„Eventuell bevorstehende Kampfeinsätze“

Pistorius sucht neue Partner für Bundeswehr – die vertieft Kooperation mit British Army

  • Patrick Mayer
    VonPatrick Mayer
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Britische Soldaten kehren auf einen deutschen Stützpunkt bei Paderborn zurück. Boris Pistorius treibt nicht nur hier seine Bundeswehr-Pläne voran.

Hannover/Paderborn – Das Heer der deutschen Bundeswehr und die British Army haben im Umfeld des Ukraine-Kriegs ihre Zusammenarbeit vertieft. Panzer-Einheiten hielten auf dem Truppenübungsplatz Senne bei Paderborn gemeinsam eine große Übung ab. Es zeigt: Unter Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird Großbritannien wieder ein wichtiger militärischer Partner.

Bundeswehr: 1. Panzerdivision hält Übung mit British Army ab

Truppen der 20th Armoured Infantry Brigade haben dort gemeinsam mit der 1. Panzerdivision der Bundeswehr aus Oldenburg trainiert. Es war die erste gemeinsame Übung, nachdem Truppenteile der britischen Landstreitkräfte denselben Standort 2019 verlassen hatten. Angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine rücken beide Armeen wieder enger zusammen und vertiefen ihre Kooperation auf mehreren Ebenen.

Das dürfte ganz im Sinne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sein, der jüngst eindringlich vor dem russischen Imperialismus gewarnt hat. Während das Kalkül eines zermürbend langen Krieges von Kreml-Autokrat Wladimir Putin in der Ukraine derzeit in Teilen aufzugehen scheint.

Seit Jahren arbeitet die Bundeswehr am Standort Sennelager bei Paderborn mit der British Army zusammen. (Archivfoto)

„Wir sollten Angst davor haben, dass Russland diesen Krieg gewinnt, dass Putin diesen Krieg gewinnt. Denn dann stehen wir vor einer völlig neuen Sicherheitslage in Deutschland“, hatte Pistorius am Dienstagabend (5. Dezember) im „heute journal“ des ZDF gesagt und mit Blick auf Waffenlieferungen gemeint: „Unsere Verantwortung ist, auf dem Schlachtfeld und im Kriegsgeschehen eine Situation herbeizuführen, dass Putin erkennt, er kann diesen Krieg nicht gewinnen und deshalb an den Verhandlungstisch kommt.“

Deutschland und Großbritannien: Vertiefung der Verteidigungsbeziehungen

Bei der Übung in der Nähe von Paderborn waren laut des Online-Portals Forces News indes auch britische Challenger-2-Kampfpanzer beteiligt, die 1. Panzerdivision Deutschlands ist mit den neuesten Versionen A7V des Leopard-2-Panzers ausgestattet, während das französische Rüstungsunternehmen Nexter – ein Partner des Münchner Panzerbauers KMW – aktuell den neuen Hightech-Panzer Enhanced Main Battle Tank (EMBT) vorgestellt hat. Erstmals arbeiteten Einheiten der 20. britischen Panzerbrigade und der 1. Bundeswehr-Panzerdivision zusammen, heißt es in dem Bericht.

Und weiter: Es gebe zahlreiche Anzeichen für eine Vertiefung der Verteidigungsbeziehungen zwischen den beiden Armeen. Dazu zählten etwa das deutsch-britische Amphibienpionierbataillon sowie der Kauf von 500 Transportpanzern vom Typ Boxer durch das Vereinigte Königreich bei der deutschen Rüstungsindustrie im Wert von rund 3,25 Milliarden Euro.

Es war ein Fehler, sie abzuschaffen. Die Diskussion darüber wird aber Fahrt aufnehmen.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) über die Wehrpflicht

Forces News zitiert den Kommandeur der 1. Panzerdivision, Heiko Hübner, mit den Worten: „Wir alle wollen für eventuell bevorstehende Kampfeinsätze kampfbereit sein, und das geht nur mit starken Partnern. Und deshalb brauchen wir gegenseitige Schulung.“ Der britische Armee-Major Micha Hatton erklärte zur Übung bei Paderborn: „Es war eine große Lernerfahrung, zum ersten Mal mit der 1. Panzerdivision zusammenzuarbeiten, alle unsere Funktionsbereiche zu validieren und auszurollen, um sie mit der deutschen Division zu testen.“

Gibt die Richtung vor: Verteidigungsminister Boris Pistorius (re.) in einem Leopard-2-Panzer der Bundeswehr.

Boris Pistorius: Verteidigungsminister will Bundeswehr fit machen

Während die ukrainische Armee im Abwehrkampf gegen die russische Invasion stellenweise erschöpft wirkt, will Pistorius die Bundeswehr für künftige Aufgaben fit machen - mit neuen, alten Partnern. Der Verteidigungsminister denkt sogar laut über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland nach. „Es war ein Fehler, sie abzuschaffen“, sagte er der Wochenzeitung Die Zeit. Die Wehrpflicht wieder einzuführen, stoße zwar auf erhebliche verfassungsrechtliche Probleme, erklärte er: „Die Diskussion darüber wird aber Fahrt aufnehmen.“ (pm)

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