Internationaler Schiffsverkehr
Erneut Attacke mit Raketen: US-Zerstörer wehrt Huthi-Angriff im Roten Meer ab
VonErkan Pehlivanschließen
Huthi-Rebellen greifen vor der Küste Jemens einen Tanker an. Die USA wollen deswegen ein Marine-Bündnis schmieden, das den Schiffsverkehr schützt.
Sanaa – Ein Zerstörer der US-Marine hat im Roten Meer auf einen Notruf eines Tankers reagiert, der nach US-amerikanischen Angaben von den jemenitischen Huthi-Rebellen angegriffen worden sein soll. Das zuständige Regionalkommando des US-Militärs teilte auf der Online-Plattform X mit, dass Kräfte der Huthis versucht hätten, an Bord des Tankers zu gelangen. Der Versuch sei jedoch gescheitert. Daraufhin seien zwei Raketen aus Gebieten im Jemen, die von den Huthis kontrolliert werden, auf den Tanker „Ardmore Encounter“ abgefeuert worden. Beide hätten ihr Ziel verfehlt.
Außerdem sei eine Drohne abgeschossen worden, die aus einem von Huthi-Rebellen kontrollierten Gebiet im Jemen gestartet worden sein soll, hieß es weiter. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben. Die Huthis haben sich bisher nicht geäußert.
Huthi-Rebellen greifen seit Ausbruch des Israel-Gaza-Kriegs immer mehr Schiffe an
Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen greifen Israel seit Ausbruch des Israel-Gaza-Kriegs immer wieder mit Drohnen und Raketen an. Zuletzt hatten sie gedroht, künftig Schiffe jeglicher Nationalität auf dem Weg nach Israel an der Durchfahrt im Roten Meer zu hindern. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Alle anderen würden zum „legitimen Zielen unserer Streitkräfte“, hieß es von den Rebellen.
Die Huthis hatten zuvor bereits mehrfach Schiffe im Roten Meer attackiert. Erst am Dienstag hatten Huthi-Rebellen einen Tanker im Roten Meer angegriffen. Der norwegische Öl- und Chemikalientanker „Strinda“ sei von einem Marschflugkörper getroffen worden, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs am frühen Dienstagmorgen mit. Die Rebellen würden dies auch weiterhin tun bei „Schiffen aller Nationalitäten“ auf dem Weg zu israelischen Häfen, bis diese Essen und Arzneimittel zu den Palästinensern in den Gazastreifen lieferten.
Die „Strinda“ sei auf dem Weg nach Israel gewesen. Die norwegische Reederei J. Ludwig Mowinckels Rederi sprach dagegen davon, dass das Schiff von Malaysia nach Italien unterwegs gewesen sei, als es angegriffen wurde. Die „Strinda“ habe einen Notruf abgegeben, woraufhin der Zerstörer „USS Mason“ Hilfe geleistet habe.
Bundesregierung besorgt wegen Huthi-Angriffen auf Schiffe
Unterdessen fordern die deutschen Reeder Deutschland und die EU zu Schutzmaßnahmen gegen Angriffe der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer auf. „Deutschland und die Europäische Union müssen die Lage sehr ernst nehmen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Reeder (VDR), Martin Kröger, in Hamburg. Es müsse sichergestellt werden, „dass die zivile Handelsschifffahrt und insbesondere die Seeleute auf unseren Handelsschiffen nicht in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas, den die Huthis als Grund für die Angriffe nennen, hineingezogen werden“.
Auch die Bundesregierung ist zunehmend wegen der Angriffe auf den internationalen Schiffsverkehr besorgt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin: „Wir gehen davon aus, dass diese Angriffe ohne die langjährige Unterstützung der Huthis durch Iran nicht möglich wären.“ Sie seien „völlig inakzeptabel“ und müssten aufhören.
USA wollen Marine-Bündnis gegen Huthi-Angriffe auf internationale Schifffahrt
Derweil berichtete das Handelsblatt, die USA wollten ein Marine-Bündnis zum Schutz des Schiffsverkehrs im Roten Meer schmieden und würden deswegen auch Gespräche mit der Bundesregierung führen. Die USA hätten ein grundsätzliches Interesse an einer stärkeren maritimen Kooperation an den Inspekteur der Marine herangetragen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Berliner Regierungskreise. Die Anfrage umfasse ein breites Spektrum militärischer Fähigkeiten, das von der Entsendung von Kriegsschiffen ins Rote Meer bis zum Abstellen einzelner Spezialisten der Marine reiche.
Die Meerenge Bab-al-Mandeb, in der die „Strinda“ angegriffen wurde, liegt zwischen Dschibuti und dem Jemen und verbindet das Rote Meer mit dem Golf von Aden - und somit mit dem Indischen Ozean. Sie hat große Bedeutung für den weltweiten Seehandel, insbesondere für den Transport von Erdöl. (erpe/dpa/AFP)
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