Bundestagswahl 2025

AfD-Hochburgen nicht nur im Osten: Wo die rechte Partei nach der Bundestagswahl besonders stark ist

Wo die AfD ihre Hochburgen hat, wie sich die Parteien in Hessen geschlagen haben: die überraschendsten Erkenntnisse zur Bundestagswahl.

AfD im Osten weiter auf dem Vormarsch – im Westen kein Direktmandat nach der Bundestagswahl

Ostdeutschland war auch bei dieser Bundestagswahl eine sichere Bank für die AfD. Mit Ausnahme von Leipzig, Erfurt, Potsdam und elf von zwölf Berliner Wahlkreisen gingen überall im Osten die meisten Erststimmen an Kandidaten der in Teilen rechtsextremen Partei. Bei den Zweitstimmen konnte die AfD auch Erfurt für sich entscheiden. Fest in AfD-Hand ist der Osten der Republik vor allem im äußersten östlichen Zipfel Deutschlands. In drei Wahlkreisen in Grenznähe erreichte die Partei jeweils fast 50 Prozent der Erststimmen. Bautzen I (48,3 Prozent), Görlitz (48,9 Prozent) und – Spitzenreiter – Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (49,1 Prozent) sind die AfD-Hochburgen.

Ganz anders ist das Bild im Westen des Landes. Dort holte sich kein einziger AfD-Kandidat ein Direktmandat. Auch in der Stadt Pforzheim in Baden-Württemberg, wo die AfD seit der Kommunalwahl 2024 die stärkste politische Kraft ist, hat es nicht geklappt für die Rechten – Beobachter hatten erwartet, dass die Partei hier ihr ersten westdeutsches Direktmandat holen könnte. Stattdessen gewann Gunther Krichbaum von der CDU mit 37,1 Prozent den Wahlkreis. In Gelsenkirchen (24,7 Prozent, plus 11,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021) und Kaiserslautern (25,9 Prozent, plus 13,5 Prozent) wurde die AfD allerdings stärkste Partei bei den Zweitstimmen.

In Hessen holte sich die AfD 17,8 Prozent der Zweitstimmen, ein Plus von 9,0 Prozentpunkten. Am besten schnitt die Partei im Wahlkreis Main-Kinzig – Wetterau II – Schotten (24,8 Prozent) ab, gefolgt von Schwalm-Eder (23,7 Prozent) und Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg (23,2 Prozent). Das schlechteste Hessen-Ergebnis erzielte die AfD in Frankfurt am Main II (9,3 Prozent).

Mission Silberlocke scheitert – Linke triumphiert dennoch bei der Bundestagswahl

„Mission Silberlocke“: Unter diesem durchaus selbstironischen Slogan wollten drei Veteranen der Linken verhindern, dass die Partei aus dem Bundestag fliegt. Weil die Linke lange Zeit in den Umfragen unter der magischen Grenze von fünf Prozent lag, sollten Gregor Gysi (Wahlkreis Berlin-Treptow – Köpenick), Dietmar Bartsch (Rostock – Landkreis Rostock II) und Bodo Ramelow (Erfurt – Weimar – Weimarer Land II) je ein Direktmandat für ihre Partei holen. Denn mit drei Direktmandaten kommt eine Partei auch dann in Fraktionsstärke in den Bundestag, wenn sie weniger als fünf Prozent der Zweitstimmen holt.

Am Ende siegten zwar nur Gysi (41,8 Prozent) und Ramelow (36,8 Prozent) in ihren jeweiligen Wahlkreisen, Bartsch unterlag dem Kandidaten der AfD. Im nächsten Bundestag ist die Linke dennoch, schließlich gelang ihr mit 8,8 Prozent der Zweitstimmen eine beeindruckende Aufholjagd.

Freie Wähler: Nach Bundestagswahl nicht im Bundestag

Ein ähnliches Manöver wie die Linke hatten auch die Freien Wähler im Sinn. Mindestens drei Direktmandate wollte die Partei holen, um in den Bundestag zu kommen. Anders als bei der Linken aber war das kein Plan B, sondern die einzig halbwegs realistische Option. Aufgegangen ist der Plan indes nicht, nicht einmal Parteichef Hubert Aiwanger gewann seinen Wahlkreis. Auch landeten die Freien Wähler mit einem bundesweiten Zweitstimmenergebnis von 1,5 Prozent deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde, und sogar im Stammland Bayern reichte es nur für 4,3 Prozent.

Tino Chrupalla und Alice Weidel nach der Bundestagswahl: Die AfD befindet sich im Aufwind.

Hessen nach der Bundestagswahl: Schwarz statt Rot

Bei der vergangenen Bundestagswahl war Rot die dominierende Farbe auf der politischen Landkarte Hessens. Von den 22 hessischen Wahlkreisen gingen 14 an Direktkandidatinnen und -kandidaten der SPD, nur sieben an die CDU und einer (Frankfurt am Main II) an den Grünen Omid Nouripour. Dieses Mal dominiert Schwarz: Die CDU sicherte sich in 20 Wahlkreisen das Direktmandat, wobei allerdings fünf dieser Wahlkreise aufgrund fehlender Zweitstimmenanteile keinen Kandidaten in den Bundestag entsenden können. Die SPD sicherte sich lediglich zwei Wahlkreise (Kassel und Marburg), im Wahlkreis Frankfurt am Main II unterlagen die Grünen denkbar knapp der CDU.

Nicht nur in Hessen: Viele Wahlkreise nach Bundestagswahl ohne Direktkandidat

In Hessen bleiben also fünf Wahlkreise ohne Direktkandidaten. Bundesweit sind vorläufigen Zahlen zufolge 23 der 299 Wahlkreise von der Neuregelung im neuen Wahlrecht betroffen. Der Grund: Um ein Aufblähen des Parlaments zu verhindern, bekommt nicht mehr automatisch jeder Wahlkreis auch einen Direktkandidaten im Bundestag – zumindest dann nicht, wenn die Partei des Wahlsiegers nicht über genügend Zweitstimmen verfügt.

Bundeskanzler Olaf Scholz triumphiert bei Bundestagswahl – allerdings nur als Direktkandidat

Im Wahlkreis Potsdam – Potsdam-Mittelmark II und Teltow-Fläming II ist die Promi-Dichte besonders hoch: Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) tritt hier auch Annalena Baerbock (Grüne) als Direktkandidatin an. Und auch wenn Scholz mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr lange Bundeskanzler bleibt: Sein Direktmandat konnte er verteidigen – wenn auch mit 21,8 Prozent denkbar knapp hinter den Kandidaten von CDU (20,6 Prozent) und AfD (19,0 Prozent). Baerbock holte nur 15,9 Prozent der Zweitstimmen. Scholz hatte zuvor angekündigt, sein Bundestagsmandat bis zum Ende der kommenden Legislatur auszufüllen.

Rubriklistenbild: © Carsten Koall/dpa/picture alliance