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Hamas sieht ausländische Geiseln „wie Gäste“ behandelt - Israels Armee warnt vor „Lügner“
VonChristoph Gschoßmann
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Noch immer befinden sich wohl etwa 200 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Die Terror-Organisation äußerte sich nun über deren Behandlung.
Tel Aviv - Wie viele sich Geiseln genau in den Händen der Hamas befinden, ist unklar - selbst die Terrororganisation scheint das nicht genau zu wissen. Nichtsdestotrotz behauptet die Hamas, ihre Gefangenen aus dem Ausland „wie Gäste“ zu behandeln. Sie machte hierzu nun genauere Angaben.
In einem am Montag (17. Oktober) veröffentlichten zehnminütigen Video, sagte der Sprecher der Al-Qassam-Brigaden, Abu Obaida, dass er zwar keine genaue Zahl der am 7. Oktober gefangenen Geiseln nennen könne, diese aber auf „zwischen 200 und 250 oder mehr“ schätze. Die Gefangenen seien auch auf andere Gruppen verteilt, „wo wir sie nicht zählen können“. Die Al-Qassam-Brigaden sind eine militärische Untergruppierung der Hamas.
Vor dem Gaza-Krieg: Die Geschichte des Israel-Palästina-Konflikts in Bildern
Hamas zu Geiseln: „Wir versuchen, sie zu beschützen“
Die Gefangenen würden „fair“ und „gemäß den Vorgaben unserer Religion“, behandelt, behauptete Abu Obaida. „Ihre Fürsorge ist unsere moralische und humanitäre Pflicht. Sie essen, was wir essen, sie trinken, was wir trinken, und sie leben unter den gleichen Bedingungen wie alle Menschen in Gaza.“
Der Sprecher kündigte an, dass die Gruppe bereit sei, nicht-israelische Gefangene unter den mindestens 200 inhaftierten Personen freizulassen, sobald ihre Sicherheit angesichts der anhaltenden Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen gewährleistet werden könne. „Sie sind unsere Gäste, wir versuchen, sie zu beschützen, und sobald die Bedingungen vor Ort es zulassen, werden wir sie freilassen.“
Israel bestreitet Hamas-Darstellung zur Lage der Geiseln
Israels Armee hat jedoch die Glaubwürdigkeit solcher Äußerungen sowie der Behauptung, dass bei israelischen Luftangriffen 22 Entführte getötet wurden, zurückgewiesen. Abu Obaida hat bereits zuvor damit gedroht, Häftlinge als Reaktion auf israelische Luftangriffe auf zivile Ziele in Gaza hinzurichten und ihren Tod per „Audio und Video“ zu übertragen.
Der israelische Armee-Sprecher Oberstleutnant Jonathan Conricus nannte Abu Obaida gegenüber Newsweek einen „Lügner“. „Er repräsentiert den Abschaum der Erde, eine Terrororganisation, die israelische Zivilisten entführt, getötet und hingerichtet hat.“ Die Glaubwürdigkeit des Sprechers der Al-Qassam-Brigaden sei gering, „jede von ihm geäußerte Information sollte mit äußerster Vorsicht behandelt werden.“
Hamas fordert Freilassung von 6.000 Palästinensern aus Gefängnissen
Nach Angaben der israelischen Armee gibt es 199 bekannte Entführte. Die Armee verwies auf die Hamas als Gruppe, die versuche, „sich als humane Organisation darzustellen, während sie eine mörderische Terrororganisation ist, verantwortlich für den Mord und Entführung von Babys, Frauen, Kindern und älteren Menschen.“ Israels Armee setze alle nachrichtendienstlichen und operativen Maßnahmen ein, um die Geiseln zurückzubringen, hieß es weiter.
Am Montag erklärte Khaled Meshal, ein hochrangiger politischer Beamter der Hamas, der katarischen Nachrichtenagentur Al Araby, dass er die humane Behandlung der derzeit von der Gruppe in Gaza inhaftierten Personen unter Beweis gestellt habe. Er forderte die Freilassung von 6.000 Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen festgehalten werden.
Hamas veröffentlicht erstmals Video mit mutmaßlicher Geisel
Die Hamas hat unterdessen erstmals auch ein Video mit einer mutmaßlichen Geisel veröffentlicht. In einem am Montag verbreiteten Video sieht man, wie einer jungen Frau eine Wunde am Arm verbunden wird, anschließend spricht sie direkt in die Kamera. „Ich bin 21 Jahre alt und komme aus Schoham“, sagt die Frau. Sie sei in Gaza und dort in einem Krankenhaus behandelt worden. Medienberichten zufolge soll es sich um eine Israelin namens Mia Shem handeln, die auch die französische Staatsangehörigkeit hat. Das israelische Militär teilte mit, die Frau sei entführt worden. Die Armee stehe in Kontakt mit der Familie. Man tue alles dafür, die Geiseln zurückzuholen.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verlangte, die Geisel sofort freizulassen. Der Élyséepalast teilte am Dienstag in Paris weiter mit: „Er verurteilt die Schmach, die die Geiselnahme unschuldiger Menschen und ihre abscheuliche Inszenierung darstellt.“ (cgsc mit dpa)