iran Verteidigungsminister Mohammad-Reza Gharaei Ashtiani  Treffen Amtskollegen Sergej Schoigu
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Der iranische Verteidigungsminister Mohammad-Reza Gharaei Ashtiani im September 2023 bei einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu (Archivbild).

Krieg in Israel

Iran droht Israel und USA mit Eskalation – doch vermeidet direkten Konflikt

  • VonBettina Menzel
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Die USA versuchten Israel von einer Feuerpause im Gazastreifen zu überzeugen – bislang ohne Erfolg. Nun droht Iran mit Konsequenzen und einer möglichen Eskalation.

Gaza – Die USA hatten im Krieg in Israel vergeblich zu einer humanitären Feuerpause aufgerufen. Ohne eine Freilassung der von der radikalislamischen Hamas verschleppten Geiseln lehne sein Land eine „vorübergehende Feuerpause“ ab, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Freitag. Der Iran warnte die USA nun vor Konsequenzen, sollten die Kämpfe im Gazastreifen nicht sofort eingestellt werden. Eine direkte Einmischung in den militärischen Konflikt vermeidet Teheran aber bislang.

Krieg in Israel: Iran droht den USA mit Konsequenzen, wenn es keine Feuerpause gibt

Nach dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober mit 1400 Toten und mindestens 230 Geiseln hatten die USA das Selbstverteidigungsrecht Israels betont und militärische Unterstützung angeboten. Zudem verlegte die größte Militärmacht der Welt mehrere Kriegsschiffe sowie Truppen in die Region. Aus Sicht Teherans sind die USA militärisch am Nahost-Konflikt beteiligt.

Am Sonntag ging deshalb erneut eine Warnung an Washington: „Unser Rat an die Amerikaner ist, den Gaza-Krieg umgehend zu stoppen und eine Feuerpause durchzusetzen“, sagte Außenminister Mohammad-Reza Ashtiani einem Bericht der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim zufolge. „Andernfalls werden sie schwer getroffen werden.“ Das Regime des Iran hatte Israel zuvor bereits mehrfach vor einer möglichen Eskalation gewarnt, sollten die Angriffe auf den Gazastreifen weitergehen.

Iran wendet sich auch an Frankreich und Großbritannien: „Eure Schädel sind in Sicht“

Doch offenbar stehen nicht nur die USA im Fokus. Am Samstag hatte der Iran eine Resolution verabschiedet, die sich nicht nur an die Regierung in Washington, sondern auch an Großbritannien und Frankreich richtete. „Unsere Waffen sind unruhig und eure Schädel sind in Sicht“, lautete der wohl deutlichste Abschnitt laut Iran International. Die Achse des Widerstandes beschränke sich nicht auf Gaza und Palästina, hieß es in der Resolution weiter. „Wenn die Bombardierung und das barbarische Abschlachten der unterdrückten Bevölkerung von Gaza nicht aufhört, sollten sie kein Szenario für unwahrscheinlich halten.“ Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Resolution war nicht zufällig gewählt: Es war der 44. Jahrestag der Erstürmung der US-Botschaft in Teheran.

Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei hatte zuvor laut Iran International gesagt, dass „‚Tod für Amerika‘ nicht nur ein Slogan, sondern eine Politik“ sei. Eine direkte Einmischung in den Konflikt vermied Teheran bislang jedoch. Die harte Rhetorik könne ein Versuch sein, das Ausbleiben einer direkten Unterstützung der Hamas auszugleichen, vermuteten Politikbeobachter.

Der Ton verschärfte sich am Sonntag indes nochmals. Nach dem Tod mehrerer Zivilisten infolge eines israelischen Luftangriffs kündigten der Libanon und die schiitische Hisbollah-Miliz ebenfalls Konsequenzen an. Seit Beginn des Israel-Krieges wird befürchtet, dass die Hisbollah in den Konflikt eingreift und damit eine neue Front im Norden eröffnet.

Britischer Außenminister ruft Iran auf, Eskalation des Nahost-Konflikts zu verhindern

Der Iran solle seinen Einfluss auf Gruppen in der Nahost-Region nutzen, um eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas zu verhindern, hatte der britische Außenminister James Cleverly noch am Freitag gefordert. Der Minister habe mit seinem iranischen Amtskollegen Hossein Amir-Abdollahian darüber gesprochen, hieß es vonseiten des Außenministeriums in London. Iran trage Verantwortung für die Handlungen von Gruppen wie der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz, habe Cleverly in dem Gespräch betont.

Die Führung in Teheran gilt als Geldgeber dieser Terrororganisationen. Laut Angaben des US-Außenministeriums aus dem Jahr 2020 zahlte der Iran über den Zeitraum von vier Jahren 200 Millionen US-Dollar an die Hamas. Die iranische Regierung hatte den terroristischen Überfall der Hamas auf Israel als „Erfolg“ bezeichnet, jegliche Beteiligung daran aber zurückgewiesen. Im Juni hatte der Iran die Hyperschallrakete „Fattah“ vorgestellt, die auch mit Atomsprengköpfen ausgestattet werden kann und eine Reichweite von 1.400 Kilometern hat (bme mit dpa).

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