Vernichtungsfantasien
Russlands Staats-TV mit alarmierender Warnung: „Polen könnte bald schon nicht mehr existieren“
VonErkan Pehlivanschließen
Seit dem Ukraine-Krieg sind westliche Nato-Länder immer wieder Ziel russischer Drohungen. Im Staatsfernsehen wird Polen sogar mit Auslöschung bedroht.
Moskau – Seit dem Ukraine-Krieg haben sich die Fronten zwischen Russland und seinen westlichen Nachbarn verschärft. Immer wieder gibt es Drohungen aus Moskau gegen Polen oder andere Nato-Staaten, in dem ihnen mit Invasion und Vernichtung gedroht wird. Auch in russischen Medien werden regelmäßig Polen und andere westliche Länder bedroht.
Andrej Sidorow, stellvertretender Dekan für Weltpolitik an der Moskauer Staatsuniversität, warnte kürzlich in einer Sendung im russischen Staatsfernsehen, dass Polen „aufhören könnte zu existieren“, wenn „sie einen Schritt“ in Bezug auf Belarus zu machen sollten. „Wir sollten den Genossen aus Polen klar zu verstehen geben, dass wir Belarus als unsere eigene Sicherheit betrachten. Wenn sie einen Schritt machen, dann, mit Verlaub, kann Polen aufhören zu existieren“, wird Sidorow vom „Russian Media Monitor“ zitiert.
Lukaschenko drohte Polen bereits mit „Drittem Weltkrieg“
Sidorows Außerungen erfolgten dem Bericht zufolge nach der Warnung des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko am Freitag, dass Atomwaffen gegen die Nato eingesetzt würden, wenn diese entweder sein Land oder Russland angreife. Belarus verfügt zwar nicht über eigene Atomwaffen, habe aber seit letztem Jahr russische taktische Sprengköpfe auf seinem Territorium. Ein Angriff auf Belarus würde einen „Dritten Weltkrieg“ auslösen und dass das Überschreiten der Grenze durch Nato-Truppen eine „rote Linie“ darstellen.
Gedankengänge in Russland: Polen angreifen und westliche Schiffe versenken
Ähnliche Drohungen kommen auch vom russischen Moderator Wladimir Solowjow, der immer wieder im Staatsfernsehen gegen den Westen hetzt, der die Ukraine im Krieg mit Russland mit Waffen versorgt. „Wir greifen das Territorium Polens an, wir versenken die Schiffe, die die Bradley-Kampffahrzeuge transportieren, wir zerstören die Lager. Wenn wir wissen, dass Waffen dazu verwendet werden sollen, Russland anzugreifen, dann sagen wir ganz offiziell: Die gesamte Route, egal, wo entlang sie gepflastert ist, ist ein legitimes Ziel“ sagte Solowjow im April.
Putin will Belarus im Kriegsfall beistehen
Auch der russische Präsident Wladimir Putin hatte immer wieder Polen gewarnt. Jede „Aggression“ gegen den Verbündeten Belarus würde als Angriff auf sein eigenes Land betrachtet, sagte Putin im Juli 2023, nachdem Warschau beschlossen hatte, Truppen zur Verstärkung seiner Ostgrenze zu entsenden, um auf die Anwesenheit von Wagner-Söldnertruppen in seinem Nachbarland zu reagieren.
„Eine Aggression gegen Belarus wird eine Aggression gegen die Russische Föderation bedeuten“, sagte er in einer im Fernsehen übertragenen Stellungnahme während einer Sitzung des Sicherheitsrates am Freitag. „Wir werden darauf mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln reagieren“, sagte er und bezog sich dabei auf einen seit langem bestehenden Unionsstaat zwischen Belarus und Russland.
EU will Grenzen gegen Flüchtlinge aus Belarus dichtmachen
Immer wieder kommen Flüchtlinge über die belarussische Grenze nach Polen. Das will Warschau und auch die EU verhindern. Nach Angaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit vom 13. September hatten sich Bundeskanzler Olaf Scholz und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk darauf geeinigt, den Schutz der europäischen Außengrenzen zu stärken, insbesondere auch angesichts der „zynischen Instrumentalisierung von Migranten durch Belarus“.
Polen und die baltischen Staaten beschuldigen den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko schon länger, organisiert Migranten an die EU-Außengrenze zu bringen. Dies werde von den belarussischen Behörden geduldet oder sogar gefördert, um politischen Druck auf die EU aufzubauen. (erpe/dpa/AFP)
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