„Weniger mit sich selbst beschäftigen“

Wüst und Merz schon im Clinch? Kanzler-Anwärter kassieren erste Warnungen aus der Union

  • Julia Schöneseiffen
    VonJulia Schöneseiffen
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In der CDU scheint ein Machtkampf zwischen Friedrich Merz und Hendrik Wüst in der Kanzler-Frage entfacht zu sein. Nun schalten sich Unions-Kollegen in die Debatte ein.

Berlin – Seit dem Wochenende kursieren Spekulationen über eine mögliche Auseinandersetzung zwischen den CDU-Politikern Friedrich Merz und Hendrik Wüst um die Kanzlerkandidatur der Union bei der nächsten Bundestagswahl.

In einem Interview in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ teilte Merz gegen den NRW-Ministerpräsidenten Wüst aus. Angesprochen auf eine mögliche Kanzler-Kandidatur Wüsts, sagte Merz: „Wenn wir heute Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen hätten, wäre die AfD fast so stark wie im Bund.“

K-Frage der Union: Merz schießt gegen Wüst

Und weiter: „Die Unzufriedenheit, auch in den Ländern, auch leider in Nordrhein-Westfalen, aus dem ich ja komme, mit der Landesregierung ist fast genauso groß wie die mit der Bundesregierung. Und das zeigt uns doch eines: Wir haben es mit einer krisenhaften Zuspitzung in unserer Demokratie zu tun.“

Dieser Spitze von Merz gegen Wüst war ein Interview von Hendrik Wüst mit der Rheinischen Post vorausgegangen. In diesem antwortete der Ministerpräsident auf die Frage, ob er eine Kanzlerkandidatur anstrebe: „Meine Aufgaben liegen aktuell in Nordrhein-Westfalen.“ Wie Wüst „aktuell“ definiert, sagt er auf Nachfrage nicht: „Alle Fragen, die darüber hinausgehen, stehen weder in meiner Partei noch in Deutschland gerade an.“ 

Friedrich Merz teilt in der K-Frage gegen Hendrik Wüst aus. (Archivfoto)

Union schaltet sich in Personaldebatte ein: „Weniger mit sich selbst beschäftigen“

Nun schalten sich auch Thorsten Frei (Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion um Bundestag) und Alexander Dobrindt (CSU-Landesgruppenchef) in die Debatte um die Kanzler-Frage ein. Frei rät dringend von Personaldiskussionen über die Kanzlerkandidatur zum jetzigen Zeitpunkt ab. Und auch für Dobrindt sei der Zeitpunkt zur Entscheidung jetzt nicht gegeben.

Man befinde sich inmitten der Legislaturperiode und habe derzeit andere Themen und Aufgaben, sagte Frei. Die Union sei „gut beraten, sich auf gute Oppositionspolitik zu konzentrieren“. Notwendig sei Klarheit in den Positionen der CDU. Man müsse aber auch glaubwürdig vermitteln, dass man in der Lage sei, diese am Ende auch umzusetzen. „Wähler goutieren, wenn sie wissen, woran sie sind“.

Für Dobrindt könne ein Politikwechsel nur unter Unionsführung gelingen. Alle seien dringend aufgerufen, eine solche Diskussion zu unterlassen. Ziel sei die Ablösung der Ampelregierung. Er rate dazu, sich inhaltlich mit der Politik der Bundesregierung auseinanderzusetzen, „und sich weniger mit sich selbst zu beschäftigen“. (jsch/dpa)

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