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Schweigegeld-Prozess in New York: Bragg macht Jagd auf Donald Trump

Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg leitet die erste zivile Klage gegen einen US-Präsidenten. Doch wie hoch sind die Chancen, dass Donald Trump wirklich verurteilt wird?

New York - Es ist ein Schlüsselelement des Strafprozesses gegen Donald Trump in New York: Wird die Staatsanwaltschaft die gegen ihn erhobenen Vorwürfe - er habe die Finanzunterlagen seiner Unternehmen gefälscht - mit einer reißerischen Wahlverschwörung in Verbindung bringen, für die er nicht angeklagt ist?

Der Prozess, der am 15. April beginnen soll, konzentriert sich auf 34 Anklagepunkte gegen Trump wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen ersten Grades. Das wäre ein Kapitalverbrechen, das zu einer Haftstrafe im New Yorker Gefängniskomplex Riker‘s Island oder im Staatsgefängnis führen könnte.

Donald Trumps Prozess um Schweigegeldzahlungen erregt die Gemüter

Der Fall um Donald Trump hat große Aufmerksamkeit auf sich gezogen - auch weil es sich um die erste Strafverfolgung eines Ex-Präsidenten handelt. Außerdem geht es um 130.000 Dollar, die die Erotikfilm-Darstellerin Stormy Daniels vor den Präsidentschaftswahlen 2016 gezahlt wurden, damit sie über eine angebliche sexuelle Begegnung mit Trump Jahre zuvor schweigt.

Während einige juristische Beobachter die Anklage als sinnvolle Anwendung des New Yorker Strafrechts betrachten, sehen andere darin einen rechtlich wackeligen Versuch, Geschäftsbetrug mit Versuchen zu verbinden, Informationen über Trumps Verhalten vor der US-Wahl 2024 geheim zu halten.

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Staatsanwalt sieht in Klage gegen Donald Trump „Brot und Butter unserer Arbeit“

Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, hat sein Vorgehen verteidigt, indem er sagte, dass die Anschuldigungen gegen Trump in der Finanzhauptstadt des Landes nichts Ungewöhnliches seien, und nannte die Anklagen das „Brot und Butter unserer Arbeit im Bereich der Wirtschaftskriminalität“. Braggs Büro zufolge geht es um Fälle, in denen Geschäftsinhaber und Unternehmen Unterlagen gefälscht haben, um Versicherungszahlungen zu umgehen, Diebstähle zu vertuschen und sich auf unzulässige Weise Bundesdarlehen zu sichern, unter anderem aus Pandemie-Hilfsprogrammen.

Im gesamten Bundesstaat New York hat die Staatsanwaltschaft zwischen 2014 und 2023 in 11.663 Fällen Anklage wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen ersten Grades bei staatlichen und übergeordneten Strafgerichten erhoben, so die Aufzeichnungen des New York State Office of Court Administration. Die Bezirksstaatsanwaltschaft Manhattan erhob diese Anklagen in 437 Fällen in dem Jahrzehnt vor Trumps Anklageerhebung im April 2023, so die Staatsanwaltschaft in einem Gerichtsantrag im November. In vielen Fällen enthielten die Anklageschriften zusätzliche, schwerwiegendere Vorwürfe.

Donald Trump wird Dokumentenfälschung vorgeworfen

In Manhattan gab es im gleichen Zeitraum 42 Fälle, in denen die Fälschung von Unterlagen der Hauptanklagepunkt war - wie im Fall von Trump -, so die Daten der New York State Division of Criminal Justice Services.

Braggs Kritiker behaupten, dass er die Rechtslehre in einer Weise ausdehnt, die es schwierig machen könnte, die Geschworenen von einer Verurteilung Trumps zu überzeugen. In New York ist die Fälschung von Geschäftsunterlagen ein Vergehen, es sei denn, die Staatsanwaltschaft kann nachweisen, dass der Angeklagte in der Absicht gehandelt hat, eine andere Straftat zu begehen; in diesem Fall kann die Anklage zu einem Verbrechen der Klasse E, dem niedrigsten Straftatbestand des Staates, erhoben werden.

Trump soll Stormy Daniels 130.000 Dollar gezahlt haben

Laut der New Yorker Anklageschrift hat Trump 420.000 Dollar an seinen damaligen Anwalt Michael Cohen als Entschädigung für die Bezahlung von Stormy Daniels, einer Pornodarstellerin, die eigentlich Stephanie Clifford heißt, überwiesen. Das Geld - 130.000 Dollar für Daniels und die zusätzlichen Mittel für Cohen - wurde in einem Dutzend Raten gezahlt und in den internen Dokumenten der Trump Organization fälschlicherweise als Anwaltsvorschuss verbucht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei dem gesamten Vorhaben um einen potenziellen Verstoß gegen bundes- und einzelstaatliche Wahlgesetze sowie gegen einzelstaatliche Steuergesetze handelt. Allerdings wurde Trump in diesem Fall keiner anderen Straftat angeklagt, so dass die Anklage wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen eher ungewöhnlich ist.

Anwälte: Zahlung an Erotik-Darstellerin sollten Trumps Familien schützen

„Wenn wir jedes Unternehmen in New York strafrechtlich verfolgen würden, das eine falsche Einreichung ... oder einen Abzug für eine Straftat hat, hätten wir eine Menge Strafverfolgungen, und das passiert im Allgemeinen nicht“, sagte Daniel Hochheiser, ein New Yorker Strafverteidiger.

Trumps Anwälte haben erklärt, die Zahlungen an Daniels seien legal gewesen und hätten dazu gedient, Trumps Familie vor einer peinlichen Enthüllung zu schützen. Trump, der wahrscheinliche republikanische Kandidat, der Präsident Joe Biden bei den Wahlen im November herausfordern wird, hat Bragg, einen Demokraten, beschuldigt, aus politischen Gründen rechtliche Schritte gegen ihn einzuleiten.

Donald Trumps Skandale, Fehltritte und Eklats in der Übersicht

Donald Trump als Moderator von The Apprentice, einer Reality-TV-Serie in den USA
Seit über 40 Jahren ist Provokation seine Spezialität: Donald Trump erregte die Gemüter, lange bevor er sich entschied, eine politische Karriere anzustreben. Ob als eiskalter Immobilienmakler in seiner Heimatstadt New York City oder wie hier als skrupelloser Chef in seiner eigenen Reality-TV-Serie „The Apprentice“ - Trump sorgte immer für Schlagzeilen. Ein Blick zurück erinnert an die größten Momente, die schließlich im Wahlsieg 2016 und dem Einzug ins Weiße Haus mündeten. © Imago
Donald Trump und Ivana Trump in den späten 1980er Jahren.
Dabei hatte alles so harmonisch begonnen. Donald Trump, reicher Erbe, Liebling der Klatschspalten und ab 1986 auch noch als Retter der New Yorker Eislaufbahn bekannt geworden, heiratete 1977 Ivana Trump. Das ehemalige Model schenkte Donald seine ersten drei Kinder: Donald Jr., Ivanka und Eric. Doch die Ehe sollte das glamouröse Leben der Trumps nicht überstehen und im Jahr 1990 ein Ende in Scheidung finden. © imago stock&people
Donald Trump und Marla Maples bei ihrer Hochzeit im Dezember 1993
Donald Trump ehelichte daraufhin die Frau, mit der er laut der Regenbogenpresse ohnehin schon seit längerem eine Affäre hatte: Marla Maples. Die damals 30 Jahre alte Schauspielerin gab Trump am 20. Dezember 1993 in New York das Ja-Wort. Kurz zuvor war Tiffany Trump, die gemeinsame Tochter der beiden, zur Welt gekommen. Die Ehe hielt respektable sechs Jahre. Marla Maples hätte über diese Zeit gerne ein Buch geschrieben. Das aber verhinderten laut Vanity Fair die Anwälte ihrer Stiefkinder Ivanka Trump und Donald Junior. © imago
Donald Trump und Melania Trump gemeinsam in New York
Es folgte Ehe Nummer Drei für Donald Trump, diesmal mit Melania Knauss. Das Topmodel aus Slowenien wurde als Kampagnengesicht der Zigarettenmarke Camel 1998 in den USA berühmt. Ihren späteren Ehemann lernte Melania im selben Jahr kennen. Im Jahr 2002 heiratete sie den 24 Jahre älteren Donald Trump. 2006 kam der gemeinsame Sohn des Glamour-Paares auf die Welt: Barron Trump. © Imago
Im Jahr 2016 kam Donald Trump wie hier die goldene Rolltreppe seines Hochhauses in New York herab
Im Jahr 2016 kam Donald Trump wie hier die goldene Rolltreppe seines Hochhauses in New York herab und erklärte seine Kandidatur für die US-Wahl 2016. Kaum jemand nahm die politischen Ambitionen des Fernsehstars zu diesem Zeitpunkt ernst. © Andrea Hanks/imago
Donald Trump gegen Parteigrößen wie Jeb Bush
In den Vorwahlen der Republikaner trat Donald Trump gegen Parteigrößen wie Jeb Bush (im Bild) an. Bei den TV-Debatten der Kandidaten machte er erstmals auf sich aufmerksam – indem er die alteingesessenen Politiker derbe attackierte. Trump sicherte sich so die Nominierung der Partei für die US-Wahl 2016. © imago
Donald Trump und Hillary Clinton beim Wahlkampf 2016
Dort traf Donald Trump auf Hillary Clinton. Die Kandidatin der Demokraten galt als Favoritin - vor allem, nachdem ein Tonband aufgetaucht war, in dem Trump damit angab, Frauen ungestraft sexuell belästigen zu können. Doch es geschah, was kaum jemand für möglich hielt: Trump setzte sich durch und wurde zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. © imago
Barack Obama empfängt nach dessen Amtseinführung seinen Nachfolger Donald Trump im Weißen Haus in Washington DC, USA
Barack Obama hatte sich bei der Wahl für Hillary Clinton, seine langjährige Außenministerin, eingesetzt und vor Trump gewarnt. Genutzt hatte es nichts. Wie üblich besuchte Obama zunächst die feierliche Amtseinführung und empfing anschließend seinen Nachfolger im Weißen Haus – eine Ehre, die Trump vier Jahre später Joe Biden verweigern sollte. © imago
Donald Trump und Emmanuel Macron schütteln Hände
Kaum in Amt und Würden, schlidderte Donald Trump von einer Peinlichkeit zum nächsten Affront. Mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron lieferte sich Trump auf Staatsbesuch in Frankreich einen Wettbewerb im Händedrücken, den am Ende Macron gewann. Das zumindest ließen die deutlichen Spuren vermuten, die die Finger des Franzosen auf der Hand des US-Präsidenten hinterlassen hatten. © Peter Dejone/dpa
US-Präsident Donald Trump auf Staatsbesuch in Schanghai, China.
Doch Donald Trump polarisiert nicht nur mit seinen Taten, auch Spekulationen rund um sein Aussehen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Warum ist seine Haut orange, was schmiert er sich ins Gesicht, kann sich ein Milliardär kein besseres Toupet leisten? Das verweigert nämlich regelmäßig, ordentlich auf dem Kopf liegen zu blieben – wie hier zum Beispiel auf dem Flughafen in Schanghai zu sehen. © Jim Watson/imago
Angela Merkel, Emannuel Macron, Shinzo Abe und Donald Trump auf dem G7-Gipfel in Kanada
Vor allem die Verbündeten brachte Donald Trump mit seinem Wankelmut auf die Palme. Die schwierige Beziehung zwischen den USA unter seiner Regentschaft und dem Rest der westlichen Welt wird durch dieses Foto zusammengefasst, das auf dem G7-Gipfel in Kanada im Jahr 2018 entstand. Angela Merkel, damals noch Bundeskanzlerin, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Japans Premierminister Shinzo Abe reden auf Trump ein. Der sitzt da, mit trotzigem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen. Vor allem Merkel ist die Frustration über einen derartigen Verhandlungspartner deutlich anzusehen. © Jesco Denzel/dpa
US-Präsident Donald Trump und Erotikdarstellerin Stormy Daniels
Wer glaubte, dass Donald Trump als Präsident zumindest nur noch politische Skandale produziert, wurde bald eines Besseren belehrt. Erotikdarstellerin Stormy Daniels machte ihre Affäre mit dem US-Präsidenten öffentlich. Beide trafen sich, während Trump schon mit Melania verheiratet war. Pikant: Melania war wohl damals gerade mit dem gemeinsamen Kind schwanger. Trump befahl seinem damaligen Anwalt Michael Cohen, Stormy Daniels Schweigegeld zu zahlen, damit alles geheim bleibe. Doch weil das Geld angeblich nie bei ihr ankam, schrieb Daniels ein Buch. Nun wissen wir alle, ob wir wollen oder nicht, wie Trumps Penis aussieht. © Mandel Ngan/afp
Donald Trumps legendärer Tweet mit Covfefe in einer Kunstausstellung in New York
Doch weder mit Bettgeschichten noch mit politischen Skandalen erzeugte Donald Trump derart viel Aufmerksamkeit wie mit seinem Twitter-Kanal. Als @realdonaldtrump twitterte Donald, bis sich die Balken bogen: mitten in der Nacht, voll Rechtschreibfehler und am liebsten in Großbuchstaben. Legendär ist sein „Covfefe“-Tweet vom 31. Mai 2017 (im Bild). Zeitweise folgten ihm fast 89 Millionen Accounts. Doch im Januar 2021 war auf einmal Schluss. Im Zuge der Attacke auf das Kapitol sperrte Twitter den Account des damals noch amtierenden US-Präsidenten. Grund: Er habe den Mob zur Gewalt ermutigt. © Christina Horsten/dpa
Neonazis marschieren durch Charlottesville (USA)
In welche Richtung Donald Trump innenpolitisch steuerte, wurde spätestens 2017 klar. Eine Horde Neonazis marschierte damals mit Fackeln durch die Stadt Charlottesville. Uniformierte Männer brüllten im Chor: „Juden werden uns nicht ersetzen.“ Ein Mann raste mit seinem Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten, eine 30 Jahre alte Frau starb infolgedessen. Die ganzen USA waren schockiert. Doch das Staatsoberhaupt weigerte sich, den Neonazi-Aufmarsch zu verurteilen. Stattdessen sprach Donald Trump von „sehr guten Leuten auf beiden Seiten“. © Zach D Roberts/imago
Donald Trump besucht Puerto Rico
Als der Hurrikan „Florence“ im September 2018 die Insel Puerto Rico verwüstete, interessierte das Donald Trump zunächst wenig. Nach politischem Druck schickte er jedoch Hilfe und reiste sogar selbst auf die Insel, die zu den USA gehört, aber kein offizieller Bundesstaat ist. Dort angekommen bewarf Trump die Menschen mit Klopapierrollen. Die Tragweite der Katastrophe schien ihm zu keinem Zeitpunkt bewusst. Star-Koch José Andrés, selbst aus Puerto Rico und bei besagter Situation anwesend, sagte einige Zeit später zur Washington Post: „Es war ein Beweis für seine Unfähigkeit zur Empathie.“ © Evan Vucci/dpa
Donald Trump und das Sharpie Gate
Was nicht passt, wird manipuliert. Kein Moment charakterisiert dieses Credo von Donald Trump so eindrücklich wie das „Sharpie-Gate“. Als der Hurrikan Dorian die USA bedrohte, twitterte Trump, man müsse sich in den Bundesstaaten Florida, Georgia und Alabama in Acht nehmen. Das Problem: laut der offiziellen Karte des nationalen Wetterdienstes war Alabama nicht betroffen. Statt zuzugeben, dass er sich geirrt hatte, schmierte Trump mit einem Sharpie-Filzstift (das amerikanische Pendant zum Edding) einfach auf der Karte rum, erweiterte so das Gefahrengebiet und schwupps: schon war auch Alabama betroffen - zumindest in der Welt von Donald Trump, in der Fakten beliebig austauschbar sind. © JIM WATSON/afp
Trump-Anhänger stürmern das Kapitol in Washington DC
Wie sie begann, so endete Donald Trumps Zeit als Präsident: mit einem Skandal. Wochenlang schürte Trump mit seinen Behauptungen vom Wahlbetrug („The Big Lie“) die Aggressionen seiner Anhänger. Am 6. Januar 2021, der Tag, an dem Joe Biden offiziell zum Präsidenten ernannt werden sollte, entlud sich die Wut. Nachdem Trump seine Anhänger aufforderte, zum Kapitol zu marschieren, eskaliert dort die Situation. Der Mob überwindet die Absperrungen der völlig überforderten und unterbesetzten Polizei und dringt in das Parlamentsgebäude ein. Fünf Menschen sterben infolge des Aufruhrs. Für Donald Trump ändert das kaum etwas. Bis heute hat er seine Niederlage öffentlich nicht eingestanden. © Lev Radin/imago
2024, als die Kolumnistin und Autorin E. Jean Carroll (Mitte) ein Prozess gegen den Ex-Präsidenten wegen sexuellem Missbrauch und Verleumdung gewann.
Bis heute hat Donald Trump seine Niederlage bei der US-Wahl nicht 2020 eingestanden. Skandale produzierte er aber auch nach seiner Amtszeit weiter. So im Jahr 2024, als die Kolumnistin und Autorin E. Jean Carroll (Mitte) einen Prozess gegen den Ex-Präsidenten wegen sexuellem Missbrauch und Verleumdung gewann. Ein New Yorker Gericht sprach Caroll Schadensersatz in Höhe von 84 Millionen Dollar zu.  © IMAGO/Mary Crane
Donald Trump, hier mit seiner Anwältin Alina Habba
Noch heftiger fiel das Urteil in einem anderen Prozess gegen Donald Trump, hier mit seiner Anwältin Alina Habba aus. Ebenfalls in New York wurde der Ex-Präsident wegen Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an die Erotikdarstellerin Stormy Daniels schuldig gesprochen - in insgesamt 34 Fällen.  © imago
Bis heute hat Donald Trump seine Niederlage bei der US-Wahl 2020 nicht eingestanden.
Trotz aller Skandale tritt Donald Trump auch 2024 erneut zur US-Wahl an. Seine Kandidatur verkündete er in seinem neuen Wohnsitz, dem Luxus-Ressort Mar-a-Lago. © IMAGO/C-Span
Donald Trump und Kamala Harris
Nach dem Rückzug der Kandidatur Joe Bidens hatte Donald Trump im Wahlkampf für die US-Wahl 2024 eine neue Gegnerin: Vizepräsidentin Kamala Harris. Im ersten und einzigen TV-Duell produzierte Trump dann auch den nächsten Eklat. „Sie essen Katzen und Hunde“, sagte der Kandidat der Republikaner über Einwanderer aus Haiti, die sich im Bundesstaat Ohio angeblich über Haustiere der US-Bürgerinnen und Bürger hermachen würden. © SAUL LOEB/AFP
Donald Trump gewann die US-Wahl 2024
Donald Trump gewann die US-Wahl 2024 und zog mit seinem neuen Vizepräsident JD Vance ins Weiße Haus ein. Am Tag der Amtseinführung unterzeichnete Trump in der Mehrzweckhalle Capital One Arena in Washington DC unter dem Applaus seiner Anhängerschaft dutzende präsidentielle Dekrete. © JIM WATSON/AFP
Per Dekret benannte der neue US-Präsident den Golf von Mexiko in Golf von Amerika um
Kaum angekommen im Oval Office sorgte Donald Trump für den nächsten Eklat. Per Dekret benannte der neue US-Präsident den Golf von Mexiko in Golf von Amerika um. Weil die Nachrichtenagentur AP diese Umbenennung nicht mitmachen wollte, verbannte die Trump-Administration ihre Vertreterinnen und Vertreter von den Pressekonferenzen des Weißen Hauses. © imago
Donald Trump beim Interview im Oval Office
Ebenfalls im Oval Office kam es zu einem weiteren Eklat, an dem Donald Trump maßgeblich beteiligt war. Während eines Fernsehinterviews behauptete der US-Präsident, man habe die Tättowierung „MS13“ auf den Knöcheln eines abgeschobenen Südamerikaners gefunden, was wiederum dessen Mitgliedschaft in der gleichnamigen Kriminellen-Gang beweisen würde. Mehrfach wies der Reporter Trump daraufhin, dass es sich bei seinem angeblichen Beweisfoto um eine mit Photoshop bearbeitete Aufnahme handle. Trump wiederum ließ sich davon aber nicht stören. © IMAGO/White House
Trump auf der Beerdigung des Papstes in Rom
Doch nicht nur in Washington DC sorgte Donald Trump nach Amtsübernahme für Eklats und Kopfschütteln. Das gelang dem neuen Präsidenten auch in Rom. Bei der Beerdigung von Papst Franziskus im Vatikan brach Trump mit seiner Anzugfarbe das Protokoll. Statt in Schwarz erschien der US-Präsident in Begleitung von First Lady Melania Trump in blauem Anzug. © ISABELLA BONOTTO/AFP

Renato Mariotti, ein ehemaliger Bundesstaatsanwalt für Finanzbetrugsfälle, kritisierte Bragg im vergangenen Jahr, als die Anklagen bekannt wurden, und sagte, der Staatsanwalt habe es versäumt, die anderen Straftaten zu benennen, die Trumps angeblichen Betrug mit Geschäftsunterlagen begünstigt hätten. In einem kürzlich geführten Interview lobte Mariotti Bragg dafür, dass er in den seither eingereichten Gerichtsakten mehr Details genannt habe.

Trump scheitert mit Versuch, die Klage abweisen zu lassen

Im Februar wies der Richter des Obersten Gerichtshofs von New York, Juan Merchan, Trumps Versuch zurück, die Klage mit der Begründung abzuweisen, die Anklage sei rechtlich unzureichend. Merchan entschied, dass drei von Braggs Beispielen für andere Straftaten, die Trump durch die Verheimlichung von Zahlungen an Cohen begehen wollte, „rechtlich ausreichend“ waren, um ihn wegen eines Kapitalverbrechens zu verklagen.

Diese Beispiele waren:

  • Der Betrag von Trumps Zahlungen an Daniels überstieg die bundesstaatlichen Grenzen für Wahlkampfspenden.
  • Die Zahlungen verstießen gegen staatliche Wahlgesetze, da sie darauf abzielten, Trump bei der Beeinflussung der Wahl 2016 durch unrechtmäßige Mittel zu helfen.
  • Die Zahlungen an Cohen verstießen gegen staatliche Steuergesetze, weil Trump ihm mehr als die 130.000 Dollar zahlte, die ihm als Ausgleich dafür, dass er für das Geld Steuern zahlen musste, erstattet werden sollten.

Wie entscheiden die Geschworenen im Fall von Donald Trump

Mariotti sagte, dass es immer noch schwierig sein könnte, die Geschworenen zu einer Verurteilung Trumps zu bewegen. „Ich glaube, dass Bragg sich sehr stark auf diese anderen Straftaten stützen wird, insbesondere auf die Straftaten im Zusammenhang mit der Wahlkampffinanzierung, und sie als Versuch der Einmischung in die Wahl 2016 bezeichnen wird“, sagte er. „Obwohl es Beweise für ein anderes Verbrechen gibt, und das muss erst noch bewiesen werden, ist es letztlich nicht das, was Trump vorgeworfen wird.“

Der ehemalige Ethikberater des Weißen Hauses unter Barack Obama, Norm Eisen, sagte, Braggs Erfolg, den Fall trotz Trumps Versuchen, ihn abweisen zu lassen, aufrechtzuerhalten, zeige die rechtliche Legitimität der Anklagen. „Dies ist der wichtigste Fall von Buch- und Aktenfälschung in der Geschichte New Yorks“, sagte der Kritiker von Trump und prominenter Unterstützer der vier gegen ihn erhobenen Anklagen. Eisen war auch während des ersten Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump im Jahr 2019 als Co-Anwalt für den Justizausschuss des Repräsentantenhauses tätig. „Eine Reihe von gerichtlichen Erfolgen des Staatsanwalts und seines Teams haben deutlich gemacht, dass es sich um 34 sehr schwerwiegende Straftatbestände der Wahlbeeinflussung handelt.“

Klage gegen Trump in New York kein Einzelfall

In einer Gerichtsakte im November sagte der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Christopher Conroy, dass die Staatsanwaltschaft von Manhattan „sehr häufig“ Anklage wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen erhebt. Er zitierte eine Handvoll Fälle, bevor Bragg sein Amt antrat, in denen Angeklagte beschuldigt wurden, Geschäftsunterlagen in der Absicht gefälscht zu haben, Bundesgesetze zu verletzen.

Einige dieser Fälle veranschaulichten, wie Fälschungsvorwürfe in der Regel in Strafverfahren mit schwerwiegenderen Vorwürfen aufgenommen werden.

In zwei Fällen ging es um internationale Banken - die UniCredit Bank im Jahr 2019 und BNP Paribus im Jahr 2014. Beide waren Gegenstand umfangreicher bundes- und einzelstaatlicher Ermittlungen, weil sie angeblich Finanztransaktionen abgewickelt hatten, die gegen die US-Wirtschaftssanktionen für Geschäfte mit dem Ausland verstießen. Zu diesen Ländern gehörten Kuba, Iran, Libyen, Myanmar, Sudan und Syrien.

Beide Banken bekannten sich schuldig, gegen die Sanktionen verstoßen zu haben, und erklärten sich zur Zahlung von Geldstrafen in Höhe von Hunderten Millionen Dollar bereit, darunter auch zur Fälschung von Geschäftsunterlagen. Die Behörden erklärten, die Banken hätten Unterlagen gefälscht und unter anderem Informationen zur Identifizierung der ausländischen Unternehmen gestrichen, um Finanztransaktionen zu verschleiern.

Staatsanwalt Bragg hat Erfahrung mit Klagen wie die gegen Trump

Jüngere Fälle, die während Braggs Amtszeit eingereicht wurden, zeigen denselben Sachverhalt. Letztes Jahr klagte Bragg den Inhaber einer Trockenbaufirma wegen Versicherungsbetrugs, eines Verbrechens der Klasse B, und Verschwörung sowie Fälschung von Geschäftsunterlagen an. Der Inhaber soll den Staat um 3 Millionen Dollar an Versicherungsprämien im Zusammenhang mit der Entschädigung von Arbeitnehmern und Arbeitsunfähigkeitsleistungen betrogen haben.

Ebenfalls im vergangenen Jahr erreichte Bragg die Verurteilung von zwei Männern wegen Fälschung von Geschäftsunterlagen für ihre Beteiligung an einem Versicherungsbetrug in Höhe von 18 Millionen Dollar, bei dem sie ihre Lohnsumme zu niedrig angegeben hatten, um die Versicherungszahlungen zu verringern. In demselben Fall wurden zwei weitere Männer wegen Versicherungsbetrugs ersten Grades, einem Verbrechen der Klasse B, verurteilt.

Muss Donald Trump ins Gefängnis? Das gilt als unwahrscheinlich

Rechtsexperten sind sich uneinig darüber, ob Trump im Falle einer Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt würde. Nach New Yorker Recht kann ein nicht gewalttätiges Verbrechen der Klasse E mit einer Bewährungsstrafe oder einer Haftstrafe von 1 1/3 bis 4 Jahren im Staatsgefängnis bestraft werden.

Einige Analysten sagten, dass Trumps Alter, 77 Jahre, und das Fehlen einer Vorstrafe eine Gefängnisstrafe wahrscheinlich ausschließen würden.

Der New Yorker Anwalt Matthew Galluzzo, ebenfalls ein ehemaliger Staatsanwalt aus Manhattan, sagte, dass Trumps Chancen auf eine Gefängnisstrafe erheblich steigen würden, wenn er die Geschworenen oder den Richter öffentlich verunglimpft und keine Reue für ein Schuldurteil zeigt.

„Er riskiert ein Gefängnis, wenn er schwer verliert“, sagte Galluzzo, „und wenn er das Verfahren als ‚Hexenjagd‘ abtut und sagt, der Richter sei voreingenommen und ‚ich habe nichts falsch gemacht‘. Der Richter könnte sagen: ‚Gut, dann sitzen Sie 90 Tage in Rikers ab und sehen, wie es Ihnen gefällt.‘“

Zum Autor

David Nakamura berichtet über das Justizministerium, wobei sein Schwerpunkt auf den Bürgerrechten liegt. Zuvor hat er bereits über das Weiße Haus, Sport, Bildung, Stadtverwaltung und auswärtige Angelegenheiten berichtet.

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Dieser Artikel war zuerst am 8. April 2024 in englischer Sprache bei der „Washingtonpost.com“ erschienen – im Zuge einer Kooperation steht er nun in Übersetzung auch den Lesern der IPPEN.MEDIA-Portale zur Verfügung.

Rubriklistenbild: ©  Jeenah Moon/The Washington Post