Experte gibt Ausblick

Was Trump als US-Präsident tun wird – von Deportationen bis zu Zöllen

  • Florian Naumann
    VonFlorian Naumann
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Donald Trump wird wieder US-Präsident – USA-Experte Tim Büthe erwartet im Interview sogar ein strafferes Vorgehen als in der ersten Amtszeit.

Was Deutschland kaum für möglich halten wollte, ist eingetreten: Donald Trump wird wieder Präsident der USA. Vermutlich wird er sogar noch eine republikanische Mehrheit im Kongress dazubekommen. Wie scharf wird Trump nun den Kurs ändern? Und was bedeutet das – für die Vereinigten Staaten, für Europa und die Welt?

Antworten gibt im Interview mit IPPEN.MEDIA Tim Büthe. Der Professor der Hochschule für Politik an der TU München erforscht politische Aspekte internationaler Wirtschaftsbeziehungen. Im vergangenen Sommer betrieb er aber auch einen Monat lang Feldforschung im mitentscheidenden US-Swing-State Pennsylvania.

Trumps neue Möglichkeiten: Weniger „Dilettantismus“ – Masse von radikalen Änderungen zu erwarten

Herr Büthe, Donald Trump wird wieder US-Präsident. Wird er womöglich sogar einen noch rigideren Kurs verfolgen als bei seiner ersten Amtszeit?
Wie es aussieht, wird er Mehrheiten sowohl im Senat wie im Repräsentantenhaus haben – zumindest für die ersten zwei Jahre. Das wird ihm erlauben, Projekte durchzudrücken, die in der ersten Amtszeit nicht gelungen sind. Damals war das Kernteam um Trump politisch völlig unerfahren und ist viele Anliegen sehr dilettantisch angegangen. Deshalb ist er dann oft etwa an prozeduralen Hürden im Kongress gescheitert. Das wird in der zweiten Trump-Präsidentschaft höchstwahrscheinlich nicht geschehen.
Donald Trump hat ein Dekret zur Kuba-Politik unterzeichnet – eine Jubelszene aus dem Jahr 2017.
Trump hat angekündigt, jedenfalls seinen ersten Tag im Amt lang „Diktator“ sein zu wollen.
Man muss erwarten, dass es in der US-Politik Anfang 2025 eine Masse von radikalen Änderungen geben wird. Insbesondere bei innenpolitischen Themen – da wird sich viel für die Amerikaner ändern.

Trump und die Abschiebungs-Drohung: „Das ist für die amerikanische Wirtschaft fatal“

Ein Punkt davon dürfte die Migrationspolitik sein. Trump hat angedroht, Millionen von Migrantinnen und Migranten zu deportieren. War das Wahlkampfgetöse – oder ist das tatsächlich ernstzunehmen?
Trump ist jemand, der sehr ungern etwas zurücknimmt, das er angekündigt hat. Eine Kurskorrektur vorzunehmen oder seine Pläne zu ändern würde nach seinem Verständnis implizieren, dass er zuvor falschgelegen hat. Daher muss man davon ausgehen, dass er in irgendeiner politisch verkaufbaren Form die Massendeportationen umsetzen wird. Das ist natürlich für die amerikanische Wirtschaft fatal, weil diese überwiegend sehr billigen Arbeitskräfte eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft, aber auch in Teilen der Industrie und in Serviceberufen spielen. Kaum jemand mit einer vollen Arbeitserlaubnis will diese Jobs haben.
Das muss Trump doch klar sein?
Das weiß Trump natürlich auch. Aber ob ihn das schert? Man muss auf jeden Fall damit rechnen, dass er hinreichend umfangreiche symbolische Schritte unternehmen wird, dass er behaupten kann, getan zu haben, was er versprochen hat.
Auch Deutschland und Europa müssen mit Folgen rechnen – die Nato-Mitglieder hat Trump schon von 2016 bis 2020 mit Drohungen überzogen. Er hat sogar die Mitgliedschaft der USA in Frage gestellt.
Nachdem die Verteidigungsausgaben in den meisten Ländern hochgegangen sind, steht er der Nato vielleicht positiver gegenüber. Aber er hat bisweilen in einer Weise über die Nato gesprochen, die eher an ein Vasallensystem aus dem Mittelalter erinnert, als an ein modernes Verständnis von einem Bündnis demokratischer Staaten. Etwa wenn er gefragt hat: „Wenn die uns nicht dafür bezahlen, warum sollen wir denen Sicherheitsgarantien geben?“ Sollte das jetzt wirklich Politik werden, dann wäre das für Europa eine radikale – und bedrohliche – Änderung.

Trumps US-Wahl-Sieg und die wirtschaftlichen Folgen – selbst 10 Prozent Zoll würden schmerzen

Große Sorge gibt es auch mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen von Trumps Präsidentschaft für Deutschland Europa.
Trump hat mal 10, mal 20 Prozent Zölle angekündigt, auf Autos gegebenenfalls auch noch mehr. Das würde für die vielen deutschen Industrien, für die der Export in die USA eine ganz wichtige Rolle spielt, hart treffen. Wenn er wirklich auf Importe einen Zoll von „nur“ 10 Prozent erheben würde, wäre das ein massiver Dämpfer für das Wirtschaftswachstum in Europa. Die Welthandelsorganisation würde zugleich wahrscheinlich komplett dysfunktional werden – die hat er ja schon in seiner ersten Amtszeit massiv blockiert.

Die Trump-Dynastie: Alle Mitglieder und ihre Rollen in der „First Family“

Drei Ehefrauen, vier Geschwister, fünf Kinder, zehn Enkelkinder: Donald Trumps Familie wächst und wächst. Wir stellen Donalds Lieblingskinder, die Ex-Frauen und den Rest des Trump-Clans vor.
Drei Ehefrauen, vier Geschwister, fünf Kinder, elf Enkelkinder … © Imago
Von links: Donald Trump Jr., Tiffany Trump, Donald Trump, Melania Trump und Barron Trump im Weißen Haus im August 2020
… Donald Trumps Familie wächst und wächst. Wir stellen Donalds Lieblingskinder, die Ex-Frauen und den Rest des Trump-Clans vor. © Imago
Donald Trump, ehemaliger Präsident der Vereinigten Staaten.
Er ist wohl der kontroverseste Amtsinhaber der Vereinigten Staaten: Donald Trump. Von 2017 bis 2021 residierte der Multimilliardär aus New York das erste Mal im Weißen Haus in Washington, DC. Bei der US-Wahl 2024 wurde er dann erneut zum US-Präsidenten gewählt. © Angela Piazza/Imago
Ivana Trump, ehemalige Ehefrau von Donald Trump und Mutter von Ivanka, Eric und Don, starb in diesem Jahr.
Von 1977 bis 1990 war Donald Trump mit seiner ersten Ehefrau Ivana Trump verheiratet. Die Scheidung von Ivana und Donald Trump zählt bis heute zu den berühmtesten Trennungen der USA. © Kristin Callahan/Imago
Ivana Trump auf dem roten Teppich zu einer Feier der Grammy-Gala im Januar 2018 in New York
Ivana behauptete, Donald Trump habe sie während ihrer Ehe 1989 vergewaltigt. Später gab sie zu, diese Anschuldigungen auf Anraten ihrer Anwälte erfunden zu haben. © John Angelillo/Imago
Ivana Trump bei der Vorstellung ihres Buches „Raising Trump“ in einem Hotel in Zagreb in Kroatien im April 2018.
Ivana Trump starb am 14. Juli 2022 im Alter von 73 Jahren in ihrer Wohnung in New York an den Folgen eines Treppensturzes. © Marko Lukunic/Imago
Donald Trump Jr. bei einer Pressekonferenz zum Gerichtsverfahren gegen seinen Vater im Mai 2024 in New York
Donald Trump Jr. ist das älteste der drei Kinder von Donald Trump und dessen erster Ehefrau Ivana. Er ist als lautstarker Unterstützer der Politik seines Vaters bekannt und nimmt teilweise noch extremere Positionen als dieser ein. © Carlos Chiossone/Imago
Donald Trump Jr. und seine Ex-Ehefrau Vanessa Trump.
Im Jahr 2003 lernte Trump Jr. Vanessa Haydon kennen. Sie heirateten 2005. Zusammen haben sie fünf Kinder, die zwischen 2007 und 2014 geboren wurden.  © John Angelillo/dpa
Parteitag der Republikaner in Milwaukee: Donald Trump Jr. und seine Tochter Kai Madison Trump
Das älteste Kind von Vanessa Haydon und Donald Trump Jr. ist Kai Madison Trump (im Bild), die im Mai 2007 geboren wurde. Haydon und Trump ließen sich Ende 2018 scheiden. © Jasper Colt/Imago
Donald Trump Jr. und seine neue Freundin Kimberly Guilfoyle.
Von 2018 bis 2024 stand diese Frau an der Seite von Donald Trump Jr.: Kimberly Guilfoyle, Juristin und ehemalige Moderatorin des US-Nachrichtensender Fox News. Sie ist neun Jahre älter als er und war vor der Beziehung zu Trump Jr. bereits zweimal verheiratet.  © Peter Foley/Imago
Ivanka Trump und Jared Kushner mit ihren drei Kindern.
Auch Donald Trumps älteste Tochter Ivanka Trump hat ihre eigene Familie gegründet: Verheiratet ist sie mit dem Unternehmer Jared Kushner.  © Imago
Ivanka Trump bei einem Spiel der New York Mets im August 2023 in New York
Ivanka gilt als heimliches Lieblingskind Trumps. Der nahm seine Tochter und ihren Ehemann mit nach Washington, DC. Im Weißen Haus waren beide in Trumps erster Amtszeit als Beraterin und Berater des US-Präsidenten tätig. Das Ehepaar nahm so Schlüsselrollen im Stab des US-Präsidenten ein.  © Imago
Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner bei einer Zeremomnie in Prag am 28. Oktober 2022
Ivanka Trump und Jared Kushner haben zusammen drei Kinder: Arabella Rose, Joseph Frederick und Theodore James. © Imago
Mittlerer Sohn von Donald Trump: Eric Trump mit seiner Frau Lara.
Und dann wäre da noch Eric Trump: Seit 2014 ist der zweite Sohn von Donald Trump mit seiner Frau Lara verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder. © Mark Hertzberg/Imago
Eric Trump und Donald Trump beim Parteitag der Republikaner im Juli 2024 in Milwaukee, Wisconsin
Wie seine älteren Geschwister stieg auch Eric in die Familienfirma ein. Im Februar 2024 wurde er – ebenso wie sein Bruder Donald Jr. – in einem Betrugsprozess in New York dazu verurteilt, rund vier Millionen Dollar Strafe zu zahlen. Zudem darf er zwei Jahre lang kein Unternehmen im Bundesstaat New York leiten. © Imago
CPAC-Konferenz in Washington: Lara Trump
Eric Trumps Ehefrau Lara Trump wiederum soll Gerüchten zufolge den Fußstapfen ihres Schwiegervaters folgen wollen und eine politische Karriere anstreben. © Niyi Fote/dpa
Donald Trump und Marla Maples im Jahr 1991
Auf Ivana folgte an der Seite Donald Trumps Marla Maples. Die US-amerikanische Schauspielerin war von 1993 bis 1999 mit Trump verheiratet.  © Adam Scull/Imago
Marla Maples, Tiffany Trump und Donald Trump (v.l.) am 29. März 1994 in New York
1993 kam Tiffany, die Tochter von Marla Maples und Donald Trump, zur Welt.  © Imago
Ex-Frau von Donald Trump und Mutter von Tiffany Trump Marla Maples.
Berichten zufolge könnte die Trennung von Trump im Zusammenhang mit einer Affäre von Maples stehen. Ein Polizist griff Maples und einen Bodyguard Trumps im April 1996 auf. Nachdem Trump den Bodyguard gefeuert hatte, plauderte dieser von einer Liaison. © Vincenzo Landi/Imago
Tiffany Trump, Tochter von Donald Trump und Marla Maples.
Tiffany Trump wurde nach dem Unternehmen Tiffany & Co. benannt, dessen Hauptgeschäft neben dem Trump Tower in New York lag. Nach der Scheidung der Eltern 1999 wurde Tiffany von ihrer Mutter in Kalifornien großgezogen, wo sie bis zu ihrem Highschool-Abschluss lebte. Sie galt lange als schwarzes Schaf der Dynastie.  © Andrew Dolph/Imago
Tiffany Trump (l.) streichelt an Thanksgiving 2017 im Rosengarten des Weißen Hauses einen Truthahn, nehmen ihr Ivanka Trump mit ihrer Tochter Arabella
Anders als Ivanka, Eric und Don Jr. erhielt sie bisher keine wichtige Funktion im millionenschweren Familienunternehmen. Auch im Wahlkampf war sie selten zu sehen. Im November heiratete sie in Mar-a-Lago den libanesisch-amerikanischen Geschäftsmann Michael Boulos. © Imago
Tiffany Trump Boulos
Am 15. Mai 2025 gab Tiffany Trump (hier mit ihrem Ehemann bei der Amtseinführung ihres Vaters) auf Instagram die Geburt ihres ersten Kindes bekannt, eines Sohnes namens Alexander Trump Boulos. © Jack Gruber/Imago
Donald Trump mit seiner aktuellen Ehefrau Melania Trump.
Melania Trump ist die aktuelle Ehefrau Donald Trumps. Das Model ist seit 2005 mit dem ehemaligen Präsidenten verheiratet. Die beliebteste First Lady ist Melania Trump nicht.  © Imago
Melania Trump am Rednerpult einer Wahlkampfveranstaltung der Republikaner im Oktober 2024 in New York
Die First Lady wurde als Melanija Knavs in Slowenien geboren. Damiot ist sie nach Louisa Adams in den Jahren 1825 bis 1829 erst die zweite Präsidentengattin, die nicht in den USA zur Welt kam. © Imago
Trump and Vance Swearing-In at the US Capitol
2006 bekamen Melanie und Donald Trump einen Sohn. Barron Trumps öffentliche Auftritte sind allerdings rar. Hier ist er während der Amtseinführung seines Vaters am 20. Januar 2025 zu sehen. Zum Erstaunen der Öffentlichkeit: Der jüngste Sohn von Donald Trump ist mittlerweile über zwei Meter groß. © Kevin Lamarque/Imago
Und auch sonst müssen sich Deutschland und Europa bei transatlantischen Kooperationen auf eine härtere Gangart einstellen. In einigen Bereichen, zum Beispiel rund um das Thema Klimawandel, kann man die transatlantische Zusammenarbeit zumindest in den nächsten zwei, wahrscheinlich in den nächsten vier Jahren, weitgehend vergessen.
Wie kann die Bundesregierung nun auf den US-Präsidenten Trump reagieren?
Die Herausforderung für Deutschland ist jetzt, glaube ich, irgendwie hinzubekommen, dass man Trump hinreichend entgegenkommt, dass er symbolische Erfolge verbuchen kann – ohne, dass es für deutsche und europäische Interessen allzu große Kosten hat. (Interview: Florian Naumann)

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