Disney, Apple und Co. stoppen Werbung
Eklat um Elon Musk: Weißes Haus kritisiert „abscheuliche Förderung von antisemitischem Hass“
VonVictoria Krumbeckschließen
Wegen antisemitischer Beiträge wollen Apple oder auch Warner nicht mehr auf dem Twitter-Nachfolger X werben. Zur Causa Elon Musk äußerte sich auch Washington.
San Francisco/Washington – Elon Musk ist kein unbeschriebenes Blatt. Schon mehrmals fiel der Milliardär und Tesla-Chef mit politischen Äußerungen negativ auf. Auf Elon Musks Online-Plattform X, dem Nachfolger von Twitter, sammeln sich Postings über Antisemitismus oder Nazi-Inhalte. Neben solchen Postings lassen sich Werbeanzeige von Riesenkonzernen wie Apple oder Disney finden. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Zahlreiche Unternehmen haben aufgrund dieser Inhalte ihre Anzeigen auf X ausgesetzt. Zu Musks Zuspruch für einen antisemitischen Beitrag reagierte sogar das Weiße Haus.
Elon Musk: Konzerne stoppen Werbung auf X – Kritik aus Weißem Haus
Laut Medienberichten stoppten am Freitag (17. November) unter anderem Apple, Disney, Paramount und der Warner-Konzern die Werbung bei X. Auch das Filmstudio Lionsgate bestätigte, dass Anzeigen auf der Plattform ausgesetzt worden seien. Zuvor hatte der Computer-Riese IBM seine Werbung bei X pausiert. Der New York Times zufolge wollte der Konzern dort in diesem Quartal eine Million Dollar ausgeben. Auslöser für die IBM-Entscheidung war, dass Anzeigen des Unternehmens bei X neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äußerungen entdeckt wurden.
Die Organisation Media Matters zeigte auf, wie Werbung unter anderem von IBM, Apple und dem Software-Konzern Oracle auf X neben Beiträgen mit positiven Äußerungen über Adolf Hitler und die Ideologie der Nationalsozialisten auftauchte. Zudem sorgte Musk für eine Kontroverse mit Zuspruch für einen antisemitischen Beitrag. In dem Post auf X hieß es unter anderem, von jüdischer Seite werde „Hass gegen Weiße“ verbreitet. Musk schrieb zu dem Beitrag am Mittwoch, darin stehe die „tatsächliche Wahrheit“.
Nach Antisemitismus-Zuspruch von Musk: Washington „verurteilt abscheuliche Unterstützung“
Kritik kam auch aus dem Weißen Haus. „Wir verurteilen diese abscheuliche Unterstützung von antisemitischem und rassistischem Hass aufs Schärfste“, sagte ein Sprecher des US-Präsidialamtes am Freitag. Wie schon zuvor unter anderem die Organisation American Jewish Committee verwies auch das Weiße Haus darauf, dass der von Musk unterstützte Beitrag Elemente der Verschwörungstheorie enthielt, die 2018 eine Rolle bei der Attacke auf eine Synagoge in Pittsburgh spielte. Der Angreifer tötete damals elf Menschen. Es war der tödlichste antisemitische Angriff in den USA.
In späteren Äußerungen rückte Musk nicht von seiner Position ab, sondern relativierte sie nur ein wenig: Er meine „einige Gruppen“ wie die jüdische Organisation Anti-Defamation League (ADL), die „faktisch anti-weißen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus“ verbreiteten. Er bekräftigte zugleich, dass es aus seiner Sicht ein Problem mit Rassismus gegenüber Weißen gebe. Am Freitag gab sich Musk weiter trotzig. „Viele der größten Werbekunden sind die größten Unterdrücker von Eurem Recht auf freie Meinungsäußerung“, schrieb er an seine Anhänger bei X. Zugleich warb er für das teuerste Premium-Abo ganz ohne Werbung, das in Deutschland rund 19 Euro im Monat kostet. Musk bezeichnete Media Matters als „das pure Böse“.
Werbeerlöse von X sinken – Kredite lasten weiterhin aus Twitter-Nachfolger
Die wirtschaftliche Lage von X ist bereits schwierig. Musk räumte mehrfach ein, dass die Werbeerlöse nur noch in etwa halb so hoch seien wie zu Twitter-Zeiten. Er versucht zwar, mehr Geld durch Abo-Angebote einzunehmen. Nach Einschätzung von Experten kann das aber bisher den Wegfall der Anzeigen-Einnahmen nicht annähernd ausgleichen. Gleichzeitig ist Musk auf Papier weiterhin der reichste Mensch der Welt. Nach Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg kommt Musk aktuell auf ein Vermögen von rund 219 Milliarden Dollar.
Allerdings besteht der weitaus größte Teil davon aus seinen Beteiligungen an dem von ihm geführten Elektroauto-Hersteller Tesla und seiner Raumfahrt-Firma SpaceX. Schon für den 44 Milliarden Dollar schweren Kauf von Twitter im Oktober vergangenen Jahres musste Musk Tesla-Anteile verkaufen und auch Kredite von rund 13 Milliarden Dollar aufnehmen. Diese Kredite lasten jetzt auf X und ihre Bedienung kostet laut Medienberichten rund eine Milliarde Dollar pro Jahr. (vk/dpa)
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