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Bis zu 500 Euro mehr pro Monat: So unterschiedlich sind die Kosten für Kitas in Deutschland
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Sok Eng Lim- Kai Bräunig
Moritz Maier
Bei Kitas herrscht in Deutschland eine große Preisschere. Während die Kita in Frankfurt und Berlin gratis ist, kostet sie in anderen Städten viel Geld.
Berlin – Wer sich in Deutschland um Kinderbetreuung kümmern muss, hat meist viel zu tun. In etlichen Kommunen sind die heiß begehrten Kita-Plätze rar. Was viele Eltern nicht wissen: Die Kosten für Kita-Plätze gehen oft weit auseinander. Wenige Kilometer Entfernung können ausschlaggebend sein, ob jeden Monat hunderte Euro für den Betreuungsplatz fällig werden – oder aber kein Cent. Unsere Karte zeigt, wie unterschiedlich die Gebühren für Kitas in Deutschland ausfallen.
Kita-Gebühren in Deutschland gleichen Flickenteppich
Wie viel Geld Eltern für einen Kita-Platz bezahlen müssen, entscheiden Länder und Kommunen für sich, eine bundesweite Regelung gibt es nicht. Entsprechend ähnelt die visualisierte Kostenübersicht über die deutschen Städte einem Flickenteppich.
In einer umfangreichen Analyse hat das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) die Kita-Gebühren aller deutschen Großstädte erfasst. In der Grafik unserer Redaktion liegt der Fokus der IW-Analyse auf den ein- bis dreijährigen Kindern. Die Kosten innerhalb derselben Stadt und Kita hängen vom Alter und Anzahl der Kinder, dem Einkommen der Familie und dem Betreuungsumfang ab.
Willkür bei den Kosten: Eltern müssen unterschiedlich viel für Kita zahlen
Viel willkürlicher für den Geldbeutel wirkt jedoch der Faktor Wohnort, in dem das Kind betreut wird. So kostet die Betreuung eines zweijährigen Einzelkindes (bei Geschwistern gibt es in manchen Einrichtungen Rabatt) in einer kommunalen Heilbronner Kita im Monat 493 Euro. Auf ein Jahr gerechnet beträgt die Kita Rechnung damit knapp 6000 Euro.
Wenn das zweijährige Einzelkind dagegen in Frankfurt, Berlin oder Rostock einen Kita-Platz bekommt, liegen die Kosten bei null. Dort haben die Verwaltungen eine kostenfreie Kita für alle eingeführt. Auch in München müssen Eltern erst ab einem mittleren Brutto-Jahreseinkommen von über 50.000 Euro Kita-Gebühren bezahlen.
Experte fordert einheitliche Kita-Regelung für Chancengleichheit der Kinder
Skurril wird es bei der Betrachtung weniger Kilometer entfernter, aber in unterschiedlichen Bundesländern gelegener Orte. So liegt die monatliche Rechnung für die Betreuung eines Zweijährigen in einer kommunalen Kita in Mannheim bei 399 Euro und in der direkt daneben gelegenen Stadt Ludwigshafen bei null Euro. Ein paar hundert Meter Luftlinie und der Rhein zwischen zwei Häusern können also eine Menge Geld ausmachen.
Dass die Kosten für die Kinderbetreuung so unterschiedlich sind, stört viele Expertinnen und Experten, auch den IW-Ökonom Wido Geis-Thöne. „Im Sinne einer Chancengleichheit wäre der Besuch von Kitas idealerweise bundesweit einheitlich geregelt und für alle Kinder in den letzten Jahren vor der Einschulung kostenlos“, sagt der Studienautor. Er ergänzt jedoch, dass das wegen der angespannten Haushaltslage vieler Länder und Kommunen nicht möglich sei. Trotzdem müssten hohe Kita-Gebühren vermieden werden, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht zu erschweren, so Geis-Thöne.
Bildung in Deutschland ist kostenlos – oder?
Von teuren Kitas hält auch SPD-Politikerin Leni Breymaier nichts. Die Sozialdemokratin ist Obfrau und Sprecherin der SPD im Familienausschuss des Bundestags und plädiert mit ihrer Partei bereits seit langem für gebührenfreie Kitas. „Für uns gilt: Frühkindliche Bildung ist Bildung – und die ist kostenfrei.“ Breymaier spricht sich gegenüber IPPEN.MEDIA für die Stärkung der außerhäuslichen frühkindlichen Bildung, unabhängig vom jeweiligen Geldbeutel, aus. „Die Kita-Gebühren unterscheiden sich innerhalb Deutschlands leider immer noch erheblich. Das liegt nicht immer an finanzieller Leistungsfähigkeit, sondern oft auch am politischen Willen der Verantwortlichen, an der Priorisierung vor Ort.“
Die Sozialdemokratin verweist auf die bundesweit geltende Regel, „dass bedürftige Familien bereits heute keine Gebühren mehr zahlen müssen“. Für eine vollständige Gebührenfreiheit aller müssten jedoch Städte und Kommunen mitziehen. Breymaier sieht im von ihrer eigenen Ampel-Koalition 2023 eingeführten Kita-Qualitätsgesetz eine verpasste Chance, den Ländern das Geld für gebührenfreie Kitas aus Bundesmitteln zu geben.
CDU: Kita-Kosten bereits gerechter verteilt als früher
„Wir hatten im Gute-Kita-Gesetz vereinbart, dass die Länder das Geld vom Bund auch für Gebührenfreiheit oder Senkungen nehmen dürfen. Der Aspekt findet sich, ich sage ausdrücklich leider, im Kita-Qualitätsgesetz so nicht wieder.“ Die SPD-Politikerin fordert mehr Mittel für die Kinderbetreuung. „Eltern müssen sich hier auf den Staat verlassen können und es ist den Eltern herzlich egal, welche staatliche Ebene dafür zuständig ist.“
Dass die Kosten für die Kinderbetreuung schon fairer als noch früher verteilt sind, findet indes Silvia Breher, familienpolitische Sprecherin der CDU/CSU im Bundestag. „Die Kita-Beiträge sind bereits gerechter geregelt. Dafür haben wir als Union gemeinsam in den Bundesländern in der letzten Legislaturperiode Sorge getragen. Eltern, die nichts oder nur wenig verdienen, müssen keine Kita-Beiträge bezahlen. Das ist unabhängig davon, ob sie in München oder in Hamburg leben.“
Wird künftig zu wenig in Kita-Infrastruktur investiert?
Trotzdem sieht Breher – ähnlich wie ihre SPD-Kollegin Breymaier – „noch immer Defizite in der Kitaqualität“. „Wir haben noch immer fehlende Kitaplätze und wir haben einen eklatanten Personalmangel“, sagt die CDU-Politikerin IPPEN.MEDIA. Breher kritisiert die Ampel-Politik scharf. „Statt weiterer und neuer Investitionen verzeichnen wir in der Familienpolitik einen Komplettstillstand; wichtige Bundesprogramme, wie die Fachkräfteoffensive, ein weiteres Investitionsprogramm für den Kita-Ausbau oder auch das Bundesprogramm Sprach-Kitas werden gestoppt beziehungsweise nicht weitergeführt.“
Rubriklistenbild: © Heiko Rebsch/dpa


