„Vielleicht sehen Sie mich nie wieder“
Trump hetzt weiter gegen Migranten – trotz Aufdeckung der Haustier-Lüge
VonNail Akkoyunschließen
Trump verlässt sich vor der US-Wahl auf eine bewährte Taktik: Feindseligkeit gegenüber Migranten und grundlose Vorwürfe. Im Mittelpunkt: eine Katze.
Uniondale – Die Rhetorik vor der US-Wahl wird immer schärfer. Nun hat Donald Trump während eines Wahlkampfauftritts am Mittwoch (Ortszeit) erneut heftig gegen Migrantinnen und Migranten gewettert. Er werde Springfield „in den nächsten zwei Wochen“ besuchen, sagte Trump im New Yorker Vorort Uniondale auf Long Island. Zuvor behauptete der republikanische Präsidentschaftskandidat mehrfach, dass haitianische Einwanderer in Springfield (Ohio) Haustiere stehlen und essen würden – der Ursprung und die Auflösung dieser absurden Lüge hatte sich noch am selben Tag offenbart.
Ursprung der Haustier-Lüge: Trump-Anhängerin entdeckt Katze wohlauf im eigenen Keller
So entdeckte die Trump-Anhängerin Anna Kilgore ihre vermeintlich gestohlene Katze US-Medien zufolge in ihrem eigenen Keller. Ende August hatte sie ihre haitianischen Nachbarn bei der Polizei angezeigt und beschuldigt, ihr Haustier gestohlen und gegessen zu haben. Später hat sich die Springfield-Anwohnerin, nach Entdeckung ihrer Katze Miss Sassy, laut dem Wall Street Journal mithilfe einer Übersetzungs-App bei ihren Nachbarn entschuldigt – doch der Schaden war bereits angerichtet.
„Es war ein Fehler“, sagte sie gegenüber der Presse und gab zu, dass der Vorfall aus dem Ruder gelaufen war. Die Entschuldigung trug jedoch wenig dazu bei, die Angst und den Schaden, den die haitianische Gemeinschaft in Springfield im Vorfeld der US-Wahl bereits erlitten hat, zu verringern. Die hanebüchene Behauptung Kilgores wurde zum wichtigsten „Beweis“ für das republikanische Narrativ, welches von Ohio-Senator und Vizepräsidentschaftskandidat J.D. Vance sowie Donald Trump verbreitet wurde – sogar im TV-Duell gegen Kamala Harris.
Trump bleibt bei seiner Story: Vor der US-Wahl hetzt der Ex-Präsidenten gegen Einwanderer
Wenig überraschte es daher, dass Trump sich auf Long Island erneut der Geschichte hingab, Fakten ignorierte und das Publikum weiter gegen Migrantinnen und Migranten aufhetzte. „Ich werde nach Springfield gehen und ich werde nach Aurora gehen“, sagte der Ex-Präsident. Über Aurora im Bundesstaat Colorado hatte mit Blick auf die US-Wahl wiederholt behauptet, venezolanische Bandenmitglieder hätten dort gewaltsam einen Wohnkomplex übernommen. „Vielleicht sehen Sie mich nie wieder, aber das ist okay“, fügte der Republikaner hinzu und erntete dafür reichlich Lacher.
Weiter bezeichnete Trump Einwanderer in seiner Rede als „Tiere“, sowie Terroristen und Kriminelle, welche das Leben der US-Bevölkerung zerstören würden. Es gebe eine „große Anzahl von Terroristen, die in unser Land kommen“, sagte der Republikaner, ohne dies mit Belegen zu untermauern.
US-Wahl 2024: Harris führt in den Umfragen – doch Trump punktet beim Thema Einwanderung
Im Wahlkampf mit seiner demokratischen Kontrahentin Kamala Harris setzt Trump zunehmend auf drastische migrantenfeindliche Rhetorik, die zu einem zentralen Element seiner Kampagne geworden ist. Damit versucht der frühere Präsident unter anderem, Harris als weich in Sachen Einwanderung darzustellen und die demokratische US-Vizepräsidentin dafür verantwortlich zu machen, dass Millionen Menschen „illegal“ in die USA eingereist seien.
Während Harris die Umfragen zur US-Wahl 2024 dominiert, kann Trump nach wie vor bei spezifischen Themen punkten. Wenn es darum geht, welchem Kandidaten man die Wirtschafts- und Einwanderungsfragen eher zutrauen wird – Themen, die die Wähler durchweg als die wichtigsten Anliegen der diesjährigen Wahl bezeichnet haben – scheinen die Amerikaner Trump zu favorisieren.
Harris sagte am Mittwoch bei einem Treffen des Congressional Hispanic Caucus Institute, einer Vereinigung hispanischer Mitglieder des US-Kongresses, dass sie sich als Präsidentin dafür einsetzen werde, „dass unsere Grenze sicher ist“. Zugleich wolle sie junge Migrantinnen und Migranten ohne Papiere durch staatliche Programme schützen. „Wir können beides tun“, sagte Harris, „und wir müssen beides tun“.
Umfragen zur US-Wahl: Harris überholt Trump in zwei Swing States
In einer neuen Umfrage zur US-Wahl 2024 liegt Harris in zwei besonders wichtigen Bundesstaaten derzeit vor Trump. Laut der am Mittwoch von der Quinnipiac-Universität veröffentlichten Erhebung liegt Harris in Pennsylvania aktuell bei 51 Prozent, während Trump auf 45 Prozent kommt. In Michigan ist das Verhältnis demnach 50 zu 45 Prozent.
Pennsylvania und Michigan zählen zur Gruppe von insgesamt sieben US-Bundesstaaten, die sogenannten Swing States, in denen das Rennen für die US-Wahl am 5. November besonders knapp ist. Im Gespräch mit fr.de warnte ein Experte jedoch davor, aus den Umfragen voreilige Schlüsse zu ziehen. (nak/AFP)
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