Zweitstärkste Kraft
Experte zeigt, warum das „Gift der AfD in der Jugend angekommen“ ist
VonJana Stäbenerschließen
Die Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und Hessen sprechen für sich, findet der Politikberater Johannes Hillje und hat einen Vorschlag für die Union.
Bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen landet die AfD auf dem dritten und zweiten Platz und feierte sich am Sonntag als großer Gewinner. AfD-Chefin Alice Weidel, die letztens durch Aussagen zu ihrer Queerness auffiel, schrieb auf der Plattform X (früher Twitter): „Unsere Rekordergebnisse geben unserer Politik recht!“, und macht klar, dass sie irgendwann mitregieren will.
Die Grünen in Bayern machen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für den Rechtsruck in ihrem Bundesland mitverantwortlich. „Wer das Lied der Rechtspopulisten singt, macht deren Chor nur lauter und stärker“, sagte Spitzenkandidatin Katharina Schulze am Montag, 9. Oktober 2023 in München. Aber stimmt das? BuzzFeed News Deutschland fragt den Politik- und Kommunikationsberater Johannes Hillje, wer Schuld daran ist, dass die AfD bei jungen Menschen so stark ist und was dagegen getan werden kann.
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„Demokratische Parteien überlassen TikTok der AfD, das ist ein Fehler“
„Das Gift der AfD ist in der Jugend angekommen“, sagt Hillje BuzzFeed News Deutschland. Wie die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung letztens zeigte, haben rechtsextreme Einstellungen insbesondere bei jungen Menschen zugenommen und seien bei ihnen mittlerweile „stärker ausgeprägt als bei Älteren“. Das spiegelt sich im Wahlverhalten der jungen Menschen in Bayern und Hessen wider.
„Wahlverhalten wird innerhalb von Familien weitergegeben. Wenn Eltern die AfD wählen, werden auch einige ihrer Kinder als AfD-Wähler nachwachsen“, so der Experte. Die AfD spreche außerdem „systematisch junge Menschen auf TikTok an“, die rechtes Gedankengut befürworten und sei dort die erfolgreichste Partei. „Die Bayern-AfD hat dort knapp 90.000 Follower. Demokratische Parteien überlassen TikTok der AfD, das ist ein Fehler“, sagt Hillje BuzzFeed News Deutschland.
Besonders während der Corona-Pandemie, nach der die Gen Z die unglücklichste Generation war, haben sich junge Menschen von den etablierten Parteien vernachlässigt gefühlt, so Hillje. „Die Union wird vor allem von älteren Menschen gewählt, deshalb richtet sie ihre Wahlstrategien auf diese Zielgruppen aus. Das ist zu kurzsichtig. Schon allein aus Selbstinteresse muss die Union jungen Wählenden ein attraktiveres Angebot machen und ihre Bedürfnisse in den Fokus nehmen.“ Eine These, die auch der Präsident des Bayerischen Jugendrings vertritt und nach dem AfD-Erfolg bei der U18-Wahl Jugendbeauftragte in den Kommunen fordert.
(Mit Material der dpa)
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