„Perfide“ Taktik droht

Schwarzmeerflotte in Not? Warum Russland trotz aller Rückschläge die Küste der Ukraine bedroht

  • Sandra Kathe
    VonSandra Kathe
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Während russische Angriffe die Ukraine erschüttern und weiter zivile Todesopfer fordern, kämpft die russische Schwarzmeerflotte mit Rückschlägen.

Odessa/Kiew – Mit Drohnen- und Raketenangriffen drängt die Ukraine die russischen Angreifer an einzelnen Kriegsfronten in die Enge – das gilt vor allem fürs Schwarze Meer. Ein zerstörtes Hauptquartier der russischen Marine auf der Krim, eine angegriffene Werft, mehrere beschädigte oder gesunkene Schiffe, Transporter, die entgegen der russischen Handelsblockade ukrainische Häfen mit Getreide beladen verlassen: Die Lage am Schwarzen Meer macht gerade vielen Hoffnung. Doch Russland hat Pläne, das zu ändern.

An Ressourcen mangele es Russland, obwohl es einen Teil seiner Marinekräfte von der seit 2014 besetzten Halbinsel Krim abgezogen hat, sicherlich nicht, schreibt die britische Zeitung Guardian. Der Angreifer verfügt über zahlreiche Kamikaze-Drohnen, Militärflugzeuge und Kalibr-Raketen und hat wenig Skrupel, das mit Angriffen auf Häfen, Stromnetze und zivile Ziele - wie eine Trauerfeier im Dorf Hrosa - unter Beweis zu stellen.

Trotz aufgekündigtem Getreidedeal und beschädigter Infrastruktur erreichen Schiffe die Hafen der Ukraine.

Russlands Schwarzmeerflotte: „Routine“-Abzug von der Krim, neue Basis in Abchasien

Auch der Abzug russischer Schiffe aus dem Gebiet um die Krim, von dem das US-amerikanische Institut für Kriegsstudien (ISW) Ende vergangener Woche berichtete, gilt nicht als Zeichen für nachlassenden militärischen Druck auf den Süden der Ukraine. Russland nannte die auf Satellitenbildern beobachtete Verlegung von mindestens zehn als leistungsstark bezeichneten Militärschiffen in Richtung des russischen Hafens Noworossijsk als „Routine“-Aktion. Aber auch Fachleute betonten in diversen Medien, dass die Schiffe auch aus größerer Entfernung noch großen Schaden anrichten könnten.

Dazu hat Russlands Pläne verkündet, in der abtrünnigen pro-russischen georgischen Region Abchasien einen Stützpunkt einzurichten und damit auch hier seine Schwarzmeerflotte zu verstärken. Der neue „ständige Ankerplatz“ der Schwarzmeerflotte sei für den Bezirk Otschamtschire geplant und solle bereits „in naher Zukunft“ entstehen, hieß es. Die georgische Regierung reagierte mit Sorge auf die Ankündigung und warf Russland eine „eklatante Verletzung der Souveränität“ Georgiens vor.

„Perfide“ Taktik gegen zivile Schiffe: Geheimdienst sieht weitere Gefahren von russischer Seite

Von ukrainischen Häfen aus verlassen indes nach wie vor vereinzelt Frachtschiffe das Land - um den bislang durch ein Abkommen geregelten Getreideexport wiederzubeleben. Er ist für die Ukraine ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Russland hatte den Getreide-Deal im Sommer aufgekündigt und mehrfach Konsequenzen angekündigt, die bislang jedoch ausblieben.

Britische Geheimdienstberichte haben aber zuletzt vor einem womöglich drohenden Angriff auf zivile Schiffe gewarnt. Nach den Erkenntnissen der Behörde will Russland mit ziemlicher Sicherheit vermeiden, dass zivile Schiffe offen versenkt würden, und stattdessen die Schuld für solche Angriffe der Ukraine zuschieben. Dafür könnten etwa mit U-Booten im Verborgenen Seeminen gelegt werden. Mit der Veröffentlichung dieser Einschätzung wollten die Verbündeten der Ukraine die „perfide“ Taktik Russlands aufdecken und mögliche Angriffe verhindern. (saka mit dpa/AFP)

Rubriklistenbild: © Yulii Zozulia/imago-images.de

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