Der technische Ableger des VW ID.3 und ID.4 auf der MEB-Plattform ist mit 4,65 Metern etwas länger, und erfüllt somit das übliche Marken-Image als Alternative für die Familie. 13.026 Käufer und Leasingnehmer überzeugte das E-SUV mit offiziell bis zu 500 Kilometern Reichweite. Preis: ab 46.515 Euro. © Skoda Auto a.s.
Hyundai Kona Elektro
Platz 6: Hyundai Kona Elektro. Im Gegensatz zum neuen Ioniq 5 bietet Hyundai den seit Kona mit verschiedenen Antriebsversionen an, das seit 2018 verkaufte Elektroauto brachte es auf 17.240 Neuzulassungen. Die Motoren leisten 136 oder 204 PS, die Reichweite beträgt maximal 484 Kilometer. Preis: ab 35.650 Euro.  © Hyundai
Smart EQ fortwo Edition Bluedawn smart EQ fortwo edition bluedawn: stylish and electrifying eye-catcher
Platz 5: Smart EQ Fortwo. Wie beim BMW i3 ist auch das Ende des Elektrozwergs besiegelt. Künftig kommen die Elektroautos aus China und als größere SUV daher. Das Original fand trotz seiner mickerigen Reichweite von offiziell 153 Kilometer noch 17.413 Abnehmer. Preis: ab 21.940 Euro. © Mercedes-Benz AG
Renault Zoe
Platz 4: Renault Zoe. Beim Crashtest versagte die aktuelle Version des französischen City-Stromers (null Sterne!), aber mit 24.736 Neuzulassungen war er hierzulande durchaus beliebt. Dank bis zu 395 Kilometern maximaler Reichweite eignet er sich auch für längere Trips. Preis: ab 33.140 Euro. © Renault
VW ID.3
Platz 3: VW ID.3. Das Grundmodell des „Modularen E-Antriebs-Baukastens“ des VW-Konzerns gilt längst als elektrischer VW Golf, auch wenn sich manch Stromer-Fan einen etwas aufregenderen Auftritt gewünscht hätte. Europaweit brachte es der ID.3 mit seinen offiziell bis zu 553 Kilometern Reichweite schon auf über 100.000 Verkäufe, auf Deutschland entfielen 26.693 Zulassungen. Preis: ab 36.960 Euro. © VW
VW e-Up
Platz 2: VW e-Up. Seine große Beliebtheit führt zu seinem größten Nachteil: Immer wieder ist der kleine, 30.797 mal zugelassene Stromer ausverkauft, was letztendlich auch zu einer kräftigen Preissteigerung führte. Bis zu 260 Kilometer Reichweite gehen für diese Größe ok. Preis: ab 26.895 Euro. © VW
Tesla Model 3
Platz 1: Tesla Model 3. Das Einstiegsmodell des Elektroauto-Pioniers sicherte sich mit 35.262 Neuzulassungen klar die Pole-Position, und schaffe es wochenweise sogar an die Spitze der Gesamt-Charts aller Pkw. Die Reichweite beträgt laut Werksangabe bis zu 547 Kilometer. Preis: ab 52.965 Euro. © Tesla

Auch die eigenen Tarife der Autohersteller sind nicht automatisch eine Garantie für niedrige Preise. So verlangt Audi bei seinem Abo 45 Cent/kWh an AC-Säulen – selbst im „Transit-Tarif“ mit 17,95 Euro monatlicher Grundgebühr. „Der e-tron Charging Service hat nicht den Anspruch, bei jedem öffentlichen AC-Ladevorgang den allergünstigsten Strompreis zu bieten“, so ein Audi-Sprecher: „Es ist klar, dass lokal begrenzte Angebote günstiger sein können.“

Allerdings bedeuten die höheren Preise nicht automatisch, dass Audi und andere Abo-Anbieter zusätzliche Gewinne einfahren: Oft müssen sie ihrerseits unverhältnismäßig hohe Preise an die Ladesäulen-Betreiber bezahlen.

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Elektroauto laden: Abos sind vor allem beim Schnellladen günstig

Beim schnellen Gleichstrom-Laden unterwegs sind die Ingolstädter indes recht günstig: Im guten Ionity-Netz, das der VW-Konzern mit betreibt, lädt man im Abo für 36 Cent (statt 79 Cent mit Kreditkarte). Wie es richtig günstig geht, zeigt freilich Korea-Konkurrent Genesis: Wer etwa einen Electrified GV70 kauft, kann vier Jahre ohne Grundgebühr bei Ionity für 25 ct/kWh laden. Für Fahrer elektrischer Autos gilt also bei jedem Laden dasselbe wie für jeden Supermarktkunden beim Samstags-Einkauf: Wer Preise vergleicht, spart ordentlich Geld.

Rubriklistenbild: © Aldi Süd

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