Verzweifelte Drohnen-Taktik
Im Video: Panzer-Turm fliegt durch die Luft – Ukraine bremst Russland-Vorstoß brutal
VonPatrick Mayerschließen
Die russische Offensive hat im Donbass wohl an Dynamik verloren. Ukrainische Truppen setzen gnadenlos Drohnen gegen die Panzer von Wladimir Putin ein.
Donezk – Russland rückt im Ukraine-Krieg im Osten des geschundenen Landes weiter vor. Dass es für die russischen Angreifer im Donbass aber auch nach der Einnahme der ukrainischen Bastion Awdijiwka sehr knifflig bleiben würde, das änderte letztlich diese militärische Erfolgsmeldung für Moskau und das Kreml-Regime von Autokrat Wladimir Putin nicht.
Ukraine-Krieg: Russische Vorstöße im Donbass wieder deutlich verlangsamt
Bezeichnend: Mitte Februar hatten russische Militärblogger bei X (vormals Twitter) das Foto eines alten sowjetischen Kampfpanzers geteilt, der die Flagge Russlands samt Doppelkopf-Adler am Turm befestigt hatte und stolz einen erbeuteten amerikanischen Bradley der Ukrainer durch Awdijiwka hinter sich herzog.
Ein, zwei Tage später tauchte der mutmaßlich selbe Panzer wieder in den sozialen Medien auf. Er hatte noch immer die Fahne montiert sowie die identische Käfigpanzerung gegen Kamikaze-Drohnen auf dem Dach wie auf den Fotos zuvor. Der Panzer stand brennend auf einem Feld, mutmaßlich gestoppt durch eine Bodenmine. Exemplarisch: Während das Verteidigungsministerium aus Kiew Ende März Videos explodierender russischer Panzer zeigt, gehen westliche Beobachter davon aus, dass sich die Vorstöße der Russen im Osten wieder deutlich verlangsamt haben.
The flying turret game: can you count how many seconds it was in the air?
— Defense of Ukraine (@DefenceU) March 25, 2024
A russian T-80 tank lost its 'head' after being hit by an FPV drone.
📹: 100th @TDF_UA Brigade pic.twitter.com/PptNbe2ge6
Russische Verluste im Ukraine-Krieg: Moskau verliert viele Kampfpanzer
Bei X publizierte das ukrainische Verteidigungsministerium am Montag (25. März) Bilder davon, wie eine FPV-Kamikaze-Drohne einen offenbar verlassenen russischen Panzer in den Ruinen des Schlachtfeldes spektakulär ausschaltete. Und zwar offenbar mit einem Treffer im Bereich des Drehkarussells für die Granaten im Panzerturm des T-72, unmittelbar unterhalb der Kabine für den Kommandanten und den Richtschützen.
Die Folge: Der Turm wurde von der Wanne gesprengt – ein typischer Makel der sowjetischen Fabrikate. Stand 25. März hatten die Ukrainer laut Generalstab in Kiew angeblich 6887 russische Kampfpanzer seit Beginn des heimtückischen Überfalls am 24. Februar 2022 „eliminiert“, wie es in der Militärsprache heißt. In einem anderen Video zum gnadenlosen Krieg zwischen den beiden Nachbarn versucht ein russischer Soldat vor einem Drohnen-Einschlag gerade noch, aus einem BTR-82-Radpanzer zu klettern – vergeblich.
Ukraine-Front im Donbass: Russen stoßen westlich von Donezk weiter vor
Während die ukrainische Armee unter einem akuten Munitionsmangel leidet und angesichts eigener empfindlicher Verluste sogenannte Hybrid-Panzer M-55S an der Front hin- und herschieben muss, geht die brutale Taktik mit den Kamikaze-Drohnen offenbar weiter auf.
Laut der täglichen Analyse des Institute for the Study of War (ISW) vom 25. März würden „geolokalisierte Aufnahmen“ zwar darauf hindeuten, dass die russischen Streitkräfte südlich der Siedlung Nowomychajliwka – rund 20 Kilometer südwestlich der Großstadt Donezk gelegen – „marginal“ vorgerückt sind. Vorstöße der Russen wurden demnach auch aus der Siedlung Heorhiivka beim seit Langem heftig umkämpften Ort Marjinka wenige Kilometer westlich von Donezk gemeldet.
These are the indicative estimates of Russia’s combat losses as of March 25, according to the Armed Forces of Ukraine. pic.twitter.com/o1splPvkZu
— The Kyiv Independent (@KyivIndependent) March 25, 2024
Gegen Wladimir Putins Truppen: Ukraine hält Verteidigungslinie im Donbass
Aber: Russlands Vorstöße in der Ostukraine haben sich nach britischer Einschätzung in den vergangenen Wochen verlangsamt. Zum Teil könnte das auf die hohen Verluste im Kampf um Awdijiwka zurückzuführen sein, schrieb das britische Verteidigungsministerium zuletzt. Putins Armee konzentriere sich weiterhin auf das Gebiet Donezk und mache dort kleinere Fortschritte, teilten die Briten bei X mit. Russische Soldaten griffen höchstwahrscheinlich eine Reihe von Dörfern nordwestlich von Donezk an, hieß es weiter.
Aber: Nachdem Putins Donbass-Truppen am 19. März den kleinen Ort Orliwka auf der zweiten ukrainischen Verteidigungslinie hinter Awdijiwka zwischen Berdytschi und Tonenke eingenommen hatten, hielt diese Linie seither offenbar mehreren russischen Angriffen stand. Nachrichten wie diese oder, dass der nächste empfindliche Luftangriff auf die besetzte Krim gelungen ist, machen den Ukrainern in schwierigen Tagen des Krieges somit Hoffnung. (pm)
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