Dollar-Münze mit US-Flagge auf schwarzem Untergrund: Ändert sich die US-Außenpolitik nach den „Midterms“ 2022? (Symbolbild)
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Dollar-Münze mit US-Flagge auf schwarzem Untergrund: Ändert sich die US-Außenpolitik nach den „Midterms“ 2022? (Symbolbild)

„Diese Typen kapieren es nicht“

Midterms in den USA: Beginn einer Zeitenwende im Ukraine-Krieg? Trump-Getreue wecken Sorge

  • Patrick Freiwah
    VonPatrick Freiwah
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Die USA unterstützen die Ukraine im Krieg gegen Russland massiv. Wird das auch passieren, wenn die Demokraten nach den Midterms die Mehrheit verlieren?

Washington/Kiew - Die „Midterms“ in den USA könnten die Politik der Vereinigten Staaten massiv verändern: Präsident Joe Biden droht der Verlust der Regierungsmehrheit im Kongress. Das hat potenziell auch für den Ukraine-Krieg Bedeutung:

Einen „Blankoscheck“ für die Ukraine werde es bei einem Sieg seiner Republikaner bei den anstehenden Kongresswahlen nicht mehr geben, ließ kürzlich Kevin McCarthy, Anführer der konservativen Partei im Repräsentantenhaus, wissen. Auch weitere Republikaner sehen die milliardenschweren Unterstützung der USA für ihren Verbündeten Ukraine im russischen Angriffskrieg kritisch.

USA und der Ukraine-Krieg: Kurswechsel nach den „Midterm Elections“?

Beobachter halten es laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP allerdings für wenig wahrscheinlich, dass Kiew bald der wichtigste Unterstützer und Finanzier des Westens in der militärischen Auseinandersetzung mit Russland wegbricht. Auch bei den Konservativen gebe es weitestgehend Konsens darüber, wie wichtig Hilfe für die Ukraine sei.

Mitch McConnell, Anführer der Republikaner im Senat, würde bei Waffenlieferungen sogar weiter gehen, als die Regierung von Joe Biden, heißt es - und der Ukraine sogar schwereres Geschütz mit hoher Reichweite liefern. Ex-Vizepräsident Mike Pence stellte kürzlich klar, dass es „in der konservativen Bewegung keinen Raum für Putin-Apologeten“ geben könne. „In dieser Bewegung ist nur Raum für Verfechter der Freiheit.“

Ukraine: Trump mit Lobeshymnen zu Putin - Zeitenwende gegenüber Russland?

Womöglich fehlt in dieser Rechnung jedoch Donald Trump, der kaum Zweifel daran lässt, schon bald wieder als US-Präsident zu kandidieren. Der 76-Jährige äußert sich immer wieder positiv über Kreml-Chef Wladimir Putin. Trump verfügt bei den Republikanern weiterhin über großen Einfluss. Unvergessen ist, wie der polarisierende Ex-Präsident den russischen Präsidenten kurz vor der Eskalation des Ukraine-Konflikts als „genial“ und „schlau“ lobte. Immer wieder macht sich der 76-Jährige für Friedensverhandlungen stark, statt die Konfrontation mit Russland weiter anzuheizen.

Es sind vornehmlich Politiker aus dem Lager der Trump-Getreuen, die Kritik an den Hilfen für die Ukraine üben. Die Rechtsaußen-Abgeordnete Marjorie Taylor Greene warf Joe Biden vor, „hart verdiente US-Steuerdollar“ an ein Land zu schicken, „das in einem Krieg kämpft, den es nicht gewinnen kann“. Der rechte Senatskandidat J.D. Vance hatte vor der russischen Invasion zu Protokoll gegeben, es sei ihm „ziemlich egal, was mit der Ukraine passiert“.

Zwischenwahlen USA: Die zehn spannendsten Duelle im Senat

John Fetterman von den Demokraten
Der linke Demokrat John Fetterman ist amtierender Vizegouverneur von Pennsylvania und tritt dort gegen den republikanischen Trump-Schützling Mehmet Oz an. Kurz vor den demokratischen Vorwahlen im Mai erlitt Fetterman einen Schlaganfall, von dem er sich noch immer erholt.  © Kriston Jae Bethel/afp
Mehemt Oz aus Pennsylvania
Der Republikaner Mehmet Oz wird im Wahlkampf in Pennsylvania um den Sitz im US-Senat von Ex-Präsident Donald Trump unterstützt. Der Kardiologe und ehemalige TV-Arzt geriet in die Kritik, weil er in seiner Sendung, „The Dr. Oz Show“, pseudowissenschaftliche und alternativmedizinische Ansichten verbreitete. © Ed Jones/AFP
Mandela Barnes
Der progressive Demokrat Mandela Barnes ist Vizegouverneur von Wisconsin und will den amtierenden republikanischen Senator, Ron Johnson, ablösen. Barnes setzt sich insbesondere für Arbeitnehmer- und Gewerkschaftsrechte ein. Seine Kandidatur wird von den prominenten US-Linken Bernie Sanders, Alexandria Ocasio-Cortez und Elizabeth Warren offiziell unterstützt. © Scott Olson/AFP
Ron Johnson von den Republikanern
Der MAGA-Republikaner Ron Johnson ist der amtierende Senator von Wisconsin und rechtsextrem. Er will die staatliche Kranken- und Rentenversicherung privatisieren. Den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 bezeichnete er als „überwiegend friedlich“, es sei kein bewaffneter Aufstand gewesen. © Mark Hertzberg/Imago
Raphael Warnock von den Demokraten
Raphael Warnock ist Senator des Swing States Georgia. Er wird herausgefordert von dem Trump-Protegé Herschel Walker. Warnock ist Pastor der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, in der einst der bekannte Bürgerrechtsaktivist Martin Luther King Jr. predigte. Warnock ist der erste Schwarze, der den Südstaat Georgia im US-Senat vertritt. © Anna Moneymaker/AFP
Herschel Walker von den Republikanern
Der Ex-American-Football-Spieler und Republikaner Herschel Walker tritt in Georgia gegen den demokratischen Senator Raphael Warnock an. Seine Kandidatur wird von Donald Trump unterstützt. Walker fällt immer wieder durch vergangene Skandale auf. Der erklärte Abtreibungsgegner soll eine Ex-Freundin zum Schwangerschaftsabbruch gedrängt und dafür bezahlt haben. © Megan Varner/AFP
Catherine Cortez Masto von den Demokraten
In Nevada wackelt der Senatssitz der demokratischen Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto. Ihr Herausforderer ist der von Donald Trump unterstütze Republikaner und Wahlleugner Adam Laxalt. Cortez Masto macht sich im Wahlkampf insbesondere für das Recht auf Abtreibung stark. Bevor sie Senatorin wurde, war sie Navadas Generalstaatsanwältin. © Kevin Dietsch/AFP
Republikaner Adam Laxalt, Kandidat für den Senat
Der Republikaner Adam Laxalt fordert in Nevada die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto heraus. Laxalt wird von Donald Trump unterstützt und ist demzufolge Wahlleugner. Der ehemalige Generalstaatsanwalt von Nevada konzentriert sich auf die Themen Inflation und „Law and Order“. © Bridget Bennett/AFP
Tim Ryan aus Ohio
Demokrat Tim Ryan kämpft in Ohio mit dem Republikaner J. D. Vance um den frei werdenden Senatssitz. Ryan ist Abgeordneter im Repräsentantenhaus und war 2019 Präsidentschaftskandidat der Demokraten, doch schied vorzeitig aus dem Rennen aus. © Jerry Mennenga/Imago
JD Vance kandidiert für die Republikaner
J. D. Vance kandidiert auf republikanischer Seite in Ohio gegen den Demokraten Tim Ryan für den Senat. Vance ist Risikokapitalgeber und Autor des autobiografischen Bestsellers „Hillbilly Elegie“. Er sicherte sich die republikanische Nominierung im Vorwahlkampf durch rechtsextreme Positionen und die Unterstützung von Donald Trump. © Jeff Swensen/AFP
Marco Rubio kandidiert für die Republikaner
In Florida sieht sich der amtierende republikanische Senator Marco Rubio seiner demokratischen Herausforderin Val Demings gegenüber. Donald Trump verpasste Rubio, der 2016 als dessen Kontrahent in den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen antrat, den hämischen Spitznamen „little Marco“ (kleiner Marco). © Anna Moneymaker/AFP
Val Demings kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Val Demings fordert in Florida den amtierenden republikanischen Senator Marco Rubio heraus. Sie ist die ehemalige Polizeichefin von Orlando und konnte bereits republikanische Attacken abwehren, die darauf abzielten, sie als zu lax in puncto Strafverfolgung darzustellen. © Joe Readle/AFP
Ted Budd kandidiert für die Republikaner
In North Carolina tritt der Republikaner Ted Budd gegen die Demokratin Cheri Beasley an. Der von Trump unterstützte rechtsextreme Abgeordnete Budd ist Wahlleugner und Inhaber eines Schusswaffengeschäfts. © Seth Herald/AFP
Cheri Beasly kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Cheri Beasley kämpft in North Carolina mit dem Trump-Republikaner Ted Budd um den Sitz im Senat. Beasley ist ehemalige Richterin am Supreme Court des Bundesstaates North Carolina und befürwortet das Recht auf Abtreibung. © Sean Rayford/AFP
Mark Kelly kandidiert für die Demokraten
In Arizona wird der demokratische Amtsinhaber Mark Kelly vom Trump-Schützling und rechtsextremen Republikaner Blake Masters herausgefordert. Kelly ist ehemaliger Astronaut und Ehemann der ehemaligen Abgeordneten Gabby Giffords, der bei einer Veranstaltung in den Kopf geschossen wurde und die überlebte. Demzufolge setzt sich Kelly für strengere Schusswaffengesetze ein. © Kevin Dietsch/AFP
Blake Masters kandidiert für die Republikaner
Der rechtsextreme Republikaner Blake Masters fordert in Arizona den demokratischen Amtsinhaber Mark Kelly heraus. Masters ist ein Schützling Donald Trumps und sprach sich im Vorwahlkampf nicht nur gegen Abtreibungen, sondern auch gegen Empfängnisverhütung aus. Er ist auch Anhänger des rechten, rassistischen Verschwörungsmythos vom „Großen Austausch“. © Brandon Bell/afp
Maggie Hassan kandidiert für die Demokraten
Die Demokratin Maggie Hassan ist die Amtsinhaberin des Senatssitzes für New Hampshire. Sie wird von dem Republikaner Don Bolduc herausgefordert. Hassan konzentriert sich im Wahlkampf auf den Schutz des Rechts auf Abtreibung. Sie war bereits Gouverneurin von New Hampshire. © Scott Eisen/AFP
Don Bolduc kandidiert für die Republikaner
Der Republikaner Don Bolduc fordert in New Hampshire die demokratische Amtsinhaberin Maggie Hassan heraus. Bolduc lobte die höchst umstrittene Anti-Abtreibungsentscheidung des Supreme Courts. Der pensionierte Brigadegeneral ist ein rechtsextremer Kandidat, doch er wird nicht von Donald Trump unterstützt. © Scott Eisen/AFP
Michael Bennet kandidiert für die Demokraten
In Colorado wird der demokratische Amtsinhaber Michael Bennet von dem Republikaner Joe O’Dea herausgefordert. Bennet hat sich während seiner Amtszeit auf die Ausweitung der Steuergutschrift für Kinder konzentriert. Er macht auch Wahlkampf mit den Mitteln aus dem Infrastrukturpaket, die seinem Bundesstaat zuerkannt wurden. © POOL

US-Kongresswahlen: Rückhalt für Ukraine auf der Kippe? „Diese Typen kapieren es nicht“

Doch konservative Wähler sähen die Lage anders, schreibt AFP. In einer Umfrage des Chicago Council on Global Affairs hätten sich zwei Drittel der republikanischen Anhänger für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. „Es gibt diesen Eindruck, dass der Durchschnitts-Republikaner dagegen ist, und das stimmt nicht“, urteilte Colin Dueck vom Politikinstitut American Enterprise Institute.

Trump-Nachfolger Biden hat Kevin McCarthys Äußerungen gleichwohl für eine Attacke gegen die Republikaner genutzt. „Diese Typen kapieren es nicht“, sagte der 79-Jährige, dessen Rückhalt in der Bevölkerung im Sinkflug ist. „Es geht um mehr als um die Ukraine. Es geht um Osteuropa, es geht um die Nato.“ Die Republikaner hätten „kein Gespür für amerikanische Außenpolitik“. (PF mit Material der AFP)