Der Kreml behauptet, keine Informationen über den Aufenthaltsort von Jewgeni Prigoschin zu haben (Symbolbild).
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Der Kreml behauptet, keine Informationen über den Aufenthaltsort von Jewgeni Prigoschin zu haben (Symbolbild).

Ukraine-Krieg

Wagner-Chef Prigoschin hält sich offenbar nicht an Deal mit Putin

  • Linus Prien
    VonLinus Prien
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Der Machtkampf zwischen Jewgeni Prigoschin und Wladimir Putin könnte noch nicht vorbei sein. Anscheinend hält der Söldner-Chef sich nicht an seine Vereinbarung.

Minsk - Nicht lange ist es her, dass der Chef der Söldnertruppe Wagner mit seiner Privatarmee in Richtung Moskau marschierte. Die Welt blickte für 24 Stunden auf Russland, da sich ein Wendepunkt im Ukraine-Krieg andeutete. Prigoschin hatte sich über Monate einen Konflikt mit der russischen Militärführung geleistet und sein Putsch sollte den Höhepunkt darstellen.

Doch es kam anders: Die Wagner Truppen zogen sich zurück und bekamen Moskau nie zu Gesicht. Der russische Präsident Wladimir Putin verurteilte die Wagner-Führung aufs Schärfste, nicht aber die Wagner Soldaten. Prigoschin sollte im Anschluss nach Belarus ins Exil, jedoch scheint es Uneinigkeit darüber zu geben, wo der Oligarch sich aufhält.

Ukraine-Krieg: Wagner-Soldaten wohl noch nicht in Belarus

Prigoschin wurde von vielen schon als „dead man walking“, als bereits Toter Mann, angesehen. Der ehemalige US-Botschafter in Moskau schrieb unlängst, dass Putin „noch nicht fertig“ mit Prigoschin sei. Dennoch scheint Russland Zugriff auf den Wagner Chef zu haben. Medienberichten zufolge sei bereits vor einer Woche ein Wagner-Camp im Umfeld von Minsk aufgeschlagen worden, wo sich auch Prigoschin befinden würde. Jetzt heißt es jedoch vom Verteidigungsminister Leonid Kasinsky, dass es sich bei der Einrichtung nicht um eine Wagner-Basis, sondern eine Belarussische handle.

Jedoch könnten Kasinsky zufolge Wagner-Offizielle vor ort sein, um die Basis zu inspizieren und eine Entscheidung zu treffen, ob diese verwendet wird. Demnach hätten die Wagner Truppen noch gar nicht entschieden, ob sie nach Belarus umsiedeln werden. Alexnader Lukanschko zufolge, seien, Stand 6. Juli, weder Prigoschin noch seine Truppen in Belarus.

Putin-Verbündeter Lukaschenko distanziert sich von vermitteltem Deal

Folglich würden sich die Wagner-Einheiten laut dem Instute for the Study of War (ISW) nicht an die Abmachung halten, welche zwischen Putin, Lukaschenko und Prigoschin ausgemacht war. Diese sieht vor, dass Prigoschin nach Belarus aussiedelt und Russland in Ruhe lässt. Prigoschins Truppen würden sich laut ISW jedoch wahrscheinlich immer noch in der Ukraine oder Russland befinden, nicht aber im belarussischen Exil.

Auch Putin-Verbündeter Lukaschenko scheint sich vom Deal zu distanzieren „Lukaschenko scheint sich von dem Deal zu distanzieren, den er angeblich vermittelt hat, während er weiterhin seine Fähigkeit anpreist, überhaupt zwischen Putin und einem ehemals loyalen Leutnant zu vermitteln. Damit hebt er immer noch Putins Schwäche hervor“, schreibt der US-Thinktank ISW.

Ukraine-Krieg: Russland verfolgt Prigoschins Aufenthaltsort angeblich nicht

Lukaschenko sagte darüber hinaus, dass Prigoschin sich in St. Petersburg oder vielleicht sogar in Moskau befinde. Mehrere russische Medien berichteten über die vergangene Woche ebenfalls immer wieder, dass der Wagner Chef in Russland und nicht in Belarus gewesen sei.

Der Kreml behauptet indes, nicht zu wissen, wo sich der Oligarch aufhält. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nach habe Russland weder die Mittel, noch das Verlangen, die Bewegungen von Prigoschin zu verfolgen. Vor dem Hintergrund der intensiven Geheimdienstarbeit des FSB erscheinen Peskows Aussagen äußerst unglaubwürdig. (lp)

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