Deutliche Worte
„Eigentlich alles schlechter als beim Verbrenner“: Motorenexperte schießt gegen E-Autos
VonSimon Monesschließen
Elektroautos stehen in der Kritik. Der Ex-Motorenentwickler Fritz Indra zeigt sich besonders skeptisch. Seine Gründe sind überraschend und provokant.
Dem Elektroauto gehört die Zukunft, das zeichnet sich immer mehr ab. Ganz unumstritten ist die Entwicklung aber nicht. So halten sich noch immer zahlreiche Mythen rund um die Stromer. Besonders scharfe Kritik kommt immer wieder vom ehemaligen Motorenentwickler Prof. Fritz Indra.
In einem Interview mit Focus Online machte der 83-Jährige seine Ablehnung jüngst deutlich. Angesprochen auf die gestrichene Förderung erklärte Indra: „Das ist ein ganz starkes Zeichen – und zwar dafür, dass die E-Mobilität zu scheitern beginnt.“ Seiner Ansicht nach sei es zwar richtig, dass neue Technologien am Anfang gefördert werden, aber „wenn man erkennt, dass die Förderung nichts bringt und die Technologie bei den Kunden nicht ankommt, dann sollte man sie möglichst bald beenden.“
Indra hält Elektroauto-Ziel der Bundesregierung für unrealistisch: „Es werden eher fünf Millionen sein“
Das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 ist aus Sicht des Ex-Motorenentwicklers von Audi, Alpina und General Motors ohne hin nicht mehr zu schaffen. „Es werden eher fünf Millionen sein“, ist sich Indra sicher. Das Geld, das man durch den Wegfall des Umweltbonus spare, könne man in Dinge investieren, die der Umwelt wirklich helfen. Je weniger Elektroautos „den Verbrenner ersetzen, desto besser für die Umwelt“, findet der 83-Jährige. Eine Einschätzung, die sich nicht mit den Ergebnissen der Universität der Bundeswehr München deckt.
Dem Motorenexperten nach dauert es mit grünem Strom 60.000 Kilometer, bis das Elektroauto umweltfreundlicher ist als der Verbrenner. Mit Marginalstrom könne das E-Auto den Rückstand gar nicht mehr aufholen, erklärt er mit Verweis auf eine Studie, die im VDI-Report erschienen ist. Der Wegfall der Umweltprämie wird laut Indra somit einen weiteren Denkprozess bei den Kunden anstoßen: „Die werden sich fragen, ob es jetzt ein paar tausend Euro extra wert ist, eine Technik auszuprobieren, bei der eigentlich alles schlechter ist als beim Verbrenner, sogar unter Umweltgesichtspunkten.“
Indra gegen Verbrenner-Verbot der EU: Vergrößert Nachteil gegenüber asiatischen Herstellern
Entsprechend sei es auch zu bewerten, dass die Hersteller einspringen und die Umweltprämie übernehmen oder wie Volkswagen die Preise drastisch reduzieren. Damit wolle die Autoindustrie lediglich verhindern, dass die Elektroautos auf der Halde stehen bleiben. „Denn dort verrotten sie, die Batterien sterben den natürlichen Tod und die Autos werden nach ein paar Jahren völlig wertlos. Wir haben es eben nicht mit Verbrennern zu tun, die man theoretisch noch nach 100 Jahren wieder anstarten und fahren kann“, betont Indra im Interview mit Focus Online.
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Noch mehr spannende Auto-Themen finden Sie im kostenlosen Newsletter von unserem Partner 24auto.de
Wenig überraschend ist der Österreicher daher auch kein Fan des geplanten Verkaufsverbots für Verbrenner ab 2035. „Mit jedem Tag, an dem dieses Verbot nicht gekippt wird, vergrößert sich unser Nachteil gegenüber den asiatischen Herstellern“, sagt Indra. Denn während die europäischen Hersteller – ausgenommen BMW – den Verbrenner nicht weiter entwickeln wollen, arbeitet Geely an einer neuen Motorengeneration. Diese soll nochmals zehn bis 15 Prozent sparsamer sein und auch in Werken in Europa gebaut werden.
Rubriklistenbild: © Michael Gstettenbauer/Imago
