Vorfälle in ganz Deutschland

Kanzler Scholz meldet sich nach Antisemitismus-Vorfällen zu Wort

  • Stefan Schmid
    VonStefan Schmid
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Am Wochenende kommt es in deutschen Städten zu Pro-Palästina-Demos. Kanzler Scholz appelliert angesichts antisemitischer Vorfälle an das Volk.

Mannheim/Berlin – Der Hass auf den Straßen deutscher Städte gegenüber Jüdinnen und Juden hatte am vergangenen Wochenende erneut Hochkonjunktur. Unter dem Deckmantel der als pro-palästinensisch angemeldeten Demonstrationen ergötzten sich Demonstrierende am eigenen Antisemitismus. Während es darüber hinaus zur Relativierung der Shoah kam, wurden Personen, die Kritik an der Hamas äußerten, von den Kundgebungen ausgeschlossen und das Leiden rund um den Krieg in Israel zur eigenen Agenda missbraucht.

Grassierender Antisemitismus: Olaf Scholz‘ Appell an die Bevölkerung

Robert Habeck legte mit einem vielfach als „Kanzlerrede“ geadelten Video vor. Nach seinem Vize äußerte sich nun auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu den sich häufenden antisemitischen Vorfällen in Deutschland – wenn auch im deutlich kleineren Format. Im Interview mit dem Mannheimer Morgen (Montagsausgabe) übte Scholz den Schulterschluss mit den Betroffenen und richtete einen deutlichen Appell an die deutsche Bevölkerung.

„Wer Juden in Deutschland angreift, greift uns alle an“, stellte sich Scholz an die Seite der Jüdinnen und Juden. Dabei setzt der Bundeskanzler großes Vertrauen in die Institutionen des Staates: „Die Strafverfolgungsbehörden haben die nötigen Instrumente und müssen sie konsequent nutzen. Mein Eindruck ist: Polizeibehörden und Gerichte wissen, was zu tun ist.“ Im Kampf gegen den Antisemitismus wendet sich Scholz aber auch an die Bevölkerung. Alle sollten sich „für den Schutz von Jüdinnen und Juden in Deutschland einsetzen.“

Olaf Scholz stand am 2. November beim KanzlerGESPRÄCH in Mannheim den Bürgern Rede und Antwort. In einem Interview vertiefte er nun seine Standpunkte.

Mehrere Vorfälle auf Palästina-Demonstration in Berlin

Angesichts erneuter Vorfälle im Rahmen verschiedener Kundgebungen scheinen die Worte des Kanzlers dringend nötig. In Berlin, wo die Polizei am Samstag 9.000 Teilnehmende zählte, wurde unter anderem ein Starbucks-Laden Ziel des Hasses. Auf einem auf der Plattform X hochgeladenen Video ist zu sehen, wie eine Gruppe die Filiale in Berlin-Mitte belagert, dort gegen die Scheiben spuckt und „shame on you“, vermutlich gegen Kunden gerichtet, skandiert. Der Hintergrund ist wohl, dass Starbucks-Gründer Howard Schultz Jude ist und sich seit den rechtsradikalen Aufmärschen in Charlottesville 2017 auch als solcher offen zu Wort meldet.

Dass Kritik sowie eine gewisse Mehrdimensionalität auf der Kundgebung in Berlin nicht gewollt war, zeigt ein weiterer Vorfall. Eine Person wollte mit einem kleinen Plakat an der Kundgebung teilnehmen, wurde jedoch von Ordnern abgewiesen. „Protect Gaza Civilians! Free Gaza from Hamas!“ stand auf dem Schild des verhinderten Demo-Teilnehmers. Deutlich ist in einem auf X verbreiteten Video zu sehen, dass die Person mehrfach als „Zionist“ bezeichnet wurde.

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Shoah-Relativierung und Kalifat-Forderungen in Nordrhein-Westfalen

Nicht nur in der Hauptstadt brach sich der Hass bahn, sondern auch auf Kundgebungen in Nordrhein-Westfalen. Schon am Freitagabend sorgte eine Demonstration in Essen für Schlagzeilen. Teilnehmende hielten neben palästinensischen Fahnen auch Banner, die denen des Islamischen Staats und der Taliban ähnelten, so die Polizei. Daneben wurde von Teilnehmenden die Errichtung eines islamistischen Kalifats, sowohl durch Rufe als auch auf Schildern, gefordert. Ermittlungstechnische Schritte sind bereits eingeleitet.

Gerade einmal 35 Kilometer entfernt wurde einen Tag später in Düsseldorf eine weitere Demo abgehalten. Zu Beginn der Kundgebung setzten sich Personen an die Spitze des Zugs, die mit Plakaten die israelischen Angriffe auf Gaza und die West-Bank mit der Vernichtung der Juden in Nazi-Deutschland gleichsetzten. Abgebildet war eine mit der Jahreszahl „2023“ versehene Bombe sowie ein Duschkopf mit „1933“, der wohl als Zeichen für die Gaskammern in den Konzentrationslagern herhalten musste. Dazu die Frage „Wo ist der Unterschied?“. (sch)

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