Lösung in Russlands „Eingefrorenem“?

Massenproduktion gegen Putin: Ukraine will zwei Millionen Drohnen bauen – doch es fehlt Geld

  • VonPhilipp Bräuner
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Die Kapazitäten für eine Steigerung der Drohnen-Produktion sei da, es fehle nur am Geld, heißt es aus Kiew. Dem könnte aus der EU Abhilfe geschaffen werden.

Kiew - Der Ukraine-Krieg ist vor allem ein Kampf der Drohnen. Fast täglich gibt es Meldungen zerstörerischer Drohnenschwärmen beider Kriegsparteien. Auch die unbemannten Kampfflieger der Ukraine dringen manchmal tief ins russische Territorium ein, teilweise sogar bis nach Moskau.

Ukraine kann angeblich 2 Millionen Drohnen im Jahr produzieren - aber das Geld fehlt

Doch wo Material verbraucht wird, muss neues produziert werden. An Produktionskapazitäten mangele es dabei auf seiner Seite nicht, erklärte der ukrainische Digitalminister Mychailo Fedorow dem Guardian. Das größere Problem sei das fehlende Geld.

Ein ukrainischer Soldat beim Start einer Drohne nahe Saporischschja. Nach Angaben aus Kiew könne das Land deutlich mehr Drohnen produzieren als bisher - allerdings fehle das Geld.

Derzeit gehe er von „mehr als einer Million“ Drohnen aus, die in diesem Jahr allein in der Ukraine produziert würden, sagte Fedorov. Möglich seien allerdings bis zu zwei Millionen. Wie viel Geld dafür fehle, ließ er offen. Dabei sei die Ukraine in der Produktion fast autark. Einige Komponenten müssten allerdings immer von außerhalb der Ukraine dazugekauft werden. Die Ukraine ist militärisch zuletzt immer weiter in Bedrängnis geraten, nicht zuletzt wegen des immer noch von den Republikanern blockierten Hilfspakets der USA.

Geld für Ukraine-Krieg aus eingefrorenem Russland-Geld, schlägt EU-Beauftragter vor

An einer möglichen Linderung von Kiews Geldsorgen arbeitet derweil die EU, zuvorderst von deren Außenbeauftragter Josep Borell. Der hatte am Dienstag (19. März) gefordert, Zinserträge aus den eingefrorenen russischen Geldern zu 90 Prozent in die sogenannte Europäische Friedensfazilität (EFF) zu investieren – ein Instrument, um die angegriffene Ukraine mit Waffen zu unterstützen.

Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich in der Vergangenheit für eine solche Verwendung von eingefrorenen russischen Geldern ausgesprochen. „Es könnte kein stärkeres Symbol und keine bessere Verwendung für dieses Geld geben, als die Ukraine und ganz Europa zu einem sichereren Ort zum Leben zu machen“, sagte sie Ende Februar vor dem Europaparlament.

Ukraine-Krieg reicht jetzt bis nach Moskau: Fotos zeigen den Schaden durch Drohnen-Angriffe

Mehrere Wohngebäude werden geringfügig beschädigt, zwei Menschen leicht verletzt.
Am frühen Dienstagmorgen meldete die russische Hauptstadt verschiedene Drohnenangriffe. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass
Russlands Verteidigungsministerium machte die Ukraine dafür verantwortlich und spricht von „Terror“. Die Führung in Kiew weist die Beschuldigungen zurück.
Russlands Verteidigungsministerium machte die Ukraine dafür verantwortlich und spricht von „Terror“. Die Führung in Kiew weist die Beschuldigungen zurück. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass
Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach einem gemeldeten Drohnenangriff in Moskau, Russland, vor einem Wohnblock.
Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach einem gemeldeten Drohnenangriff in Moskau, Russland, vor einem Wohnblock. © IMAGO/Aleksey Nikolskyi/SNA
„Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt“, hieß es vom russischen Militär.
„Heute Morgen hat das Kiewer Regime einen Terrorakt mit unbemannten Flugkörpern auf Objekte der Stadt Moskau verübt“, hieß es vom russischen Militär.  © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Verteidigungsminister Sergej Schoigu lobte die eigene Flugabwehr. Insgesamt seien acht Drohnen zerstört worden.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu lobte die eigene Flugabwehr. Insgesamt seien acht Drohnen zerstört worden. © Tass/IMAGO/Vitaly Smolnikov
Nach den Drohnen-Angriffen sperrten Sicherheitskräfte die Gegend ab.
Nach den Drohnen-Angriffen sperrten Sicherheitskräfte die Gegend ab. © IMAGO/Denis Bocharov
In sozialen Netzwerken hingegen vermuten viele, dass in Wirklichkeit viel mehr der kleinen Apparate - die optisch etwas wie Mini-Flugzeuge aussehen - auf Moskau zuflogen.
In sozialen Netzwerken hingegen vermuten viele, dass in Wirklichkeit viel mehr der kleinen Apparate - die optisch etwas wie Mini-Flugzeuge aussehen - auf Moskau zuflogen. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist jedoch in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine und nicht auf zivile Objekte.
Seit Wochen schon häufen sich Attacken auch in Russland - meist jedoch in der unmittelbaren Grenzregion zur Ukraine und nicht auf zivile Objekte.  © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Es war aber nicht das erste Mal seit Beginn des Kriegs vor mehr als 15 Monaten, dass Drohnen bis in die Hauptstadt flogen.
Es war aber nicht das erste Mal seit Beginn des Kriegs vor mehr als 15 Monaten, dass Drohnen bis in die Hauptstadt flogen. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Erst Anfang Mai wurden zwei Flugkörper unmittelbar über dem Kreml abgefangen. Das brachte spektakuläre Bilder.
Erst Anfang Mai wurden zwei Flugkörper unmittelbar über dem Kreml abgefangen. Das brachte spektakuläre Bilder. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Damals wurde aus Sicht der Moskauer aber nicht das Dach des eigenen Gebäudes getroffen, sondern der Amtssitz von Präsident Wladimir Putin - und der war zum besagten Zeitpunkt nicht zuhause.
Damals wurde aus Sicht der Moskauer aber nicht das Dach des eigenen Gebäudes getroffen, sondern der Amtssitz von Präsident Wladimir Putin - und der war zum besagten Zeitpunkt nicht zuhause. © IMAGO/Alexander Zemlianichenko Jr/Xinhua
Nun aber ist die Verunsicherung in der Riesenmetropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern groß. Die sozialen Netzwerke quellen über.
Nun aber ist die Verunsicherung in der Riesenmetropole mit mehr als 13 Millionen Einwohnern groß. Die sozialen Netzwerke quellen über. © IMAGO/Vitaly Smolnikov/Tass

Erwartbar ungehalten reagierte derweil Moskau auf diesen Vorstoß seitens der EU. „Das ist eine weitere Äußerung in Richtung Zerstörung der juristischen Grundlagen des europäischen und internationalen Rechts“, kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch Borells Vorschlag gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Besonders für die Europäer werde der Schaden immens ausfallen. (pkb/dpa)

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