Alter „unbestreitbarer Fakt“

Obama-Vertrauter sieht Biden chancenlos – und liefert Erklärung für Starrsinn des US-Präsidenten

  • VonKilian Beck
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Obamas ehemaliger Chefberater David Axelrod schreibt Biden für den Kampf ums Präsidentenamt ab. Trump bereitet derweil die Machtübernahme vor.

Washington D.C. – US-Präsident Joe Biden will weiterhin gegen Donald Trump bei der US-Wahl im November antreten. Dafür steht Biden teilweise in der Kritik, denn wegen seines hohen Alters bestehen erhebliche Zweifel an seiner Tauglichkeit für eine zweite Amtszeit – spätestens seit dem vermasselten TV-Duell gegen Trump.

Nun rückt auch noch ein langjähriger Weggefährte von Biden ab: David Axelrod, ehemaliger Chefberater von Ex-US-Präsident Barack Obama, rückte im Sender CNN klar von Biden ab. Der US-Präsident verstehe nicht, „wo er im Rennen gegen Trump steht“, warf Axelrod Biden vor.

Politikberater David Axelrod schreibt US-Präsident Biden im US-Wahlkampf ab.

Warum lassen Biden seine Umfragewerte kalt? Obama-Vertrauter mit Erklärung

Eine Erklärung für Bidens Sturheit lieferte Axelrod direkt mit: Joe Biden habe in seinem Leben „so viel Leid und Misserfolg erlebt“, dass er sich von seinen aktuell desaströsen Umfrageergebnissen nicht beeindrucken lasse, erklärte Axelrod. Bidens Einschätzung, dass es bei der Wahl im November mehr oder weniger um alles geht, sei richtig, so der Obama-Vertraute. Doch „gerade deswegen“, müsse Biden zurücktreten, findet der Obama-Vertraute. Bidens Alter sei ein „unbestreitbarer Fakt des Lebens“, dem er sich stellen müsse, betonte Axelrod.

Biden über Rückzug: Nur der „allmächtige Gott“ kann ihn zum Aufgeben bringen

Bereits vor Bidens schwachen Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump gab es erhebliche Zweifel, dass der 81-Jährige fähig ist, eine zweite Amtszeit als US-Präsident zu bestehen. Seit dem TV-Duell werden nun zunehmend kritische Stimmen aus der Demokratischen Partei laut, die Bidens Rückzug fordern.

Intern sollen die Demokraten ihren Kandidierenden für den Kongress geraten haben, sich notfalls von Biden zu distanzieren, wenn es im Wahlkampf nötig sei. Kurzzeitig waberten sogar Gerüchte über Bidens Rückzug über die Nachrichtenticker. Im Interview mit dem US-Sender ABC schloss Biden seinerseits die Debatte: Nur der „allmächtige Gott“ könne ihn noch davon überzeugen, sich zurückzuziehen, sagte Biden.

Harvard-Politikwissenschaftler: Gewinnt Trump, droht die „Tyrannei der Minderheit“

Die Wahl im November, so beschreiben es die Harvard-Politologen Steven Levitsky und Daniel Ziblat in ihrem aktuellen Buch „Tyrannei der Minderheit“, könnte die letzte demokratische Wahl der Vereinigten Staaten werden. In Trumps Projekt sei angelegt, dass eine Minderheit über die Mehrheit unkontrolliert herrsche. Diese Tendenz sei auch schon seit längerem in die Republikanische Partei eingeschrieben.

Trump vor Gericht: Die wichtigsten Personen beim Prozess in New York

Donald Trump ist der Angeklagte in New York.
Donald Trump ist der Angeklagte in New York. Der ehemalige Präsident der USA ist im Prozess um mutmaßliche Schweigegeldzahlungen in 34 Punkten angeklagt. Vorgeworfen wird ihm dabei nicht die Zahlung von Schweigegeld an sich. Vielmehr soll Trump Geschäftsberichte gefälscht haben, um die Zahlungen geheim zu halten. Damit soll der Kandidat der Republikaner für die US-Wahl 2024 sowohl gegen Steuergesetze wie auch gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen haben. Trump ist der erste Präsident der USA, der sich in einem Strafprozess wiederfindet.  © Pool/Getty Images/afp
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump.
Alvin Bragg ist der Staatsanwalt im Prozess gegen Donald Trump. Mit seinem Team an Ermittlern ist es sein Ziel, nachzuweisen, dass Trump mit den Schweigegeld-Zahlungen versucht haben soll, die öffentliche Meinung vor der US-Wahl 2016 zu beeinflussen. Bragg ist Mitglied der Demokraten und seit 2022 Bezirksstaatsanwalt des Bezirks New York. © Angela Weiss/afp
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche
Verteidigt wird Donald Trump in New York von Todd Blanche. Der ehemalige Staatsanwalt, der seit April 2023 für den Ex-Präsidenten arbeitet, hat beste Beziehungen in das MAGA-Universum. So verteidigte Blanche bereits Igor Furman, ein Mitarbeiter Rudy Giulianis, und Paul Manafort, Trumps ehemaligen Wahlkampfmanager.  © Mark Peterson/Imago
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles.
Unterstützt wird Todd Blanche bei der Verteidigung Donald Trumps von Susan Necheles. Sie gilt als sehr erfahrene Strafverteidigerin, auf deren Dienste unter anderem Donald Trumps Firma, die „Trump Organization“, in der Vergangenheit vertraute. Wenn Necheles nicht gerade den Ex-Präsidenten oder seinen Familienkonzern vertritt, verteidigt sie andere zwielichtige Gestalten aus New York - darunter in der Vergangenheit auch Venero Frank Mangano. Der mittlerweile verstorbene Mafiaboss galt Zeit seines Lebens als hochrangiges Mitglied der „Cosa Nostra“ und Chef der berüchtigten „Genovese-Familie“. © Pool/Getty Images/afp
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan. Geboren wurde er in Kolumbien, aufgewachsen ist er in New York. Dort begann er seine Karriere als Staatsanwalt. Seit 2006 ist er als Richter in der Stadt tätig. Merchan gibt an, kein Mitglied einer politischen Partei in den USA zu sein. Bei der US-Wahl 2020 soll er aber nach Informationen von CNN in drei Fällen kleine Geldbeträge an die Demokraten und ihren damaligen Kandidaten, den heutigen US-Präsidenten Joe Biden, gespendet haben. © Jane Rosenberg/dpa
Der Richter im Fall von Donald Trump in New York heißt Juan Merchan.
Sie brachte den Stein ins Rollen. Stephanie Clifford, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Stormy Daniels. Die Erotikdarstellerin behauptet, im Jahr 2006 eine kurze Affäre mit Donald Trump gehabt zu haben. Kurz vor der US-Wahl 2016 soll Trumps damaliger Anwalt Michael Cohen ihr 130.000 Dollar Schweigegeld gezahlt haben, damit die Affäre nicht ans Licht kommt und Trumps Wahlkampf behindert. Dass Daniels im Prozess gegen Donald Trump aussagen wird, gilt als nahezu sicher. © John Angelillo/Imago
Michael Cohen. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner.
Die Eröffnungsplädoyers im Prozess gegen Donald Trump haben bewiesen, dass Michael Cohen der für beiden Seiten wichtigste Zeuge werden wird. Der ehemalige Anwalt Trumps gilt mittlerweile als einer seiner größten Gegner. Das dürfte auch daran liegen, dass Cohen 2018 in Zusammenhang mit Geschäften, die er für Trump abwickelte, wegen Steuerhinterziehung und Falschaussagen vor dem Kongress zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden war. © Spencer Platt/afp
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer.
Der erste Zeuge im Prozess gegen Donald Trump war David Pecker, ehemaliger Herausgeber des National Enquirer. Pecker stammt wie Trump aus New York. Die beiden verbindet eine Geschäftsbeziehung, die bis in die 1990er Jahre zurückreicht. Vor Gericht bestätigte Pecker, dass er Trump dabei geholfen habe, Geschichten über Affären, die der Ex-Präsident gehabt habe, zu vertuschen. So soll der Zeitungsmann unter anderem in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels als auch an Karen McDougal verweickelt gewesen sein. © Imago
Neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten.
Denn neben Stormy Daniels behauptet auch Karen McDougal, sie habe Schweigegeld von Donald Trump erhalten, um eine neun Monate dauernde Affäre geheim zu halten. Das ehemalige Playmate und spätere Model behauptet, sich zwischen 2006 und 2007 mehrmals mit dem späteren Präsidenten getroffen zu haben. Damit die Geschichte geheim bleibt, soll McDougal 150.000 Dollar erhalten haben. © Imago
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg.
Ein weiterer Zeuge, der im Prozess gegen Donald Trump vor Gericht erwartet wird, ist Allen Weisselberg. Er ist der ehemalige Finanzvorstand der „Trump Organization“ und hat bereits Erfahrungen mit New Yorker Justiz sammeln dürfen: Im Januar 2023 wurde Weisselberg zu einer neunmonatigen Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Laut Michael Cohen soll Weisselberg auch in die Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels verwickelt gewesen sein. © Kena Betancur/afp
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden.
Eine weitere hochkarätige Zeugin im Prozess gegen Donald Trump könnte Hope Hicks werden. Das ehemalige Model steht seit 2012 mit der Familie Trump in Verbindung und arbeitete unter anderem für Donalds Tochter Ivanka Trump. Ab 2015 war sie Pressesprecherin der Wahlkampagne des späteren Präsidenten und blieb in verschiedenen Positionen auch nach Trumps Wahlsieg für ihn tätig. Im Prozess in New York dürfte sie nach ihren Kenntnissen über mutmaßliche Schweigegeldzahlungen im Wahlkampf 2016 befragt werden. © Andrew Harnik/dpa
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus.
Was sagt eigentlich Melania Trump? Die ehemalige First Lady hält sich bislang aus Prozess gegen ihren Mann heraus. Weder begleitet die dritte Ehefrau Trumps ihn zum Gericht in New York, noch hat sie sich bislang zu den Vorwürfen geäußert, ihr Ehemann habe sie mit Playmates und Pornostars betrogen, während sie mit dem gemeinsamen Kind schwanger war. Bislang steht nicht fest, ob Melania Trump als Zeugin geladen wird. Sollte das geschehen, könnte Donalds Ehefrau wohl von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen. © Lynne Sladky/dpa
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump.
Zum Thema vor Gericht in New York wurde auch Barron Trump, der jüngste Sohn Donalds und das einzige Kind von Melania Trump. Der über zwei Meter große Teenager feierte im März 2024 seinen 18. Geburtstag und wird noch dieses Jahr seinen Highschool-Abschluss feiern - womöglich ohne seinen Vater. Dessen Anwälte stellten für ihren Mandanten einen Antrag, dass er am 17. Mai, dem Tag der Abschlussfeier seines Sohnes, dem Gericht fernbleiben könne. Im Anschluss behauptete Trump, Richter Juan Merchan habe ihm das verboten - eine Falschbehauptung. Merchan hatte lediglich gesagt, er sei noch nicht bereit, eine Entscheidung über diesen Antrag zu fällen. Diese hinge vor allem davon ab, wie der Prozess in den kommenden Wochen verlaufen werde. © Damon Higgins/Imago

„Projekt 2025“ – Rechtsradikale Republikaner planen Machtübernahme in den USA

Wie die Tyrannei der Trump-geführten Minderheit konkret aussehen könnte, hat die rechtsradikale Heritage-Stiftung bereits in ein hunderte Seiten umfassendes Manifest gegossen. Das „Projekt 2025“ hat im Kern das Ziel, der Exekutive unter Trump möglichst viel Macht zu verschaffen. Mit dieser Macht wird angestrebt, die US-Gesellschaft nach hetero-patriarchalen und rassistischen Kriterien neu zu ordnen.

Ein Kern dieser Strategie ist die Erwartung, dass eine radikale Mehrheit am Obersten Gerichtshof alle Maßnahmen durchwinkt. Die Richter hierfür schlug die mit der Heritage-Stiftung verbandelte Juristenvereinigung Federalist Society vor.

Auch wenn Biden oder ein anderer Kandidat oder eine Kandidatin die Wahl im November gewinnt, so die Analyse von Levitsky und Ziblatt, bleibt die Demokratie in den USA sehr verletzlich: Das Wahlsystem ermögliche einer Minderheit, den Präsidenten zu wählen, der Senat könne regieren und blockieren und das Oberste Gerichtshof sei im Ernstfall zu mächtig. (kb)

Rubriklistenbild: © IMAGO / USA TODAY Network/MediaPunch; Montag: kb