„Protest, nicht Umsturz“
Prigoschin bricht das Schweigen: Wagner-Boss aber weiter abgetaucht
VonBedrettin Bölükbasischließen
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Wagner-Chef Prigoschin äußert sich erstmals öffentlich nach dem missglückten Aufstand - von wo, ist weiter unklar. Kremlchef Putin dankt den Sicherheitskräften. Alle Entwicklungen im News-Ticker.
- Prigoschin in Belarus? Lukaschenko liegen angeblich keine Informationen vor
- Deal mit dem Kreml: Prigoschin sollte ohne Strafe davonkommen – doch Ermittlungen laufen weiter
- Aufstand beendet: Wagner-Gruppe zieht sich nach Rebellion in Russland wieder zurück
Hinweis der Redaktion: Dieser Ticker ist beendet. Die aktuellen Entwicklungen können Sie in unserem neuen News-Ticker verfolgen.
Update vom 27. Juni, 07.45 Uhr: Nach dem Aufstand von Jewgeni Prigoschin gab sich die Regierung der USA zurückhaltend mit öffentlichen Einschätzungen zu den Ereignissen. John Kirby, der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, sprach von einer „internen russischen Angelegenheit“. Man werde sich nicht einmischen und keine Partei ergreifen. Kirby gab an, er wisse nicht, wo sich Wagner-Chef Prigoschin derzeit aufhalte.
Nach Prigoschin-Aufstand: Putin streckt Hand in Richtung Wagner-Söldner aus
Update vom 26. Juni, 22.30 Uhr: Wladimir Putin hat in seiner Großansprache die Hand in Richtung Wagner-Söldner ausgestreckt: Er dankte ihnen und bot drei straffreie Optionen für das weitere Vorgehen an. Den Westen überzog der russische Präsident mit weiteren Vorwürfen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow kündigte unterdessen an, Putin werde die Spitzen der russischen Sicherheitsdienste treffen. Dabei sein sollen unter anderem Verteidigungsminister Sergej Schoigu und FSB-Chef Alexander Bortnikow sowie der Leiter der Nationalgarde, Viktor Solotow.
Wagner-Gruppe marschiert in Richtung Moskau: Bilder zum Putschversuch in Russland




Update vom 26. Juni, 21.00 Uhr: Wladimir Putin hat auf den versuchten Putsch des Wagner Chefs Jewgeni Prigoschin bereits reagiert und alle Handlungen gegen die russische Armee als verräterisch betitelt. Jetzt soll der russische Präsident sich erneut zu Wort melden. Wie der amerikanische Nachrichtensender CNN berichtet, wird Putin bald eine Ansprache halten. CNN bezieht sich dabei auf den Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Demnach werde es „wichtige Ankündigungen“ geben.
Prigoschin in Belarus? Lukaschenko liegen angeblich keine Informationen vor
Update vom 26. Juni, 20.00 Uhr: Nach dem Ende des Aufstands der Wagner-Gruppe in Russland hieß es, Jewgeni Prigoschin werde nach Belarus gehen. Bislang ist er dort offenbar noch nicht eingetroffen. „Es gibt keine derartigen Informationen“, teilte ein Sprecher des belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko dem russischen Nachrichtenportal Fontanka auf Telegram mit. Lukaschenko hatte mit Prigoschin ein Ende des bewaffneten Aufstands ausgehandelt.
US-Präsident Joe Biden hat indes jegliche Verwicklung des Westens in die Revolte der Söldnergruppe Wagner in Russland bestritten. Der Westen habe mit dem Aufstand „nichts zu tun“ gehabt, sagte Biden Journalisten im Weißen Haus. „Das war Teil eines Kampfes innerhalb des russischen Systems.“ Biden betonte, bei einem Gespräch mit Verbündeten nach Beginn der Wagner-Revolte habe man festgehalten, dass Wladimir Putin kein Vorwand dafür gegeben werden dürfe, den Westen und die Nato verantwortlich zu machen. Er fügte hinzu, es sei derzeit „zu früh“, um „endgültige Schlüsse“ aus den Vorkommnissen zu ziehen.
Prigoschin meldet sich nach Aufstand: „Obrigkeit im Land zu stürzen nicht unser Ziel“
Update vom 26. Juni, 17.30 Uhr: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin hat in seiner ersten Wortmeldung nach dem missglückten Aufstand vom Wochenende dementiert, einen Machtwechsel in Moskau angestrebt zu haben. „Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen“, sagte der 62-Jährige in einer Sprachnachricht, die von seinem Pressedienst auf Telegram verbreitet wurde. Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machte Prigoschin nicht. Einmal mehr wiederholte er seinen Vorwurf gegen das russische Verteidigungsministerium, Militärlager der Söldner am vergangenen Freitag beschossen zu haben. Dabei sind seinen Angaben nach 30 Wagner-Kämpfer getötet worden.
Dies sei zusätzlich zur vom Ministerium angestrebten Auflösung der Wagner-Truppe der Auslöser für den Marsch Richtung Moskau gewesen. Keiner seiner Söldner habe einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium unterzeichnen wollen. „Sie wollten Wagner am 1. Juli auflösen“, betonte Prigoschin. Sie hätten darauf abgezielt, „die Zerstörung von Wagner zu verhindern und Beamte, die mit einer unprofessionellen Art unzählige massive Fehler machten, zur Rechenschaft zu ziehen“, ergänzte er laut russischen Kriegsbloggern.
Er bedauere den Abschuss von russischen Helikoptern, doch sie hätten auf Wagner-Söldner gefeuert, gab Prigoschin weiter an. An Land sei aber kein einziger Soldat erschossen worden. Als sie sich Moskau bis zu 200 Kilometer genähert hätten, hätten sie „zu viel Blutvergießen“ befürchtet. Daher habe man den „Marsch“ abgebrochen. Mit ihrem schnellen Aufstand hätten sie dem russischen Militär gezeigt, welche Leistung russische Soldaten in der Ukraine zeigen sollten. Wäre die russische Armee so wie Wagner, „dann hätte die militärische Sonderoperation vielleicht nur einen Tag gedauert“, so Prigoschin. Daneben habe man mit dem schnellen Vorrücken „schwerwiegende Sicherheitsprobleme“ in Russland gezeigt.
Hat Putin Prigoschin mit seiner Familie gedroht?
Update vom 26. Juni, 17.00 Uhr: Britische Geheimdienste wollen nun weitere Informationen zum Ende von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschins bewaffneten Aufstand gegen den Kreml gesammelt haben. Unter Berufung auf Sicherheitsquellen aus London berichtete die britische Zeitung The Telegraph, russische Sicherheitsdienste hätte vor Ende des Aufstandes damit gedroht, den Familien von Wagner-Anführern zu schaden. Ferner hieß es in dem Bericht, Kremlchef Wladimir Putin wolle die Wagner-Kämpfer ins russische Militär „assimilieren“ und die Anführer der Gruppe eliminieren.
Update vom 26. Juni, 14.30 Uhr: Nach dem bewaffneten Aufstand von Wagner forderte ein russischer Politiker eine Änderung des Status von Söldnergruppen. Der ehemalige Generalmajor des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und Mitglied des russischen Föderationsrates, Wladimir Dzhabarov, äußerte sich gegenüber der Staatsagentur Ria Nowosti. Ihm zufolge sollen Söldnergruppen wie Wagner von nun an nicht mehr innerhalb Russlands, sondern lediglich im Ausland tätig sein, dabei vor allem in Syrien und Afrika. „Dort sollen sie entsprechend den nationalen Interessen Russlands agieren“, so Dzhabarov. In Russland hingegen sollen sie dem Verteidigungsministerium unterstellt sein: „Nur Gruppen, die einen direkten Vertrag mit dem Ministerium haben, sollen sich auf russischem Boden befinden können. Das Ministerium soll die volle Macht über sie haben.“
Prigoschins Aufstand: Hardliner Girkin fordert Erhängung von Wagner-Chef
Update vom 26. Juni, 13.25 Uhr: Der russische Ultranationalist Igor Girkin fordert nach dem Aufstand der Wagner-Gruppe die Hinrichtung des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin. „Ich denke nicht, dass alle Wagner-Kommandeure und -Kämpfer es verdienen, erschossen zu werden“, schrieb er am Montag auf Telegram. „Aber den ‚Koch‘ aufzuhängen, wegen der Rebellion und weil sie unsere Offiziere umgebracht haben, ist einfach nötig, um Russland als Staat zu bewahren.“ In einem anderen Post sagte Girkin, dass der „Bastard“ Prigoschin nichts anderes verdient habe als „eine Kugel in den Hinterkopf“ – „für Verrat gibt es keine Entschuldigung und kein Verständnis“.
Wagner-Aufstand: Ermittlungen gegen Prigoschin gehen offenbar doch weiter
Update vom 26. Juni, 12.25 Uhr: Nach dem bewaffneten Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin und seinen Wagner-Kämpfern ist das Strafverfahren gegen ihn wohl bisher nicht eingestellt worden. Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB untersuchten den Fall weiter, berichtete die Zeitung Kommersant am Montag unter Berufung auf die Fahnder. „Die Ermittlungen laufen weiter“, meldete auch die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle.
Der Kreml hatte am Samstagabend mitgeteilt, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin und die aufständischen Wagner-Truppen eingestellt werde. Vom 62-Jährigen fehlt unterdessen weiter jede Spur. Er soll nach Kreml-Angaben im benachbarten Belarus Zuflucht finden.
Nach Wagner-Aufstand in Russland: Wo steckt Söldner-Chef Prigoschin?
Erstmeldung vom 26. Juni: Rostow – Jewgeni Prigoschin, Anführer der Söldnergruppe Wagner, hatte in der Nacht von Freitag auf Samstag zum Aufstand gegen die russische Militärführung um Verteidigungsminister Sergei Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow aufgerufen. Die russische Armee soll Prigoschin zufolge Stellungen der Wagner-Kämpfer in der Ukraine mit Raketen beschossen haben. Prigoschins Leute fielen daraufhin in Russland ein, besetzten zunächst das Hauptquartier des südlichen Militärbezirks in Rostow. Weitere Kämpfer zogen weiter Richtung Norden. Präsident Wladimir Putin brandmarkte Prigoschin und die Söldner als Verräter, der Aufstand sei eine „tödliche Bedrohung“ für Russland.
200 Kilometer vor Moskau endete die Aktion abrupt. Prigoschin teilte mit, dass man umkehren und ein Blutvergießen vermeiden werde. Offenbar hatte Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus und enger Verbündeter sowohl Putins als auch Prigoschins, einen Deal mit dem Wagner-Chef ausgehandelt. Das gab der Kreml am Samstagabend bekannt. Lukaschenko soll ihn zur Aufgabe bewegt haben. Im Gegenzug könne er ungehindert nach Belarus gehen. Das Verfahren wegen des bewaffneten Aufstands werde eingestellt. Als Garantie dafür habe er „das Wort des Präsidenten“.
Razzia in Prigoschins Büro: Gefälschte Pässe beim Wagner-Chef gefunden
Videos zeigen den 62-Jährigen bei der Abfahrt in Rostow am Don, im Rücksitz eines schwarzen Autos. Prigoschin lächelte, schüttelte durch das Fenster die Hände von jubelnden Passanten – dann verschwand er. Seitdem hat die Öffentlichkeit nichts mehr von ihm gehört. Weder Audio- noch Videobotschaften hat Prigoschin seit Bekanntgabe des Abzugs seiner Truppen geteilt, wie so häufig zuvor im kämpferischen Ton über Telegram.
Wo sich Prigoschin aufhält, ist unklar. Auch über seinen Zustand ist nichts bekannt. Von Wagners Pressestelle hieß es auf Anfrage des russischsprachigen Senders RTVi nur: „Er lässt alle grüßen und wird Fragen beantworten, sobald er wieder normal kommunizieren kann.“ Ob Prigoschin im Rahmen einer Vereinbarung möglicherweise schweigen und von öffentlichen Äußerungen absehen soll, ist unklar.
Am Samstag war es zu einer Razzia in Prigoschins angeblichem Büro in St. Petersburg gekommen. Die russische Zeitung Fontanka hatte Bilder der beschlagnahmten Gegenstände in einem Artikel veröffentlicht, der mittlerweile gelöscht ist. Demnach seien unter anderem gefälschte Reisepässe mit seinem Foto gefunden worden. Dem Journalisten Sergei Nemalewitsch zufolge hat Prigoschin die Identität einer echten Person gestohlen und sich unter dessen Namen in einer Klinik in St. Petersburg behandeln lassen, die Verbindungen zur Moskauer Elite hat, darunter Putins älteste Tochter. Sogar verwundete Wagner-Kämpfer würden dort behandelt. Warum sich Prigoschin dort unter einem falschen Namen angemeldet hat, könnte auch Nemalewitsch nicht beantworten. (lrg/dpa)
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