Weltbank-Bericht

„Verschwendung von Talenten“: Studie sieht Frauen weltweit benachteiligt

  • VonLisa Mahnke
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Frauen sind weiterhin nicht gleichberechtigt. Dabei haben ihre Rechte wirtschaftliches Potenzial. Einen Faktor muss Deutschland besonders verbessern.

Washington, D.C. – Einer aktuellen Analyse der UN-Weltbank zufolge genießen Frauen im Durchschnitt nur 64 Prozent der Rechte, die Männern zustehen. Der Bericht wurde diesen Montag, vier Tage vor dem Internationalen Frauentag am 8. März, veröffentlicht. In 37 Ländern stünden Frauen nicht einmal die Hälfte der Rechte von Männern zu. Kein Land bietet Frauen die gleichen Chancen – und in der Praxis sei die Schere zwischen den Geschlechtern laut Bericht aufgrund einer Implementierungslücke noch größer.

„Was für eine Verschwendung von Talenten. Und wie tragisch, dass in den Volkswirtschaften, in denen Talente am knappsten sind, diese am meisten verschwendet werden“, so heißt es in der Studie. Unter anderem wurden sich die Themen Mobilität, Arbeitsplatz, Vermögen, Ruhestand, Ehe und Elternschaft angeschaut. Es gab allerdings auch zwei neue Indikatoren, bei denen sich große Lücken in den Studienergebnissen zeigten: Gewalt und Zugang zu Kinderbetreuungseinrichtungen.

Gewalt-Indikator zeigt riesiges Loch in Gleichberechtigung – auch Deutschland hat Nachholbedarf

Deutschland kommt in dem Bericht auf 85 Prozent und liegt damit im oberen Mittelfeld. Länder wie Italien, Neuseeland, Portugal, Belgien und Kanada liegen dennoch vor Deutschland. Belgien liegt dabei auf Platz eins mit 90 von 100 Punkten. Ohne die zwei neuen Indikatoren gab es im vergangenen Jahr 14 von 190 Volkswirtschaften, bei denen die Rechte zwischen Frauen und Männern gleich eingeschätzt wurden, darunter auch Deutschland. Die neueste Studie deckte neue Mängel auf, vor allem im Bereich Schutz vor Gewalt.

In Europa kämpfen Frauen nach wie vor für Gleichberechtigung. Eine Weltbank-Studie zeigt Lücken auf.

Der globale Durchschnitt bei Werten für die Sicherheit für Frauen lag lediglich bei 36 von 100 und die Einführung der neuen Indikatoren führte im Durchschnitt zu einer Reduktion von 10 bis 30 Prozent in dem Indexergebnis der Studie im Vergleich zum Jahr davor. So haben zum Beispiel nur 39 der untersuchten 190 Staaten Gesetze gegen sexuelle Belästigung in öffentlichen Plätzen. Weitere 139 Staaten hatten laut der Weltbank keine adäquate Gesetzgebung, um vor Kinderehe zu schützen.

Frauen ökonomisch „im Abseits gehalten“: Sorgearbeit noch immer Frauensache

Zudem fand die Studie heraus, dass Frauen durchschnittlich 2,4 Stunden mehr unbezahlte „Care Work“ (Sorgearbeit) übernehmen. Vor allem in der Verbesserung der Kinderbetreuung lege ein massives Potenzial für die Arbeitskraft. „In 128 Volkswirtschaften könnten Frauen zweimal darüber nachdenken, ob sie zur Arbeit gehen, wenn sie sich um Kinder sorgen müssen“, so heißt es in der Weltbank-Studie.

„Frauen haben die Macht, die Weltwirtschaft anzukurbeln, und doch werden sie durch Gesetze und mangelnde Umsetzung oft im Abseits gehalten“, hieß es im Bericht. Demnach könne durch geschlechterspezifische Gleichberechtigung bei Beschäftigung und Unternehmertum das globale Bruttoinlandsprodukt um mehr als 20 Prozent gesteigert werden und sich die globale Wachstumsrate in den kommenden zehn Jahren verdoppeln.

Für dieses Ziel sammelte der Bericht direkt Empfehlungen für die Politik, in denen es um Gesetze für die Sorge-Unterstützung, die Sicherheit von Frauen in einer Vielzahl von öffentlichen Orten, aber auch für Emanzipationsmöglichkeiten und Chancengleichheit in der Wirtschaft geht. (lismah/dpa)

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