Geistlicher, Politiker, Israel-Feind

Irans ultrakonservativer Präsident ist tot: Das war Ebrahim Raisi

  • Nail Akkoyun
    VonNail Akkoyun
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  • Laura May
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Irans Präsident Ebrahim Raisi ist tot. Er stand dem geistlichen Oberhaupt Chamenei nahe, galt als ultrakonservativ und Gegner Israels. Ein Überblick.

Teheran – Schwarzer Turban, schwarzer Mantel: Schon an der Kleidung war zu erkennen, dass Ebrahim Raisi nicht nur Politiker, sondern auch Geistlicher war. Der 63-jährige Ultrakonservative war seit Sommer 2021 Präsident des schiitischen Iran.

Am Sonntag suchten zahlreiche Rettungskräfte im Nordwesten des Landes nach Raisi – sein Hubschrauber wurde staatlichen Medien zufolge nach einem „Unfall“ in einer bewaldeten Gebirgsregion der Provinz Ost-Aserbaidschan vermisst. Fernsehbilder zeigten Anhänger, die in Raisis Heimatstadt beteten. Am Montagmorgen bestätigten Staatsmedien dann offiziell: der Präsident ist tot.

Stets ein Hardliner: Raisi war ein vehementer Gegner Israels

Nach seiner Wahl im Juni 2021 hatte Raisi angekündigt, den Kampf gegen Armut und Korruption ins Zentrum seiner Politik zu rücken. Es folgten Jahre starker interner und internationaler Proteste und Spannungen. In den vergangenen Monaten trat Raisi vor allem als vehementer Gegner des iranischen Erzfeindes Israel im Gazakrieg auf. Der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die am 7. Oktober Israel überfallen und damit den Gazakrieg ausgelöst hatte, sicherte er Irans Unterstützung zu, darüber berichtet die dpa.

Am Sonntag, kurz vor dem Verschwinden seines Hubschraubers, betonte er erneut, Palästina sei „das wichtigste Thema der muslimischen Welt“. Erstmals ging der schiitische Iran Mitte April unter Raisis Führung sogar so weit, direkt von seinem Boden aus hunderte Drohnen und Raketen auf Israel abzufeuern – fast alle wurden mithilfe der USA und anderer Verbündeter abgefangen. Die vor dem Gazakrieg erreichte Annäherung des Iran an den langjährigen Rivalen Saudi-Arabien ist vorerst gestoppt.

Der am 19. Mai 2024 verstorbene Präsident des Iran, Ebrahim Raisi, spricht auf diesem Foto zu einer Menschenmenge in Semnan.

Raisis Name ist für Opposition mit Massenhinrichtungen von Marxisten verbunden

Im November 1960 in der heiligen Stadt Maschhad im Nordosten des Iran geboren, machte Raisi im Justizsystem des Landes eine steile Karriere: Mit nur 20 Jahren wurde er Generalstaatsanwalt von Karadsch bei Teheran – kurz nach der islamischen Revolution von 1979.

Für die Exil-Opposition ist sein Name unauslöschlich mit Massenhinrichtungen von Marxisten und anderen Linken im Jahr 1988 verbunden, als Raisi stellvertretender Staatsanwalt des Revolutionsgerichts in Teheran war. Er bestreitet jegliche Verantwortung dafür. Danach war er von 1989 bis 1994 Generalstaatsanwalt in Teheran, dann ab 2004 ein Jahrzehnt lang Vize-Justizchef und schließlich Generalstaatsanwalt des Iran.

Ajatollah Ali Chamenei ernennt Raisi zum Leiter der mächtigen Astan Kods Rasawi-Stiftung

Im Jahr 2016 ernannte das geistliche Oberhaupt des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, dem Raisi nahe stand, ihn zum Leiter der mächtigen Astan Kods Rasawi-Stiftung, zu der ein Imperium aus Firmen, Banken und vielen weiteren Einrichtungen sowie ein enormer Grundbesitz gehören. Drei Jahre später wurde er Justizchef des Landes.

Seit 2019 stand Raisi auf einer Sanktionsliste der USA. Ihm wurden schwere Menschenrechtsverbrechen zur Last gelegt, was von Teheran nachdrücklich zurückgewiesen wird. Raisi, dem wenig Charisma attestiert wird, studierte Theologie und islamisches Recht. In iranischen Medien wurde er schon als möglicher Nachfolger des 85-jährigen geistlichen Führers Ajatollah Chamenei gehandelt. Er gehörte auch dem Expertenrat an, der den geistlichen Führer bestimmt.

Parlament im Iran wir von Konservativen und Ultrakonservativen kontrolliert

Aus der Parlamentswahl im März und Mitte Mai ging Raisi gestärkt hervor – der ersten landesweiten Abstimmung seit den Massenprotesten infolge des Todes der jungen Kurdin Masha Amini. Sie war wegen angeblichen Verstoßes gegen die strikte islamische Kleiderordnung mit der Pflicht zum Tragen eines Kopftuchs in Polizeigewahrsam genommen worden und wenig später im Krankenhaus gestorben.

Raisi hatte sich nach der Parlamentswahl im Frühjahr über „die historische Niederlage für die Feinde des Iran nach den Unruhen“ von 2022 gefreut. Das Parlament, das am 27. Mai seine Arbeit aufnimmt, wird von Konservativen und Ultrakonservativen kontrolliert. Raisi ist mit Dschamileh Alamolhada verheiratet, die an der Schahid-Beheschti-Universität in Teheran Erziehungswissenschaften lehrt. Er war Vater von zwei Töchtern. (lma/nak/dpa)

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