Grüne wüteten bereits

Grüne schockiert: ARD und ZDF planen mit Habeck für kleines TV-Duell mit Weidel

  • Nail Akkoyun
    VonNail Akkoyun
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  • Jan-Frederik Wendt
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Die Grünen äußern heftige Kritik an ARD und ZDF. Die Fernsehanstalten beabsichtigen, Robert Habeck ins kleine TV-Duell gegen AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel zu schicken.

Update vom 17. Dezember, 15.54 Uhr: Nach den Grünen wütet nun auch die AfD wegen der TV-Duell-Entscheidung der Öffentlich-Rechtlichen. „Der ÖRR ist für seine Kreativität durchaus zu bewundern. Im vergangenen Bundestagswahlkampf wurde noch mit den damals aktuellen Umfragewerten argumentiert, weshalb neben Union und SPD auch die Grünen zu den sogenannten Triellen eingeladen wurden“, sagte ein Sprecher von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel gegenüber der Bild-Zeitung.

In den vergangenen Monaten rangierte die AfD in den Umfragen stets hinter der Union auf Platz zwei. Der AfD-Sprecher beschwert sich weiter: „Nun hat man eine neue Grundlage geschaffen, wonach der aktuelle Kanzler gegen den vermeintlich aussichtsreichsten Herausforderer antreten darf.“ Die AfD wolle die Entscheidung von ARD und ZDF nun juristisch prüfen lassen, hieß es weiter.

Robert Habeck soll gegen Alice Weidel ins TV-Duell – Grüne und AfD sind damit unzufrieden.

„Wirklich ernst gemeint?“ Grüne wüten nach TV-Duell-Entscheidung von ARD und ZDF

Erstmeldung: Berlin – Die Grünen haben ARD und ZDF für das geplante TV-Duell mit ihrem Kanzlerkandidaten scharf kritisiert. Der Grund: Die Öffentlich-Rechtlichen lassen Robert Habeck gegen die AfD-Kanzlerkandidaten Alice Weidel antreten – und nicht gegen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU).

ARD und ZDF haben das große TV-Duell zwischen Scholz und Merz für den 9. Februar geplant. „Die Union liegt laut Umfragewerten deutlich vor allen anderen Parteien“, begründen die Sender ihre Entscheidung. Merz sei der „aussichtsreichste“ Herausforderer von Scholz. Der Kanzler und der CDU-Chef haben sich nach der Vertrauensfrage in der ZDF-Sendung „heute journal“ bereits eine heftige Auseinandersetzung geliefert. Im Bundestag hatte eine Szene zwischen Scholz und SPD-Vorsitzenden Saskia Esken für Schlagzeilen gesorgt.

Grüne werfen ARD und ZDF Unterstützung von SPD und CDU vor

Die Grünen-Co-Fraktionschefin Katharina Dröge übte auf X scharfe Kritik: „Sagt mal ARD und ZDF, ist das wirklich ernst gemeint? Nur SPD & CDU einzuladen? Mit freundlicher Unterstützung zurück zur Groko? Oder was für ein Land soll das abbilden?“ Während des Wahlkampfes zur letzten Bundestagswahl im Jahr 2021 gab es TV-Dreikämpfe zwischen den damaligen Kanzlerkandidaten Scholz, Armin Laschet (CDU) und Annalena Baerbock (Grüne). Offenbar wollen ARD und ZDF keine TV-Debatte mit vier Kanzlerkandidaten senden.

Grüne fordern TV-Duell mit Robert Habeck gegen Olaf Scholz und Friedrich Merz.

Das kritisierte auch Grünen-Co-Chefin Britta Hasselmann auf X: „In einem extrem kurzen Wahlkampf auf diese Art Setzungen vornehmen zu wollen, ist inakzeptabel.“ Auch Fraktions-Geschäftsführerin Irene Mihalic äußerten ihren Unmut auf der Nachrichtenplattform: „Das ist unter vielen Gesichtspunkten sehr fragwürdig und inakzetabel.“ ARD und ZDF würden in einem offenen Wahlkampf politische Fakten schaffen, „die an der Realität vollkommen vorbeigehen“.

Ein TV-Dreikampf mit CDU, SPD und Grünen wie vor drei Jahren wäre sehr angreifbar gewesen. Denn: In den Umfragen zur Bundestagswahl liegt die AfD vor den Grünen und der SPD auf dem zweiten Platz hinter den Christdemokraten.

Grünen-Unterstützer melden sich zu Wort: TV-Duell zwischen Merz und Habeck interessanter

Auch Unterstützer und Sympathisanten der Grünen meldeten sich in den sozialen Netzwerken zu Wort. Klimaforscher Stefan Rahmstorf aus Potsdam argumentierte: „Unverständlich, ARD & ZDF“. Laut Umfragen präferieren 26 Prozent der deutschen Wählerinnen und Wähler Merz als künftigen Bundeskanzler – und 25 Prozent Habeck, so der Wissenschaftler. Scholz käme aktuell nur auf 18 Prozent. „Merz-Habeck wäre mit Sicherheit die interessantere Debatte, wenn es denn ein Duell sein soll“, schrieb Rahmstorf.

Die Bundesvorsitzenden der Grünen: Von Jürgen Trittin bis Ricarda Lang

Krista Sager und Jürgen Trittin von den Grünen
Im Dezember 1994 traten Krista Sager und Jürgen Trittin als Doppelspitze des noch jungen Zusammenschlusses namens „Bündnis 90 / Die Grünen“ an. Beide wurden zu Sprecherin und Sprecher des Bundesvorstands der Partei gewählt. Gemeinsam lenkten sie die Geschicke der Partei für zwei Jahre bis 1996. © Sepp Spiegl/imago-images
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel.
Jürgen Trittin blieb Sprecher der Grünen, von 1996 bis 1998 aber mit neuer Kollegin an seiner Seite: Auf Krista Sager folgte Gunda Röstel. © Jürgen Eis/imago-images
Gunda Röstel blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin.
Gunda Röstel (l) blieb für zwei weitere Jahre Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Antje Radcke ersetzte den scheidenden Jürgen Trittin. Von 1998 bis 2000 wurde die Partei damit von zwei Frauen an der Spitze geführt. © Sven Simon/imago-images
Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands.
Im Jahr 2000 tauschten die Grünen ihr Führungspersonal komplett aus. Fritz Kuhn und Renate Künast wurden zu Sprecher und Sprecherin des Bundesvorstands. Ihre Amtszeit hielt aber nur ein Jahr bis 2001. © imago stock&people
Fritz Kuhn und Claudia Roth
Aus Bundesprechern wurden bei den Grünen im Jahr 2001 Bundesvorsitzende. Die ersten Beiden, die dieses Amt bekleideten, waren Fritz Kuhn und Claudia Roth. © Sven Simon/imago-images
Reinhard Bütikofer und Angelika Beer
Nur ein Jahr später der nächste Wechsel an der Spitze der Grünen. Reinhard Bütikofer und Angelika Beer rücken auf und bilden den Bundesvorstand der Partei von 2002 bis 2004. © imago-images
Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer
2004 kehrte Claudia Roth als Vorsitzende der Grünen zurück - an der Seite von Reinhard Bütikofer. Das Duo blieb bis 2008 im Amt. © Sven Simon/imago-images
Claudia Roth und diesmal Cem Özdemir das Führungsduo der Grünen
Claudia Roth blieb insgesamt bis 2013 im Amt. Ab 2008 mit neuem Co-Vorsitzenden: Cem Özdemir. © Jan Huebner/imago-images
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter.
Cem Özdemir blieb Parteivorstand. Von 2013 bis 2018 führte er die Grünen gemeinsam mit Simone Peter. © Rüdiger Wölk/imago-images
nnalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen
Im Jahr 2018 übernahmen Annalena Baerbock und Robert Habeck als Führungsduo den Vorstand der Grünen. Nach dem Einzug der Grünen in die Bundesregierung legten sie ihre Ämter nieder und schlossen sich dem Kabinett von Bundeskanzlern Olaf Scholz an. © Chris Emil Janssen/imago-images
Omid Nouripour und Ricarda Lang
Es folgten Omid Nouripour und Ricarda Lang. Sie übernahmen den Vorsitz des Bundesvorstands der Grünen im Jahr 2022. Zwei Jahre später verkünden beide ihren Rücktritt als Reaktion auf zahlreiche Wahlschlappen ihrer Partei. Wer die Umweltpartei künftig führt, ist noch offen. © dpa

Auch RTL wird ein TV-Duell mit Scholz und Merz zeigen – am 16. Februar. Weitere könnten folgen, teilten die Sender mit. (Jan-Frederik Wendt)

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