Um Ihnen ein besseres Nutzererlebnis zu bieten, verwenden wir Cookies.
Durch Nutzung unserer Dienste stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies zu.
Weitere Informationen
Russlands Präsident Wladimir Putin hat kaum jemanden in Russland zu fürchten. Ein Duma-Abgeordneter hat für die verbliebene Opposition eindeutige Pläne.
Putin-Oppositionelle „vernichten“: Auftritt im Staats-TV hat juristisches Nachspiel
VonChristian Stör
schließen
In Russland ruft ein Duma-Abgeordneter dazu auf, all jene „auszurotten“, die nicht hinter Präsident Putin stünden. Das zieht Ermittlungen nach sich.
Moskau – In Russland ist man harte Aussagen durchaus gewohnt. Vor allem seit Beginn des Ukraine-Krieges kennt die Propaganda kaum noch ein Tabu. Manchmal aber schießt der eine oder die andere doch einmal übers Ziel hinaus. Das war kürzlich auch im russischen Staats-TV der Fall. Diesmal scheint die Aussage eines Kreml-Propagandisten allerdings nicht ohne Folgen zu bleiben.
Die Staatsanwaltschaft in Russland ermittelt jetzt nämlich gegen den Duma-Abgeordneten Andrej Guruljow, der bei seinem Auftritt am 15. Oktober in der Sendung „Sonntagabend mit Wladimir Solowjow“ kaum an sich halten konnte. Um es klar zu sagen: Die Aussage des ehemaligen Militärbefehlshabers zur Präsidentschaftswahl 2024 in Russland war in der Tat harter Tobak.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in Bildern
Duma-Abgeordneter fordert Vernichtung von Putin-Oppositionellen in Russland
Zunächst stellte Guruljow noch relativ nüchtern fest, dass 80 Prozent der Menschen in Russland voll hinter Präsident Wladimir Putin stünden. Allerdings bedeutet dies im Umkehrschluss auch, dass wenigstens 20 Prozent gegen Putin eingestellt sein müssen. Das aber brachte ihn auf die Palme. Der verbleibende Rest, den er als eine Art „verdorbenen Dung“ bezeichnete, müsse entweder „isoliert oder auf irgendeine Weise ausgerottet werden“.
Deputy of the State Duma and former deputy Commander of the Southern Military District Andrey Gurulyov called to destroy those who oppose Putin in Russia itself.
"All the rot that remains (20% according to him) should be, if not isolated, at least somehow destroyed." pic.twitter.com/EDqnaSf8pK
Wenn man sich Guruljows Rechnung näher anschaut, wird erst klar, war er dort eigentlich gesagt hatte. Im Grunde forderte er nicht weniger als die Vernichtung von knapp 30 Millionen Menschen in Russland. Dass er während seiner Tirade leicht angeheitert wirkte, dürfte jedenfalls kaum als Entschuldigung gelten.
Doch was zu viel ist, ist zu viel. Jedenfalls forderte die liberale Partei Jabloko die Staatsanwaltschaft daraufhin auf, Ermittlungen gegen Gurujow einzuleiten. Guruljows Äußerungen vom 15. Oktober zielten darauf ab, „Hass aufgrund politischer Feindschaft zu schüren“, schrieb der stellvertretende Jabloko-Vorsitzende Boris Wischnewski in einer Erklärung. Das ultimative Ziel solcher Äußerungen könnte „die Anstiftung zu Massenrepressionen und zum Bürgerkrieg sein“. Laut der von der Partei veröffentlichten Antwort des Generalstaatsanwalts wurde der Antrag zur Prüfung an die Moskauer Staatsanwaltschaft weitergeleitet.
Wie demokratisch sind Wahlen unter Putin in Russland?
Offiziell hat sich Putin übrigens noch nicht dazu geäußert, ob er bei der Wahl am 17. März wieder antreten wird. Allerdings ist davon auszugehen, dass er schon bald seine Kandidatur ankündigen wird. Da die Verfassung in Russland vor dem Ukraine-Krieg entsprechend geändert wurde, könnte Putin rein theoretisch bis zum Jahr 2036 an der Macht bleiben. Dann wäre er 84 Jahre alt.
Ein klarer Sieg des Amtsinhabers steht außer Frage. Die New York Times zitierte Kremlsprecher Dmitri Peskow im August sogar mit den Worten, dass Präsidentschaftswahlen in Russland „eigentlich nicht demokratisch“ seien. Und er wagte auch schon mal eine Prognose: „Putin wird nächstes Jahr mit mehr als 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt.“ Später ruderte Peskow dann aber doch lieber zurück. (cs)