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Er ist die renommierteste politische Auszeichnung weltweit: Der Friedensnobelpreis 2024 geht an eine japanische Organisation.
Update, 11.35 Uhr: Die japanische Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo wird mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Gruppe von Überlebenden der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki wird für ihren Kampf für eine atomwaffenfreie Welt geehrt, wie das Nobelkomitee in Oslo verkündete. Mit ihren Augenzeugenberichten verbreiteten die Überlebenden die Botschaft, „dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürfen“. Man habe die Organisation noch nicht erreichen können, um ihr von ihrer Auszeichnung zu berichten, sagte der neue Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe.
Update, 11.02 Uhr: Der Friedensnobelpreis 2024 geht an die japanische Organisation Nihon Hidankyo. Diese Grassroots-Bewegung von Überlebenden der Atombombenabwürfe aus Hiroshima und Nagasaki, auch bekannt als Hibakusha, erhält den Friedenspreis für ihren Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt und dafür, dass sie durch Zeugenaussagen demonstriert, dass Atomwaffen nie wieder eingesetzt werden dürfen.
Friedensnobelpreis wird in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben
Update, 10.50 Uhr: Der Friedensnobelpreis ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in Norwegens Hauptstadt Oslo vergeben wird. Dotiert sind die Auszeichnungen mit umgerechnet knapp 970.000 Euro. Die feierliche Übergabe findet am 10. Dezember statt, dem Todestag von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833 bis 1896).
Update, 10.00 Uhr: Der Friedensnobelpreis gilt als die angesehenste politische Auszeichnung der Welt. Er wurde 1901 erstmals vergeben an den Schweizer Henri Dunant und den französischen Pazifisten Frederic Passy. Dunant gründete das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Berühmte Träger des Friedensnobelpreises waren unter anderen Nelson Mandela (1993), Willy Brandt (1971), Mutter Teresa (1979) und Albert Schweitzer (1952).
Wer kommt für den Friedensnobelpreis 2024 infrage
Update, 8.55 Uhr: Als weitere mögliche Anwärter auf den Friedensnobelpreis wurden im Vorfeld die palästinensische Menschenrechtsorganisation Al-Haq und die israelische Menschenrechtsgruppe B‘Tselem gehandelt. Auch UN-Generalsekretär António Guterres wird zu den Favoriten auf den Friedensnobelpreis gezählt.
Der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, hat vor allem internationale Institutionen auf seiner Favoritenliste stehen: außer dem BDIMR-Büro der OSZE, der ERR-Initiative, dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA mit Generalkommissar Philippe Lazzarini und dem IGH auch noch die Unesco und den Europarat.
Wer den Friedensnobelpreis 2024 erhalten könnte – die Favoriten
Update, 7.52 Uhr: Die Shortlist der möglichen Preisträger des Friedensnobelpreises 2024 bleibt weiter streng geheim. Doch Wettanbieter haben bereits einen klaren Favoriten: Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine und aktuell auf Staatsbesuch in Berlin. Insgesamt liegen dem Komitee in Oslo 286 Nominierungen vor, 89 davon sind Organisationen. Laut dem Time Magazine gibt es neben Selenskyj folgende weitere Favoriten:
Das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte der OSZE (BDIMR)
Die Freiwilligen-Initiative Emergency Response Rooms (ERRs) aus dem Sudan
Der Internationale Gerichtshof (IGH)
Philippe Lazzarini, Leiter des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten
Swetlana Tichanowskaja, Oppositionspolitikerin in Belarus
Ilham Tohti, Uigure, Menschenrechtler und Regierungskritiker aus der Volksrepublik China
Greta Thunberg, Umweltaktivistin
Update vom 11. Oktober, 5.20 Uhr: Das Nobelkomitee in Oslo gibt heute um 11.00 Uhr bekannt, wer in diesem Jahr den Friedensnobelpreis erhält. Die Bekanntgabe findet inmitten einer Zeit besonders zahlreicher Kriege und Konflikte in der Welt statt. In diesem Jahr hat das Komitee 286 Kandidatinnen und Kandidaten dafür in Erwägung gezogen, davon 197 Einzelpersonen und 89 Organisationen.
In Kriegszeiten: Bekanntgabe des Friedensnobelpreises
Erstmeldung vom 10. Oktober: Oslo – Die Auszeichnung der Friedensnobelpreisträger des Jahres 1994 war mit großen Hoffnungen verbunden. Mit dem Abschluss des Osloer Abkommens und dessen Umsetzung hätten Palästinenserführer Jassir Arafat und die israelischen Politiker Schimon Peres und Izchak Rabin „wesentliche Beiträge zu einem historischen Prozess“ im Nahostkonflikt geleistet, durch den „Krieg und Hass“ durch „Frieden und Zusammenarbeit“ ersetzt werden könnten, verkündete das norwegische Nobelkomitee damals voller Zuversicht.
Im Sinne des Testaments von Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) würdigte das Komitee den großen Mut der führenden palästinensischen und israelischen Politiker der damaligen Zeit. Sie hätten neue Möglichkeiten im Krieg in Israel für eine Art von Verbrüderung im Nahen Osten geschaffen hätten. „Es ist die Hoffnung des Komitees, dass der Preis all den Israelis und Palästinensern als eine Ermutigung dienen wird, die sich für einen anhaltenden Frieden in der Region einsetzen“, hieß es damals in Oslo.
Vor Friedensnobelpreis: Frieden im Nahen Osten in weiter Ferne
30 Jahre später ist diese Hoffnung auf Frieden erloschen. Infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel herrschen in der Region erneut Krieg und Blutvergießen. Und vor der Bekanntgabe des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers an diesem Freitag (11. Oktober) scheint ein Ende des Nahostkonflikts wieder in ganz weiter Ferne.
Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert
Nun ist kein Konflikt, so komplex er auch sein mag, unlösbar. „Frieden ist eine Frage des Willens. Alle Konflikte können beigelegt werden, und es gibt keine Entschuldigung dafür, sie ewig währen zu lassen“, sagte der finnische Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari 2008 in seiner Nobelvorlesung. Für Frieden braucht es jedoch eine andere Politik in Israel und in seinen Nachbarstaaten. Und Politiker, die – in den Worten des damals zuständigen Komiteevorsitzenden Francis Sejersted über Arafat, Peres und Rabin – stark genug sind, um aus dem Teufelskreis aus Hass und Gewalt auszubrechen und einen Weg zur Versöhnung aufzuzeigen.
Friedensnobelpreis für Arafat, Peres und Rabin hält Friedensforscher rückblickend für gerechtfertigt
Bereitschaft dafür gebe es derzeit aber auf keiner Seite, sagt der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith. Um eine friedliche Koexistenz zu schaffen, brauche es grundlegenden Respekt füreinander und auch Führungen, die sich zusammen an einen Tisch setzen und auf Frieden hinarbeiten wollten. „Man sollte niemals sagen, dass Frieden nicht möglich ist“, sagt Smith zwar. Nur ob dies tatsächlich eines Tages – oder gar in absehbarer Zukunft – in Nahost der Fall sein werde, da ist er deutlich skeptischer.
Den Nobelpreis für Arafat, Peres und Rabin hält der Friedensforscher rückblickend dennoch für gerechtfertigt. Damals habe es einen großen Durchbruch gegeben und noch dazu die Hoffnung, sich ein Jahr nach dem vorangegangenen Friedensnobelpreis an Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk für die Beendigung der Apartheid in Südafrika gleich den nächsten großen Friedensprozess vorzunehmen. Vergebens, wie sich zeigen sollte. „Vielleicht sind die Hoffnungen hier zu weit gegangen“, bilanziert Smith heute.
Neben dem Konflikt in Nahost toben Kriege gegen die Ukraine und im Sudan
Die Frage, ob der Nobelpreis diesmal erneut an führende Nahost-Politiker gehen könnte, erübrigt sich. Aber auch insgesamt scheint sich die Welt in einem verheerenden Zustand zu befinden: Neben dem Konflikt in Nahost tobt weiterhin auch der Ukraine-Krieg. Im Sudan und an Dutzenden anderen Orten der Erde herrschen weitere gewalttätige Auseinandersetzungen. Gibt es in diesen Zeiten überhaupt Kandidaten, die für den wichtigsten Friedenspreis der Erde infrage kommen?
Schaut man auf die Zahl der Nominierungen, dann lässt sich sagen: Ja, es gibt sie, aber deutlich weniger als in den Vorjahren. 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen sind diesmal von den Nominierungsberechtigten ins Rennen geschickt worden. Verglichen mit den insgesamt 351 Nominierten des Vorjahres ist das Kandidatenfeld damit innerhalb eines Jahres um fast ein Fünftel geschrumpft.
Dabei sah die Weltlage auch in den Vorjahren nicht gerade rosig aus. Das Nobelkomitee entschied sich vor diesem Hintergrund zuletzt mehrmals dafür, Menschenrechtler statt klassischer Friedensstifter auszuzeichnen: 2023 ging der Preis an die inhaftierte Iranerin Narges Mohammadi, 2022 an den ebenso in Haft sitzenden Belarussen Ales Bjaljazki und die Organisationen Memorial aus Russland und Center for Civil Liberties aus der Ukraine.
Bilder des Ukraine-Kriegs: Großes Grauen und kleine Momente des Glücks
„Die Welt befindet sich in großen Schwierigkeiten“: Keine Grundlage für Nobelpreis dieses Jahr?
Und diesmal? Ist der vermutlich prominenteste Menschenrechtler dieser Zeit, der Russe Alexej Nawalny, seit acht Monaten tot. Friedensaussichten in einem laufenden Konflikt gibt es zudem kaum.
„Die Welt befindet sich in großen Schwierigkeiten“, stellt Smith fest. Das gelte nicht nur mit Blick auf die Situationen im Gazastreifen, in der Ukraine und im Sudan, sondern auch auf die anderen rund 50 bewaffneten Konflikte, die derzeit herrschten. Das Nobelkomitee könnte diese bedauerliche Weltlage nun abbilden, indem es erstmals seit mehr als 50 Jahren einen ganz bestimmten Preisträger benennt – nämlich gar keinen.
Jahr
Preisträger
2018
Denis Mukwege und Nadia Murad
2019
Abiy Ahmed
2020
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP)
2021
Maria Ressa und Dmitri Muratow
2022
Ales Bjaljazki, Memorial und Center for Civil Liberties
2023
Narges Mohammadi
„Nicht annähernd genug wird in der heutigen Welt für den Frieden getan“, moniert Smith. „Vielleicht wäre es diesmal die stärkste Botschaft des Nobelkomitees, zu sagen, dass es in diesem Jahr einfach keine Grundlage für die Vergabe des Preises gibt.“ Solch ein Schritt würde ein Zeichen an die Welt senden, dass es Zeit zum Aufwachen und Handeln sei.
BDIMR und OSZE ganz oben auf Favoritenliste für Friedensnobelpreis
Ein Novum wäre solch ein Schritt nicht, ein besonderer aber schon: Seit der ersten Vergabe 1901 wurde in 19 Jahren kein Friedensnobelpreis verliehen, darunter allein 13 Mal während und zwischen den Weltkriegen und zuletzt 1972.
Beim Osloer Friedensforschungsinstitut Prio kann man sich derweil vorstellen, dass eine internationale Organisation für ihre Arbeit geehrt werden könnte: Prio-Direktor Henrik Urdal hat das Büro für demokratische Institutionen und Menschenrechte (BDIMR) der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ganz oben auf seiner Favoritenliste. Auch der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag, das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA und die UN-Kulturorganisation Unesco finden sich in Urdals engerer Auswahl.
Wie sich das Nobelkomitee letztlich entscheidet? Das bleibt wie immer bis zur Verkündung ein großes Geheimnis. Die Namen der Nominierten werden traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten. Der oder die Auserwählte wird dann an Nobels Todestag am 10. Dezember in Oslo mit dem Nobelpreis und einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (rund 970.000 Euro) geehrt – wenn es denn diesmal einen gibt. (sot/dpa)