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Ein russisches Patrouillenboot der Wassili-Bykow-Klasse bei einer Militärparade. Ein ähnliches Kriegsschiff der russischen Marine hat im Schwarzen Meer das türkische Frachtschiff „Sukra Okan“ mit Warnschüssen gestoppt und anschließend mit Militärpersonal inspiziert. (Symbolfoto)
„Piraterie“: Russisches Kriegsschiff feuert Warnschüsse auf Frachter im Schwarzen Meer ab
VonEmanuel Zylla
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Zum ersten Mal seit dem Ende des Getreideabkommens mit der Ukraine stoppt Russland ein Handelsschiff im Schwarzen Meer mit Warnschüssen. Der Vorfall sorgt für Empörung.
Moskau - Von einem Patrouillenboot der russischen Marine (Klasse„Wassili-Bykow“) sollen am Sonntagmorgen (13. August) gegen 5.40 Uhr Warnschüsse mit automatischen Waffen auf ein türkisches Handelsschiff im Schwarzen Meer abgefeuert worden sein. Das Ziel soll laut russischem Verteidigungsministerium gewesen sein, den Frachter „Sukra Okan“ für eine Inspektion zu stoppen. Wahrscheinlich ist, dass das russische Ministerium das Schiff „Sukru Okan“ meint, das unter der Flagge des Pazifikstaates Palau im Schwarzen Meer unterwegs ist. Er soll auf Kurs zur Ukraine gewesen sein, behauptet Russland.
Die Angaben aus Moskau lassen sich nicht verifizieren, jedoch habe der Kapitän der „Sukru Okan“ nicht auf die Aufforderungen reagiert, sich von der russischen Marine inspizieren zu lassen. Daher seien Warnschüsse abgefeuert worden. Als der Frachter daraufhin angehalten habe, sei russisches Militärpersonal mit einem Hubschrauber (Typ „Ka-29“) zum Frachter transportiert worden, um die Inspektion durchzuführen. Nach der Kontrolle habe das Handelsschiff seine Route fortsetzen dürfen, heißt es aus Moskau.
Es ist im Ukraine-Krieg der erste Zwischenfall dieser Art, seit Russland aus dem Getreideabkommen mit der Ukraine im Juli ausgestiegen ist, das die Vereinten Nationen vermittelt haben. Der Deal sicherte der Ukraine zu, landwirtschaftliche Erzeugnisse über das Schwarze Meer zu exportieren. Moskau erklärte, es müsse davon ausgehen, dass alle Schiffe, die ukrainischen Häfen ansteuern, möglicherweise auch Waffen an den Kriegsgegner liefern könnten. Beide Kriegsparteien haben laut CNN nach Ende des Getreide-Deals Ziele in der Schifffahrt angegriffen.
Ukraine-Krieg: Die Ursprünge des Konflikts mit Russland
Warnschüsse Russlands im Schwarzen Meer: Unterschiedliche Angaben über Ziel des Handelsfrachters
Am Montag berichtete CNN vom Inhalt eines Videos, das vom Inhaber der „Sukru Okan“ sei. Hier habe der US-amerikanische Nachrichtensender einige der Angaben aus Moskau bestätigen können. Zu sehen war demnach, wie der russische Hubschrauber mit Militärpersonal sich dem Handelsfrachter nähert und wie die Besatzung an Deck während der Inspektion für etwa eine Stunde warten muss, bevor die russische Marine das Schiff wieder freigab.
Laut Russland soll die „Sukru Okan“ im „Südwesten“ des Schwarzen Meeres gestoppt worden sein. Ziel sei der ukrainische Donauhafen in Ismajil gewesen, der die größte Bedeutung für den Export von ukrainischem Getreide hat. Nach Angaben des Guardians jedoch, der sich auf die Daten des US-amerikanischen Wirtschaftsinformationsdienstes „Refinitiv“ bezieht, ist der Frachter in der Nähe der bulgarischen Küste und auf dem Weg zum Hafen von Sulina in Rumänien unterwegs gewesen. Das bestätigte auch die Internetseite „Vesselfinder“, die das Tracking von Schiffen weltweit anbietet.
Widersprüchlich ist jedoch ein Tweet von Mychajlo Podoljak. Der ukrainische Präsidentenberater schreibt, die „Sukru Okan“ sei „auf dem Weg zum ukrainischen Hafen Ismail“ gewesen und nennt damit dasselbe Ziel wie das russische Außenministerium. Podoljak bezeichnete die russischen Warnschüsse und die anschließende Inspektion des Handelsfrachters zudem einen „Akt der Piraterie“.
Der ukrainische Hafen Ismajil befindet sich in der Nähe vom Hafen Sulina in Rumänien, der auch an der Donau lokalisiert ist.
Ukraine sieht in Warnschüssen auf türkischen Frachter eine Provokation Russlands
Russland habe „grob gegen die UN-Charta, das UN-Seerechtsübereinkommen und andere Normen des Völkerrechts verstoßen“, verurteilte das ukrainische Außenministerium in Kiew den Zwischenfall im Schwarzen Meer am Montag (14. August). „Diese Handlungen sind ein Beispiel für die bewusste Politik Russlands, die Freiheit der Schifffahrt und die Sicherheit der Handelsschifffahrt im Schwarzen Meer zu gefährden.“ Ohne über Konsequenzen ins Detail gehen zu wollen, forderte die Ukraine „entschiedene Reaktionen“ von der internationalen Gemeinschaft gegen das Behindern Russlands vom friedlichen Schiffsverkehr im Schwarzen Meer.
Um weitere „Provokationen zu vermeiden“ empfahl der ukrainische Verkehrsminister Oleksandr Kubrakov auf Twitter, dass alle Schiffe, die ukrainische Häfen ansteuern oder verlassen, „so nah wie möglich an der Küste, vom nordwestlichen Teil des Schwarzen Meeres, über die Hoheitsgewässer der Türkei, Rumänien und Bulgarien reisen.“
Zudem fordert Julija Swyrydenko, erste Vize-Ministerpräsidentin der Ukraine, eine „strenge Reaktion“ von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation auf den Zwischenfall im Schwarzen Meer. (Emanuel Zylla)