Opferzahlen
Hohe Verluste im Israel-Krieg: Mehr als 4000 Kinder gestorben
- VonLisa Mariella Löwschließen
Mehr als 10.000 Menschen haben im Israel-Krieg bereits ihr Leben verloren. Mehr als 40 Prozent von ihnen waren noch nicht mal 18 Jahre alt.
Gaza – Dass im Israel-Krieg viele Zivilisten getötet werden, ist traurige Wahrheit. Die neuesten Opferzahlen machen jedoch fassungslos: Seit dem 7. Oktober seien mehr als 4000 Menschen getötet worden – mehr als 40 Prozent der Todesopfer in Gaza seien Kinder unter 18 Jahren, wie CNN berichtet. Die Zahl der getöteten Kinder liegt bereits jetzt weit über der des Ukraine-Kriegs.
Auf israelischer Seite wurden seit dem Angriff der Hamas mehr als 1400 Israelis getötet und mehr als 240 als Geiseln genommen, wie das Gesundheitsministerium in Ramallah angibt. Als Reaktion darauf sollen bei den Gegenangriffen Israels bislang mehr als zehntausend Palästinenser im Gazastreifen getötet worden sein. Diese Zahlen stammen von der sogenannten Gesundheitsbehörde Gazas, die sich vollständig unter der Kontrolle der Terrormiliz Hamas befindet. Unabhängig prüfen lassen sich deren Angaben nicht. Fest steht wohl nur, dass im letzten Monat in Gaza mehr Menschen getötet wurden als in den letzten 15 Jahren des Nahostkonflikts.
Krieg in Israel: Fast die Hälfte der Palästinenser in Gaza sind Kinder
Gaza hat eine der jüngsten Bevölkerungen der Welt: 47 Prozent der Menschen sind unter 18 Jahren. Entsprechend hoch dürfte die Zahl der getöteten Kinder im Gazastreifen sein. Meldungen gibt es von über 4.000 minderjährigen Opfern. Die UN berichtet, dass bis zum 5. November etwa 1270 Kinder als vermisst gemeldet wurden und möglicherweise noch immer unter Trümmern eingeschlossen sind.
Sollten die Zahlen aus dem Gaza-Streifen realistisch sein, würde die Zahl der seit Beginn des Israel-Krieges getöteten Kinder nach Angaben der UN die Zahl der in den letzten vier Jahren weltweit jährlich in bewaffneten Konflikten getöteten Kinder sogar überschreiten. Zum Vergleich: Im laufenden Ukraine-Krieg starben im Jahr 2022 477 Kinder, wie aus Berichten des UN-Hochkommissars für Menschenrechte hervorgeht.
Seit Angriff der Hamas: Fast 200 Angriffe Israels auf Gaza
Im dicht besiedelten Gazastreifen, in dem mehr als zwei Millionen Menschen leben, haben Luftangriffe laut UN-Angaben etwa 1,5 Millionen Menschen – zwei Drittel der Bevölkerung – zur Flucht gezwungen. Krankenhäuser, Notunterkünfte, Schulen und Flüchtlingslager sind überlastet. Ein Mangel an Strom, Treibstoff, Nahrungsmitteln und sauberem Wasser führt zu einer humanitären Krise, warnt die UN. Am 31. Oktober hinterließ ein israelischer Luftangriff auf die Kommandeure und die Infrastruktur der Hamas im größten Flüchtlingslager Gazas, Jabalya, katastrophale Schäden und tötete viele Unschuldige.
Nach Angaben der WHO kam es in der Ukraine im März und April 2022, den ersten vollen Monaten nach dem russischen Angriff auf das Land, zu fast 600 Angriffen auf das Gesundheitswesen. Im Vergleich dazu gab es seit dem 7. Oktober mehr als 200 solcher Angriffe in den besetzten palästinensischen Gebieten, aber weit mehr Menschen starben.
Todesopfer in Gaza: Israels Attacken treffen auch Krankenhäuser
- Todesopfer im Israel-Palästina-Konflikt in den vergangenen 15 Jahren
- 2008: 899 Tote
- 2009: 1.066 Tote
- 2010: 95 Tote
- 2011: 124 Tote
- 2012: 260 Tote
- 2013: 39 Tote
- 2014: 2.329 Tote
- 2015: 174 Tote
- 2016: 109 Tote
- 2017: 77 Tote
- 2018: 300 Tote
- 2019: 138 Tote
- 2020: 30 Tote
- 2021: 349 Tote
- 2022: 191 Tote
- 2023 (bisher): mehr als 11.705 Tote
Auch Sanitäter und Krankenhäuser bleiben vom Kriegsgeschehen in Gaza nicht verschont: Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah berichtete, dass 192 Rettungskräfte getötet und 113 Gesundheitseinrichtungen getroffen wurden. Nach Angaben der UN seien seit dem 6. November 14 Krankenhäuser und 51 primäre Gesundheitszentren aufgrund von Schäden durch Luftangriffe oder Treibstoffmangel außer Betrieb.
Viele Journalisten und Medienschaffende seien im Israel-Krieg ebenfalls bereits ums Leben gekommen: Das Komitee zum Schutz von Journalisten hat seit dem 7. Oktober 37 Todesfälle von Journalisten und Medienschaffenden in den besetzten palästinensischen Gebieten registriert. Damit ist dies der tödlichste Zeitraum für Journalisten, die über Konflikte berichten, seit Beginn der Datenerfassung 1992. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 wurden in der Ukraine 13 Journalisten getötet. (Lisa Mariella Löw)
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