Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Reaktionen auf Merz‘ Einigung: „Sollte Praktikum in der Grünen Fraktion absolvieren“
VonPaula Völkner
schließen
Union, SPD und Grünen haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Merz erntet auch nach der Zustimmung zum Finanzpaket spöttische Reaktionen.
Berlin – Union, SPD und die Grünen haben sich über das geplante Finanzpaket geeinigt. Mehrere Medien, darunter das RedaktionsNetzwerk Deutschland, berichteten am Freitag (14. März) von dem Kompromiss. Damit hat das milliardenschwere Paket für Verteidigung und Infrastruktur eine wichtige Hürde genommen. Immer wieder hatten sich die Fraktions-Spitzen zu vertraulichen Runden getroffen, um nach Lösungen zu suchen.
Wie von den Grünen gefordert soll die Einigung nun beinhalten, dass das Sondervermögen für die Infrastruktur der „Zusätzlichkeit“ unterliegt. In den Klima- und Transformationsfond sollen 100 Milliarden Euro fließen. Darüber hinaus soll die Schuldenbremse nicht nur für Verteidigungsausgaben gelockert werden, sondern auf Druck der Grünen auch für Ausgaben in Cybersicherheit, Zivil- und Bevölkerungsschutz sowie Nachrichtendienste.
Einigung zwischen Union, SPD und Grünen: Reaktion auf Merz‘ Deal – Habeck gratuliert Grünen
Laut Handelsblatt-Bericht sind die Fraktionen von SPD, CDU/CSU und Grünen bereits informiert worden. Die Unions-Fraktion hat den Vorschlag bereits angenommen. Obwohl viele Beobachterinnen und Beobachter in den Plänen notwendige Maßnahmen sehen, muss sich CDU-Chef Friedrich Merz angesichts seiner Kehrtwende beim Thema Schuldenbremse nach wie vor scharfer Kritik stellen.
Die Einigung ruft nun erneut spöttische Kommentare hervor. Der Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje kommentierte den RND-Bericht auf X als „gute Einigung“, fügte jedoch hinzu: „Merz sollte vor Antritt seiner Kanzlerschaft noch ein Praktikum zum Thema Verhandlungsstrategie in der Grünen Bundestagsfraktion absolvieren.“
Auch Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) reagiert auf den Kompromiss - und sieht darin einen Erfolg der Grünen. Er lobte seine Parteikolleginnen. Den Co-Fraktionsvorsitzenden, Katharina Dröge und Britta Haßelmann, gratulierte Habeck in einem Post auf X und sprach ihnen „großen Respekt“ aus: „Harte Verhandlungen enden mit sehr wichtigen Verbesserungen.“ Über den Kompromiss schrieb der Grünen-Politiker: „Alles in allem sieht man: Grün macht den Unterschied, Grün wirkt!“
Merz‘ Finanzpläne: Scharfe Reaktion von Dröge – „wir verlassen uns nicht auf ihr Wort“
Noch in der Bundestagssitzung am Donnerstag ging Dröge Merz scharf an. „Wenn Sie sich jetzt fragen, warum die Gespräche zwischen uns und Ihnen so laufen, wie sie laufen, dann sagen wir Ihnen: Weil wir uns nicht auf Ihr Wort verlassen“, erklärte die Fraktionschefin. Nirgends werde garantiert, dass die Ausgaben aus dem Infrastruktur-Topf wirklich zusätzlich seien.
Dröge warf Merz Parteitaktik vor und erinnerte daran, dass SPD und Grüne vor der Wahl mehrfach eine Reform der Schuldenbremse ins Spiel gebracht hätten. „Sie haben dieses Angebot damals mehrfach abgelehnt“, sagte sie zu Merz. „Weil Sie noch nie in der Lage waren, die Interessen dieses Landes an die erste Stelle zu stellen und nicht Ihre eigenen.“
Wen holt Friedrich Merz in sein Kabinett? Diese Minister stehen bereit
Reaktion auf Kompromiss mit den Grünen: Kubicki kritisiert Merz – „jeder lässt sich kaufen“
FDP-Politiker Wolfgang Kubicki reagierte nach Bekanntwerden der Einigung am Freitag auf X auf ein Video einer CDU-Veranstaltung: „Friedrich Merz hat im Wahlkampf behauptet, dass sich jeder kaufen lässt. Immerhin ein Wahlkampfversprechen, das er hält.“
Im Zuge der Pläne von Union und SPD musste sich Merz den Vorwurf gefallen lassen, mit der geplanten Reform der Schuldenbremse ein Wahlversprechen noch vor Amtsantritt zu brechen. Auch der frühere FDP-Finanzminister Christian Lindner hatte am Donnerstag im Bundestag mit Blick auf die Pläne von CDU/CSU und SPD kritisiert: „Die Menschen haben Merz gewählt und Esken bekommen.“
Reaktion auf Finanzpaket von Union und SPD: Grundgesetzänderung am Dienstag möglich
Die Mehrheiten dafür sind aber weniger sicher als sonst, weil viele Abgeordnete aus Union, SPD und Grünen aus dem Bundestag ausscheiden und sich deshalb weniger an die übliche Fraktionsdisziplin gebunden fühlen könnten. Am kommenden Freitag könnte dann bereits der Bundesrat entscheiden – auch hier ist eine Zweidrittelmehrheit nötig für einen Beschluss. Diese ist ebenfalls noch nicht sicher, da Länder nur dann zustimmen können, wenn ihre Regierungskoalitionen eine gemeinsame Linie gefunden haben.
Reaktionen auf Einigung mit den Grünen: AfD und Linke kritisieren Merz‘ Plan
Dass das Vorhaben noch im alten Bundestag beschlossen werden soll, nannte die Linken-Chefin Heidi Reichinnek am Donnerstag im Bundestag „zutiefst undemokratisch“. Im neuen Parlament, das sich am 25. März konstituiert, haben Union, SPD und Grüne nicht mehr die nötige Zweidrittelmehrheit. Auch an der Einigung mit den Grünen übt die Linke Kritik.Parteichefin Ines Schwerdtner kritisierte, der Kompromiss helfe vor allem der AfD. Mit dem Paket würden „Klimaschutz und Aufrüstung ohne sozialen Ausgleich“ vorangetrieben, sagte sie den Funke-Zeitungen. „Das wird scheitern und noch mehr Menschen in die Arme der AfD treiben.“
Die AfD kritisierte den Kompromiss ebenfalls – jedoch aus anderen Gründen. Auf X schrieb Parteichefin Alice Weidel: „100 Milliarden Euro aus dem Schuldenpaket werden für klimaideologische Projekte verbrannt.“ Die Reaktion der AfD erscheint wenig überraschend: Den menschengemachten Klimawandel leugnet die in Teilen rechtsextreme Partei. (pav/dpa)