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Großes Problem für ukrainische F-16-Kampfjets: Piloten „müssen tief fliegen“
VonChristoph Gschoßmann
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F-16-Kampfjets sollen im Ukraine-Krieg für ein Ende der russischen Lufthoheit sorgen. Doch die Maschinen müssen wegen der Flugabwehr wohl tief fliegen.
Kiew – In der Ukraine wartet das Militär sehnlichst auf den Einsatz von westlichen F-16-Kampfjets, um sich im russischen Angriffskrieg der Lufthoheit der Armee von Wladimir Putin besser zur Wehr setzen zur können. Zwar gibt es Probleme mit der Ausbildung der Piloten und Kritik von Kiew an den USA, doch schon bald sollen erste Jets für Kiew starten. Ein Ziel für die Kampfflugzeuge sollen vor allem Suchoi-Jagdbomber sein.
F-16-Kampfjets sollen russische Jagdbomber in der Ukraine Suchoi Einhalt gebieten
Eine Suchoi Su-34 kann eine Gleitbombe etwa 40 Kilometer weit abwerfen – oder sogar 64 Kilometer im Fall neuerer, weitreichender Präzisionsbomben. Das ist teils weit genug, um die Luftverteidigung der Ukraine zu überwinden. Die Verteidigung besteht im Moment aus ehemaligen sowjetischen Kampfflugzeugen und Raketenbatterien am Boden.
Die Suchoi-Bomber werfen satellitengesteuerte Gleitbomben und stellen für Moskau aktuell eine „Wunderwaffe“ dar, wie die Plattform Deep State es formulierte. Gegen die Bomber haben die Ukrainer im Moment „praktisch keine Gegenmaßnahmen“. Die F-16-Piloten sollen, sobald die Maschinen aus dem Westen einsatzbereit sind, dieses Ungleichgewicht dringend beheben.
Für die Piloten aber gebe es ein Problem, erklärte Analyst Justin Bronk in einer neuen Studie für das Royal United Services Institute in London. „Die Gleitbombeneinsätze regelmäßig abzufangen, wird sehr schwierig sein“, schrieb er. Das Hauptproblem ist Russlands bodengestützte Luftabwehr, die es für ukrainische Kampfflugzeuge extrem gefährlich macht, praktisch überall in der Ukraine in großer Höhe zu fliegen – aber besonders in einem Umkreis von etwa 160 Kilometer der Frontlinie, in Reichweite der russischen S-400-Boden-Luft-Raketenbatterien. Für die Piloten heißt es daher wohl: Tief fliegen, um zu überleben.
F-16-Kampfjets mit ukrainischen Piloten müssen sehr tief fliegen
„In der Nähe der Front müssen ukrainische Piloten sie in sehr geringer Höhe fliegen, um nicht von der russischen Luftabwehr entdeckt und abgeschossen zu werden“, schrieb Bronk. Und weiter heißt es: „In so geringer Höhe starten die Raketen in dichter Luft mit hohem Luftwiderstand und müssen gegen die Schwerkraft steigen, um die Höhe ihrer Ziele zu erreichen.“ Dies führt zu Abstrichen in der Leistung der Maschinen: „Infolgedessen haben sie, bis ihre Raketentriebwerke nach den ersten paar Flugsekunden durchbrennen, nicht annähernd so viel Geschwindigkeit oder Höhe gewonnen, als wenn sie von einem Kampfflugzeug abgefeuert würden, das in der dünnen Luft in großer Höhe und mit Überschallgeschwindigkeit fliegt.“
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Aus geringer Höhe abgefeuert, verliert eine AIM-120 möglicherweise Dutzende von Kilometern an Reichweite. Die russischen Gleitbomber wären so möglicherweise außer Reichweite.
Luft-Luft-Raketen als Lösung? Schwedische Jets könnten der Ukraine helfen
Laut Bronk ist eine mögliche Lösung für dieses Problem eine Luft-Luft-Rakete mit größerer Reichweite wie die europäische Meteor, die unter optimalen Bedingungen bis zu 200 Kilometer weit fliegt. Die Meteor ist jedoch nicht mit der F-16 kompatibel – und auch nicht mit den Mirage 2000-5-Kampfflugzeugen, die Frankreich der Ukraine zugesagt hat. Der einzige Kampfflugzeugtyp, den die Ukraine bekommen könnte und der auch die Meteor tragen kann, ist die schwedische JAS-39 Gripen. Schweden hat Bereitschaft signalisiert, diese zu liefern, doch zunächst sollen die F-16 an Kiew gehen.
Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge mindestens ein russisches Kampfflugzeug vom Typ Suchoi Su-57 beschädigt. Es sei das erste Mal überhaupt in diesem Krieg, dass so ein Flugzeug getroffen wurde.
Laut Bronk könnte es ein Jahr oder länger dauern, bis die Ukraine über eine Kampfflugzeug-Raketen-Kombination verfügt, die Russlands Gleitbomber abschießen kann, ohne die ukrainischen Piloten einem extremen Risiko auszusetzen. Bis dahin heißt es für die Ukraine: Die Suchois am Boden angreifen.
Ukraine greift russische Luftwaffenstützpunkte mit Drohnen an
Bei Angriff auf militärische Ziele in Russland eigenen Angaben zufolge mindestens ein modernes russisches Kampfflugzeug beschädigt. Der Jet vom Typ Suchoi Su-57 sei am Samstag (9. Juni 2024) auf dem Militärflugplatz Achtubinsk in der südrussischen Region Astrachan knapp 600 Kilometer von der Front entfernt beschädigt worden, teilte der ukrainische Militärgeheimdienst HUR am Sonntag mit. Es handle sich um den ersten Treffer gegen ein Su-57-Flugzeug überhaupt in diesem Krieg. Die Behörde veröffentlichte auch eine Satellitenaufnahme, die die Folgen des Angriffs zeigen soll. Später am Tag sagte ein HUR-Vertreter laut ukrainischen Medien, bei der Attacke könnte möglicherweise noch ein zweiter Jet beschädigt worden sein.
„Derzeit sind Angriffe auf russische Luftwaffenstützpunkte für die Ukraine die beste Möglichkeit, den Schaden zu begrenzen, den die [russische Luftwaffe] ihren Streitkräften an der Front zufügen kann“, schrieb Bronk. Die Ukraine versucht bereits, in Vorbereitung auf F-16-Einsätze die Luftwaffe Russlands zu schwächen – besonders intensiv auf der Krim. (cgsc/dpa)