Drohungen in sozialen Netzwerken

Krieg in Israel: Angst vor Gewalt nimmt zu - Schutz für jüdische Einrichtungen wird nochmals erhöht

  • Christian Stör
    VonChristian Stör
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Die Hamas ruft weltweit zu Aktionen und Unterstützung auf. Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland will sich nicht unterkriegen lassen. 

Berlin/Gaza – Auf der ganzen Welt wächst die Sorge vor Gewalt und Antisemitismus. Auch in Deutschland werden die Sicherheitsmaßnahmen vor jüdischen Einrichtungen nochmals deutlich verstärkt. „Sowohl von staatlicher als auch von jüdischer Seite wird alles Mögliche unternommen, um die Sicherheit zu gewährleisten“, teilte der Zentralrat in Berlin mit und dankte den Sicherheitsbehörden von Bund und Land ausdrücklich.

„Es besteht eine abstrakt erhöhte Gefährdungslage“, erklärte der Zentralrat. „Wir sind im ständigen Austausch mit den Sicherheitsbehörden, die die Sicherheitslage für Juden in Deutschland sehr ernst nehmen.“ In sozialen Netzwerken kursierten Aufforderungen zu Gewalt gegen jüdische Einrichtungen für den Freitag (13. Oktober), hieß es weiter. Die Drohungen seien nicht verifiziert, dennoch bestehe die Gefahr von Trittbrettfahrern und Einzeltätern.

Mitglieder des Netzwerks Samidoun hatten schon wenige Stunden nach dem Blutbad in Israel für Entrüstung gesorgt, weil sie zu Ehren der Hamas Süßigkeiten auf der Sonnenallee im Berliner Bezirk Neukölln verteilten.

Krieg in Israel: Hamas ruft Muslime weltweit zu Aktionen auf

Hintergrund ist der Großangriff der Terrormiliz Hamas und der damit verbundene Krieg in Israel. Für diesen Freitag hat die Hamas Muslime weltweit zu Aktionen und Unterstützung aufgerufen. „Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist stark, ist standhaft und wehrhaft. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Und wir stehen zusammen“, erklärte der Zentralrat.

Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft hat noch einmal zum Schutz und zur Verteidigung jüdischen Lebens aufgerufen. Die Polizei müsse die Sicherheit für jüdische Einrichtungen am Freitag maximal erhöhen, forderte die Gesellschaft. Der Vorsitzende Volker Beck erklärte: „Der Versuch der Hamas, den Konflikt am Freitag zu globalisieren, ist alarmierend.“ Nun sei die Polizei gefragt.

Der Versuch der Hamas, den Konflikt am Freitag zu globalisieren, ist alarmierend.

Volker Beck, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft

Muslimische Organisationen rief Beck zum Widerspruch auf: „Wo sind die Verbände, wenn sich der Judenhass auf unseren Straßen Raum nimmt? Warum stellen sie sich dem nicht entgegen? Wo waren sie in Duisburg oder Neukölln?“ Auch die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sollten sich mit Israel und Jüdinnen und Juden solidarisieren. „Am Freitagabend ist ein guter Zeitpunkt dafür: Vor der Synagoge in Ihrer Stadt!“

Viele jüdische Gemeindemitglieder haben Angst nach Hamas-Angriff auf Israel

Auch der Sport bleibt von der Politik nicht verschont. So rief der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland unter dem Eindruck des Hamas-Angriffs seine Ortsvereine auf, besonders wachsam zu sein, Sportler und Sportlerinnen zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden. Ein Verein zog bereits Konsequenzen: Der Berliner Fußball-Club TuS Makkabi hat seinen Spiel- und Trainingsbetrieb zunächst eingestellt.

Felix Schotland vom Vorstand der Synagogengemeinde Köln machte unterdessen deutlich, wie die Stimmung derzeit ist. „Viele Gemeindemitglieder rufen uns an und haben Angst, wie es weitergehen soll“, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Das Sicherheitsgefühl sei durch den erhöhten zwar leicht verbessert worden, dennoch entstehe durch die Bilder aus Israel sowie Demonstrationen in Deutschland ein unsicheres Gesamtkonstrukt. Und er betonte: „Es muss ein Zeichen gezeigt werden, dass gewisse Organisationen verboten werden.“

Bilder zeigen, wie der Krieg in Israel das Land verändert

Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Am 7. Oktober 2023 feuern militante Palästinenser aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel ab. Die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas, die von Israel, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird, hatte den Beginn einer „Militäroperation“ gegen Israel verkündet. © Hatem Moussa/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen ist Rauch aus einem Wohnhaus zu sehen.  © Ilia Yefimovich/ dpa
Israelischer Soldat mit Hund im Israel Krieg
Ein israelischer Soldat geht mit seinem Hund zwischen Autos in Deckung.  © Ohad Zwigenberg/ dpa
Israelische Polizisten evakuieren Frau und Kind im Israel Krieg
Israelische Polizisten evakuieren eine Frau und ein Kind von einem Ort, der von einer aus dem Gazastreifen abgefeuerten Rakete getroffen wurde. © Tsafrir Abayov/ dpa
Militante Palästinenser fahren im Israel Krieg mit einem Pickup, auf dem womöglich eine entführte deutsch-israelische Frau zu sehen ist.
Militante Palästinenser fahren mit einem Pickup, auf dem möglicherweise eine deutsch-israelische Frau zu sehen ist, in den Gazastreifen zurück. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, ihre Mitglieder hätten einige Israelis in den Gazastreifen entführt. © Ali Mahmud/ dpa
Massive Raketenangriffe aus Gazastreifen auf Israel
Angehörige der Feuerwehr versuchen, nach einem Raketenangriff aus dem Gazastreifen das Feuer auf Autos zu löschen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Menschen suchen in Trümmern nach Überlebenden nach massive Raketenangriffen aus Gazastreifen auf Israel.
Menschen suchen zwischen den Trümmern eines bei einem israelischen Luftangriff zerstörten Hauses nach Überlebenden.  © Omar Ashtawy/ dpa
Verlassene Stätte des Festivals Supernova nach dem Angriff der Hamas
Bei dem Rave-Musikfestivals Supernova im israelischen Kibbuz Re’im sterben rund 270 Besucher:innen. So sieht die verlassene Stätte nach dem Angriff aus.  © JACK GUEZ / AFP
Feiernde Palästinenser nach Angriff der Hamas auf Israel
Palästinenserinnen und Palästinenser feiern in Nablus nach der großen Militäroperation, die die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Flügel der Hamas, gegen Israel gestartet haben.  © Ayman Nobani/ dpa
Hamas-Großangriff auf Israel - Gaza-Stadt
Das israelische Militär entgegnete mit dem Beschuss von Zielen der Hamas im Gazastreifen. Nach einem Angriff steigen bei einem Hochhaus in Gaza Rauch und Flammen auf. © Bashar Taleb/ dpa
Mann weint in Gaza bei Israel Krieg
Ein Mann umarmt einen Familienangehörigen im palästinensischen Gebiet und weint.  © Saher Alghorra/ dpa
Israelischer Soldat im Israel Krieg steht neben Frau
Am 8. Oktober beziehen israelische Soldaten Stellung in der Nähe einer Polizeistation, die am Tag zuvor von Hamas-Kämpfern überrannt wurde. Israelische Einsatzkräfte haben dort nach einem Medienbericht bei Gefechten in der an den Gazastreifen grenzenden Stadt Sderot mehrere mutmaßliche Hamas-Angehörige getötet. © Ilan Assayag/ dpa
Nach Hamas Großangriff - Sa'ad
Israelische Streitkräfte patrouillieren in Gebieten entlang der Grenze zwischen Israel und Gaza, während die Kämpfe zwischen israelischen Truppen und islamistischen Hamas-Kämpfern weitergehen. © Ilia Yefimovich/ dpa
Palästinensisches Kind in einer Schule, die im Israel Krieg als Schutz dient
Ein palästinensisches Kind steht auf dem Balkon einer Schule, die von den Vereinten Nationen betrieben wird und während des Konfliktes als Schutzort dient.  © Mohammed Talatene/ dpa

Bundesregierung geht mit Verboten gegen Hamas und ihre Verbündeten vor

Kanzler Olaf Scholz folgte dem Aufruf und kündigte im Bundestag ein Betätigungsverbot für die Hamas in Deutschland an. Zudem werde der palästinensische Verein Samidoun verboten, dessen Mitglieder nach dem Angriff auf Israel „brutalste Terrorakte auf offener Straße“ gefeiert hätten. Die Hamas, die von den USA und der Europäischen Union als Terrororganisation eingestuft wird, ist in Deutschland nicht verboten, weil sie keine Vereinsstruktur unterhält. Dafür kann ein Betätigungsverbot ausgesprochen werden.

„Hass und Hetze nehmen wir nicht tatenlos hin. Antisemitismus dulden wir nicht“, sagte Scholz in einer Regierungserklärung. „Wer die Verbrechen der Hamas verherrlicht oder ihre Symbole verwendet, macht sich in Deutschland strafbar.“ Dasselbe gelte für das Verbrennen israelischer Flaggen oder die Unterstützung der Hamas. (cs)

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