Reaktion auf Putin-Ansage
Bekommt Polen Atomwaffen? Polen will ins Nuklear-Programm der Nato
VonMomir Takacschließen
Polen will sich als Reaktion auf die geplante Stationierung russischer Atomsprengköpfe in Belarus dem Nato-Konzept der nuklearen Teilhabe anschließen.
Warschau - Wladimir Putin hatte mit seiner Ankündigung, russische Atomsprengköpfe in Belarus stationieren zu wollen, die Alarmglocken in Polen schrillen lassen. Jetzt ist klar, wie Warschau auf die geplante Stationierung antwortet. Deutschlands Nachbarland will sich innerhalb der Nato stärker an der nuklearen Abschreckung beteiligen.
Am Rande des EU-Gipfels in Brüssel, wo Polen und Ungarn für einen Eklat sorgten, sagte der polnische Premier Mateusz Morawiecki der Nachrichtenagentur PAP, dass sich sein Land dem Nato-Konzept der „nuklearen Teilhabe“ anschließen wolle. Es besagt vereinfacht, dass Nato-Mitglieder, die selbst keine Atomwaffen besitzen, zum Zwecke der nuklearen Abschreckung derartige Waffen auf ihrem Territorium stationieren dürfen und in nuklearpolitische Entscheidungen einbezogen werden.
Lagern im Nato-Land Polen bald Atomwaffen?
„Wir legen nicht die Hände in den Schoß, wenn Wladimir Putin alle möglichen Bedrohungen eskaliert“, sagte Morawiecki angesichts der geplanten Stationierung russischer Atomwaffen in Belarus, das an Polen grenzt. Postiert werden sollen Iskander-Raketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können.
Polen ist wie Deutschland nicht im Besitz eigener Atomwaffen. Innerhalb der Nato sind dies die USA, Großbritannien und Frankreich. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind wiederum die einzige Nation, die dem Verteidigungsbündnis Nuklearwaffen im Rahmen des Programms zur nuklearen Teilhabe zur Verfügung stellen.
Polen entschlossen, Nuklear-Programm der Nato beizutreten
Stationiert sind die Waffen in Deutschland, Belgien, Italien, der Türkei und in den Niederlanden. Auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel sollen noch bis zu 20 Bomben lagern, dazu Tornado-Kampfjets, welche sie im Ernstfall einsetzen können.
Morawiecki betonte, dass die endgültige Entscheidung über Polens Erlaubnis zum Nato-Teilhabeprogramm bei den USA und den anderen Partnern liege, man aber entschlossen sei. „Wir erklären unseren Willen, in dieser Angelegenheit schnell zu handeln“, sagte der Regierungschef laut Polsat News. Zugleich rief er die gesamte Nato dazu auf, sich am Programm zu beteiligen. Wie nah das Land am Ukraine-Krieg dran ist, zeigte sich im vergangenen Jahr, als eine Rakete in Polen einschlug und zwei Menschen tötete. (mt)
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