Robert Fico kämpft nach einem Attentat ums Überleben. Der Ministerpräsident der Slowakei soll von mehreren Kugeln getroffen worden sein.

Handlova – Der slowakische Regierungschef Robert Fico ist Opfer eines Anschlags geworden. Am Mittwochnachmittag meldete die staatliche Nachrichtenagentur TARS, dass in der Kleinstadt Handlova Schüsse gefallen seien. Der 59 Jahre alte Fico sei getroffen worden und habe mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus transportiert werden müssen.

Die Tat soll sich laut Regierungsangaben nach einer Sitzung im Kulturhaus in Handlova ereignet haben. Anwesend sollen laut dem Spiegel vor allem Anhänger des Regierungschefs gewesen seien. Kurz darauf wurde auch der Nationalrat der Slowakischen Republik informiert. Dessen Sitzungen wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Kugel trifft Robert Fico in der Brust - Angreifer festgenommen

Der Angreifer befindet sich offenbar in Gewahrsam. Laut dem Nachrichtensender TVJOJ soll es sich um einen 71 Jahre alten Mann handeln. Weder über ihn noch über mögliche Motive ist bislang etwas bekannt. In der Slowakei gibt es aber bereits erste Medien, die von einem Attentat auf Fico sprechen, darunter das Nachrichtenportal Aktuality. Laut der slowakischen Zeitung Pravda sollen bis zu fünf Schüsse abgefeuert worden sein. Andere Medien berichten von vier Schüssen. Eine Kugel soll den Ministerpräsidenten in der Brust getroffen haben, andere Berichte sprechen von Verletzungen im Brust und im Bein. Verteidigungsminister Robert Kalinak bestätigte am Abend, dass Fico sich noch immer im Operationssaal befinde und ums Überleben kämpfe.

Robert Fico – Zur Person

Die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová verurteilte den Angriff auf Fico. „Ich bin schockiert. Ich wünsche Robert Fico in diesem kritischen Moment alle Kraft, um sich von dem Angriff zu erholen“, schrieb die 50 Jahre alte Politikerin.

Robert Fico: Seit 2023 wieder Regierungschef der Slowakei

Seine politische Karriere begann Fico einst in der Kommunistischen Partei. 1998 überwarf er sich mit den damaligen Genossen und gründete seine eigene Partei, die Smer. Seit 2023 ist er wieder Ministerpräsident der Slowakei. Seine Smer-Partei ist mit 23 Prozent die stärkste Fraktion im Parlament in Bratislava. Das Amt inne hatte Fico bereits von 2006 bis 2010 und von 2012 bis 2018.

Laut der Washington Post verbindet Fico „linksextreme Sozialpolitik mit Nationalismus und konservativen Positionen“. Andere Experten unterstellen dem Politiker einen ausgeprägten Hang zum Populismus und mitunter Politik, die sich am rechten Rand bewegt. Vor allem sein Umgang mit den unabhängigen Medien in der Slowakei zog in den vergangenen Monaten starke Kritik auf sich.

Fico gilt als Verbündeter von Putin in Europa

Außenpolitisch präsentiert sich Fico regelmäßig als kritisch gegenüber der USA und verständnisvoll gegenüber Russland. Wie sein enger Verbündeter, Ungarns Regierungschef Viktor Orbán, strebt Fico zu Russlands Präsidenten Wladimir Putin freundschaftliche Beziehungen an. Zwar hatte die Slowakei unter seiner Regierung gemeinsam mit der EU die Annexion der Krim-Halbinsel als völkerrechtswidrig bezeichnet.

Im späteren Verlauf des Ukraine-Kriegs kritisierte er aber die militärischen Hilfen des Westens für Kiew. Die slowakische Unterstützung der Ukraine stellte Fico kurz darauf ein. Bei einem Besuch Anfang des Jahres 2024 in Kiew sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters: „Sie glauben ernsthaft, dass in Kiew Krieg herrscht? Sie machen Witze, bitte, ich hoffe, Sie meinen das nicht ernst.“ (Daniel Dillmann)