Parteien der Mitte abgehängt

Wahlergebnisse zeigen klaren Trend: Jung wählt radikal – warum Linke und AfD so beliebt sind

  • Natalie-Margaux Rahimi
    VonNatalie-Margaux Rahimi
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Die Wahlergebnisse der Bundestagswahl zeigen: Junge Wähler ziehen AfD und Linke vor. Social Media hat offenbar massiven Einfluss auf Wahlentscheidung.

Berlin – Die Wahlergebnisse der Bundestagswahl 2025 sorgten in vielerlei Hinsicht für Überraschungen. Während die Union aus CDU und CSU die Wahl klar gewinnen konnte, verzeichnete die SPD das schwächste Ergebnis ihrer Geschichte. Die FDP verfehlte den erneuten Einzug in den Bundestag und auch das BSW scheiterte denkbar knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Die AfD hingegen konnte ihr Wahlergebnis im Gegensatz zur letzten Bundestagswahl verdoppeln. Für die größte Überraschung des Abends allerdings sorgte die Linke mit ihrem Wahlergebnis. Sie schaffte den Einzug in den Bundestag mit 8,8 Prozent und lag damit weit über den Erwartungen. Für viele noch überraschender sind allerdings die Wahlergebnisse der jungen Wähler und Erstwähler.

Wahlergebnisse der jungen Wähler bei Bundestagswahl: AfD und Linke punkten – politische Mitte weit abgeschlagen

Hier konnten die Linke und die AfD gemäß Wahlergebnissen besonders punkten. Laut Infratest dimap entschieden sich ganze 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die Linke und ihre Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek. Laut Forschungsgruppe Wahlen kommt die Linke bei unter 30-Jährigen auf 24 Prozent. Für die AfD entschieden sich demnach 21 Prozent der unter 30-jährigen Wählerinnen und Wähler. Auf dasselbe Ergebnis kommt Infratest dimap für die 18- bis 24-Jährigen. Radikalisiert sich die Jugend – oder haben diese Ergebnisse doch eine ganz simple Ursache?

Wahlergebnisse der jungen Wähler bei Bundestagswahl: AfD und Linke punkten – politische Mitte weit abgeschlagen

Fakt ist, die jungen Wähler entscheiden sich nicht mehr für die politische Mitte. Sowohl bei den Wahlergebnissen von Infratest dimap als auch bei der Forschungsgruppe Wahlen kommen Union und SPD unter den jungen Wählern zusammen nicht einmal auf 30 Prozent. Auch die Grünen sind mit 10, beziehungsweise 12 Prozent abgeschlagen. Und das BSW würde bei den unter 24-Jährigen bzw. den unter 30-Jährigen mit sechs, bzw. sieben Prozent den Einzug in den Bundestag meistern. Auch die FDP würde mit fünf bzw. sechs Prozent die Fünf-Prozent-Hürde knacken. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 konnten noch Grüne und FDP besonders punkten.

Das Institut für Generationenforschung hatte bereits Mitte des vergangenen Jahres die Jungwahlstudie 2024 veröffentlicht und festgestellt, dass die Jugend sich an die politischen Ränder bewegt. Bei der Erhebung stimmten 41 Prozent der Aussage zu, dass, die „einfachen Menschen der Regierung egal“ seien. Besonders hoch war der Zuspruch unter Befragten, die angaben, die AfD, das BSW oder Linke wählen zu wollen. Das zeigt, wie hoch das Misstrauen der jungen Wählerinnen und Wähler in die Ampel-Regierung schon weit vor dem Scheitern der Koalition war.

Wahlergebnisse der jungen Wähler überraschen: Werbung auf TikTok zahlt sich offenbar aus

Ein weiterer und nicht zu vernachlässigender Grund für die Wahlergebnisse der jungen Wähler dürfte auch auf Social Media zurückgehen. Denn hier sind sowohl die AfD, als auch die Linke sehr aktiv. Vor allem bei TikTok erreichen sie mit ihren Videos besonders viele junge Wähler. Der Mediendienst Unicepta hat bereits vor der Wahl die Performance der Parteien auf Social Media untersucht. Dabei fiel auf: Der TikTok-Kanal der Linken war der stärkste unter allen Partei- und Kandidaten-Accounts. Grund für den Aufschwung bei Social Media ist vor allem eine Frau: Heidi Reichinnek. Allein mit ihrer spontanen „Dammbruch“-Rede konnte sie knapp 900.000 Nutzerreaktionen sammeln.

Spitzenreiter aller Parteien auf Social Media bleibt allerdings die AfD um Spitzenkandidatin Alice Weidel. Sie konnte insgesamt 17,50 Millionen, die Linke 15,28 Millionen Nutzer-Reaktionen wie Shares, Likes oder Kommentare sammeln. Weit dahinter folgen die Grünen (9,55 Millionen Nutzer-Reaktion) sowie SPD (8,77 Millionen) und Union (8,05 Millionen). Vergleicht man diese Zahlen mit den Wahlergebnissen unter jungen Wählerinnen und Wählern bei der Bundestagswahl 2025, erkennt man deutliche Parallelen.

Im Hinblick auf die kommende Legislaturperiode dürfte es also auch Aufgabe der neuen Regierung sein, das Vertrauen der jungen Wähler zurückzugewinnen. Nach den Wahlergebnissen der Bundestagswahl 2025 wird es bei der neuen Regierung unter dem zukünftigen Kanzler Friedrich Merz wohl auf eine „GroKo“ aus Union und SPD hinauslaufen. (nmr)

Rubriklistenbild: © Collage: Sören Stache/dpa, Carsten Koall/dpa

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