„Gute Beziehungen“

Syrien nach Assad-Regime: Rebellen wollen wieder Kontakte ins Ausland aufnehmen

  • VonLea Winkler
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Die syrische Übergangsregierung möchte nach dem Sturz des Assad-Regimes die internationalen Beziehungen wieder aufbauen – und bitten um Hilfe.

Damaskus – Nachdem das Assad-Regime in Syrien gestürzt wurde, hat die islamistische Gruppe Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), die den Aufstand gegen Assad angeführt hatte, einen Regierungschef für das Übergangskabinett eingesetzt – Mohammad al-Baschir. Mitglieder der scheidenden syrischen Regierung sollen in den kommenden Wochen schrittweise die Macht dem neuen Übergangskabinett übertragen. Somit soll der Weg für ein neues Syrien geebnet werden.

„Wir bleiben nur bis März 2025 an der Macht“, erklärte al-Baschir im Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera. In der Zeit wolle die HTS und die neue Übergangsregierung die Kontakte mit anderen Staaten der Region verstärken. Das erklärte das HTS-Büro für politische Angelegenheiten in einer Mitteilung über die frühere syrische Staatsagentur Sana. Man hoffe auf „gute Beziehungen mit allen Ländern“, die die Souveränität Syriens respektierten und den Willen des syrischen Volks.

Syrien-Rebellen stürzen Assad: Die Bilder des Machtwechsels

Machthaber Baschar al-Assad ist gestürzt. In ganz Syrien versammeln sich Menschen, um den Sturz der syrischen Regierung zu feiern.
Machthaber Baschar al-Assad ist gestürzt und hat das Land verlassen. Der Bürgerkrieg in Syrien ist beendet. Im ganzen Land versammeln sich Menschen wie hier in der Hauptstadt Damaskus auf den Straßen. Sie feiern den Sturz der syrischen Regierung und das Ende der über 50 Jahre andauernden Herrschaft der Assad-Dynastie.  © dpa/DIA Photo/AP | Ugur Yildirim
Ein zerbrochenes Porträt des syrischen Ex-Präsidenten Hafez Assad liegt auf dem Boden. Menschen durchwühlten die Privatwohnung des geflohenen Machthabers Baschar al-Assad.
Ein zerbrochenes Porträt des syrischen Ex-Präsidenten Hafez Assad liegt auf dem Boden. Der im Jahr 2000 verstorbene Hafez Assad war der Vater Baschar al-Assads und herrschte von 1970 bis zu seinem Tod über das Land. Bürgerinnen und Bürger strömten auch in den Präsidentenpalast und in eine Privatwohnung des geflohenen Machthabers. © dpa/AP | Hussein Malla
Menschen gehen durch die Hallen des Präsidentenpalastes des syrischen Präsidenten, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad.
Der Präsidentenpalast wird nach dem Sturz Baschar al-Assads in Syrien zu einem Publikumsmagenten. Hunderte Menschen strömten in den Protzbau des Ex-Präsidenten und wandelten durch die Hallen. © Hussein Malla / dpa
Eine Gruppe von Menschen macht ein Familienfoto, während sie auf einer Couch in einem Saal des Präsidentenpalastes, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad.
Eine Gruppe von Menschen macht ein Familienfoto, während sie auf einer Couch in einem Saal des Präsidentenpalastes, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad. © dpa/AP | Hussein Malla
Syrische Oppositionskämpfer stehen vor dem beschädigten Eingang der iranischen Botschaft, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad.
Syrische Oppositionskämpfer stehen vor dem beschädigten Eingang der iranischen Botschaft, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad. © dpa/AP | Hussein Malla
Syrische Oppositionskämpfer entfernen eine syrische Regierungsflagge von einem offiziellen Gebäude in Salamiyah, östlich von Hama.
Syrische Oppositionskämpfer entfernen eine syrische Regierungsflagge von einem offiziellen Gebäude in Salamiyah, östlich von Hama. © dpa/AP | Ghaith Alsayed
Überall auf den Straßen feiern Menschen den Sturz Assads.
Überall auf den Straßen feiern Menschen den Sturz Assads. © dpa/AP | Emrah Gurel
Ein Satellitenbild von Maxar Technologies zeigt eine riesige Menschenansammlung in Aleppo.
Ein von Maxar zur Verfügung gestelltes Satellitenbild zeigt feiernde Menschen auf den Straßen Aleppos. © dpa/Maxar Technologies/AP | Uncredited
Rauchschwaden im Hintergrund, während Einwohner und Oppositionskämpfer auf einem zentralen Platz in Damaskus feiern.
Rauchschwaden im Hintergrund, während Einwohner und Oppositionskämpfer auf einem zentralen Platz in Damaskus feiern. © dpa/AP | Ghaith Alsayed
Menschen versammeln sich zur Feier des Sturzes der syrischen Regierung in einer Glaubensmoschee.
Menschen versammeln sich zur Feier des Sturzes der syrischen Regierung in einer Glaubensmoschee. © dpa/AP | Emrah Gurel
Rebellen-Anführer Abu Mohammed al-Dschulani spricht in der Umayyaden-Moschee nach der Machtübernahme in Syrien.
Rebellen-Anführer Abu Mohammed al-Dschulani spricht in der Umayyaden-Moschee nach der Machtübernahme in Syrien. © dpa/AP | Omar Albam
Ein Bild von Baschar al-Assad in der Stadt Hama ist durchlöchert von Kugeln.
496721846.jpg © Omar Albam / dpa
Überläufer stellen sich in einer Reihe auf, um ihre Daten bei den syrischen Aufständischen in Aleppo, Syrien, zu registrieren.
Überläufer stellen sich in einer Reihe auf, um ihre Daten bei den syrischen Aufständischen in Aleppo, Syrien, zu registrieren. © dpa/AP | Omar Albam
Nachdem syrische Rebellen Hama erob ert haben, fliehen Menschen aus der Stadt.
Nachdem syrische Rebellen Hama erobert haben, fliehen Menschen aus der Stadt. © dpa/AP | Ghaith Alsayed
Oppositionskämpfer fahren an Panzern der Regierungstruppen vorbei, die auf einer Autobahn zurückgelassen wurden, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad.
Oppositionskämpfer fahren an Panzern der Regierungstruppen vorbei, die auf einer Autobahn zurückgelassen wurden, nach dem Sturz des bisherigen syrischen Machthabers al-Assad. © Hussein Malla / dpa
Eine zerstörte Straße nach einem Angriff der syrischen Armee in Aleppo.
Eine zerstörte Straße nach einem Angriff der syrischen Armee in Aleppo. © Anas Alkharboutli / dpa
Ein syrischer Oppositionskämpfer hält einen Raketenwerfer vor dem Büro der Provinzregierung, an dessen Fassade ein Bild des syrischen Präsidenten Baschar Assad von Kugeln durchlöchert ist.
Ein syrischer Oppositionskämpfer hält einen Raketenwerfer vor dem Büro der Provinzregierung, an dessen Fassade ein Bild des syrischen Präsidenten Baschar Assad von Kugeln durchlöchert ist. © dpa/AP | Ghaith Alsayed
Ein Kind erklimmt eine abgerissene Statue des ehemaligen Präsidenten Hafis al-Assad. In ganz Syrien wurden derartige Statuen gestürzt.
Ein Kind erklimmt eine abgerissene Statue des ehemaligen Präsidenten Hafis al-Assad. In ganz Syrien wurden derartige Statuen gestürzt. © dpa/IMAGESLIVE via ZUMA Press Wire | Juma Mohammad
Ein im Bürgerkrieg zerstörtes Fahrzeug der syrischen Armee.
Ein im Bürgerkrieg zerstörtes Fahrzeug der syrischen Armee. © IMAGO/Rami Alsayed
Ein syrischer Oppositionskämpfer zerreißt am internationalen Flughafen von Aleppo ein großes Bild, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seinen verstorbenen Vater Hafis al-Assad zeigt.
Ein syrischer Oppositionskämpfer zerreißt am internationalen Flughafen von Aleppo ein großes Bild, das den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und seinen verstorbenen Vater Hafis al-Assad zeigt. © dpa/AP | Omar Albam
Eine zerbrochene Büste des alten syrischen Präsidenten Hafez Assad
Eine zerbrochene Büste des alten syrischen Präsidenten Hafez Assad, Vater des jetzigen Präsidenten Baschar al-Assad, liegt auf einem von Oppositionskämpfern zerstörten Fliesenboden in Aleppo. © dpa/AP | Omar Albam
Syrische Oppositionskämpfer stehen auf einem beschlagnahmten Kampfjet auf einem Militärflughafen nahe der Stadt Hama.
Syrische Oppositionskämpfer stehen auf einem beschlagnahmten Kampfjet auf einem Militärflughafen nahe der Stadt Hama. © dpa/AP | Ghaith Alsayed
Syrer feiern die Ankunft der Rebellen in Damaskus auf einem Panzerfahrzeug.
Syrer feiern die Ankunft der Rebellen in Damaskus auf einem Panzerfahrzeug. © dpa/AP | Omar Sanadiki
Noch im Morgengrauen feierten Menschen die Ankunft der Rebellen in Damaskus. Immer wieder feuerten Syrer mit Gewehren in die Luft.
Noch im Morgengrauen feierten Menschen die Ankunft der Rebellen in Damaskus. Immer wieder feuerten Syrer mit Gewehren in die Luft. © dpa/AP | Omar Sanadiki
Auch in Deutschland feierten die Exil-Syrer die Flucht von Assad. Hier etwa in Mainz.
Auch in Deutschland feierten die Exil-Syrer die Flucht von Assad. Hier etwa in Mainz. © dpa | Andreas Arnold

Assad-Regime in Syrien gestürzt: Botschaften wieder eröffnen – Deutschland mit Sonderkoordinator

Man dankte auch Ägypten, Jordanien, dem Irak, Saudi-Arabien, anderen Golfstaaten sowie Italien dafür, dass sie ihre Botschaften in Damaskus geöffnet hielten. Viele Staaten hatten im Zuge des Bürgerkriegs in Syrien ab 2011 ihre Botschaften geschlossen – darunter auch Deutschland. Im Laufe des Krieges hatten einige arabische Staaten ihre Vertretungen wieder eröffnet und Assad auch wieder in den Kreis der Arabischen Liga aufgenommen.

Konsularische Vertretungen gab es im Jahr 2022 für acht EU-Staaten, darunter Italien, Spanien, Polen und Tschechien. Nach dem Regimeumsturz zog Tschechien seine Diplomaten aus dem Land ab. Außenminister Jan Lipavsky erklärte bei einer Pressemitteilung in Prag jedoch, dass Tschechien seine Botschaft so bald wie möglich wiedereröffnen wolle. „Wir wollen Diplomaten vor Ort haben, aber selbstverständlich können wir nicht das Leben unserer Leute aufs Spiel setzen“, sagte Lipavsky.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien will die Übergangsregierung die internationalen Kontakte ausweiten. (Archivbild)

Deutschland hat seit Januar 2012 keine direkten diplomatischen Beziehungen mehr nach Syrien. Damals hatte sich der Bürgerkrieg verschlimmert. Jetzt sieht die Situation anders aus. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte am 11. Dezember Staatsminister Tobias Lindner als Sonderkoordinator ernannt. Er soll die Frage nach einem beständigen Kontakt zu den neuen Machthabern in Syrien erörtern, wie ARD berichtet.

Nach Assad-Sturz: Es sollen wieder Flüge vom internationalen Flughafen in Damaskus starten

Um sich der Welt wieder weiter zu öffnen, soll auch der internationale Flughafen in Damaskus in Betrieb genommen werden. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Kreisen des Verkehrsministeriums soll das schon am Sonntag (15. Dezember) passieren. Nach Assads Sturz kam es, wie in vielen Teilen des Landes, zu Plünderungen und Vandalismus auf dem Flughafen. Es sollen Türen, Fenster und Kabel entwendet worden sein. Derzeit sollen Reparaturarbeiten stattfinden.

Jagd auf Drahtzieher des Assad-Regimes: Kriegsverbrecher aus Syrien

Der Milizenführer der HTS, Abu Mohammed Al-Dscholani, bat andere Staaten um Hilfe, im Kampf gegen die Drahtzieher des syrischen Regimes. „Wir fordern, dass Länder uns die Kriminellen übergeben, die zu ihnen geflohen sind, um Gerechtigkeit zu erlangen“, zitierte Syria TV den Milizenführer al-Dscholani in einem Beitrag auf der Nachrichtenplattform Telegram.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien hatte die HTS angekündigt, die Verantwortlichen für die Gräueltaten des Regimes zur Rechenschaft zu ziehen. Al-Dscholani betonte, dass „die Kriminellen, Mörder und Sicherheits- sowie Militäroffiziere, die an der Folterung des syrischen Volkes beteiligt sind“, nicht ungestraft bleiben dürften. Dafür wolle man eine Liste veröffentlichen, welche „die Namen der ranghöchsten Beamten enthalten, die in die Folterung des syrischen Volkes verwickelt sind“. (dpa/lw)

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